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Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Titel: Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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auf die Kakteenwälder, aber grausige psychische Wirkung auf deren Nutznießer. Im Dauerregen begann selbst das Metall der Raumschiffe zu rosten.
    Nachdem sämtliche Wolken abgeregnet und sich der Planetenboden mit Nässe voll gesogen hatte, öffneten sich in der schwarzen Scheibe einzelne Strukturlöcher. Sie wurden zahlreicher und flossen schließlich zu einem Zeichen zusammen, das jeder Planetarier entsetzt betrachtete: ein Kreuz mit Ringen an den Enden dreier Geraden. Durch die Strukturöffnung brannten die Strahlen der Sonne und beendeten die zermürbende Finsternis, die über Kharghoyn gelegen hatte. Um den Planeten raunten die demoralisierten Wesen:
    »Das Zeichen! Ein Zeichen der Götter!«
    Sanddünen hatten sich in Schichten nasser, gleitender Materie verwandelt. Kanäle, Wadis und Kakteen, Sonnensegel und Grenzmauern flossen zu einer zähen, amöbenhaften Masse zusammen. Durch die leeren Flussbetten rauschten Flutwellen und rissen Planetarier mit sich, spülten sie an anderen Stellen wieder aufs nasse Land. Die Schallprojektoren begannen synchron zu arbeiten – eine furchtbare Stimme hallte und donnerte in die Sinnesnerven der Wesen. Sie zitierte lange Passagen aus den Gesetzeswerken der Vorväter.
    ›Also kam der Versucher aus den Sternen und redete wohlklingend wider die Vernunft, machte großartige Versprechungen, und die Gläubigen, die unter den guten Strahlen der Sonne saßen, hörten ihm zu und glaubten ihm ...‹
    In der feuchtigkeitsgeschwängerten Luft nach den großen Regen stürzte die Stimme, die den vertrauten Text sprach, die Bewohner aus der Verzweiflung. Sie begannen zu verstehen, dass mit »Versucher« die Koordinatoren gemeint waren.
    ›Und allda schickten sie sich an, wider Nachbarn und Freunde zu ziehen und das Gesetz zu brechen, von Habgier und Neid verführt. Der alte Vorvater sah’s und grollete ihnen, aber in seiner Sanftmut schwiegete er lange ...‹
    »Woher kennst du das Gesetzeswerk, Howard?«, fragte Rohanna. Gus antwortete anstelle Yulsmans.
    »Einer unserer Leute hat, damals, den Text kennen gelernt. Auch hier haben wir unsere Schilde zurückgelassen.«
     
    ›Und als der Vorvater lange zugesehen hatte, wie seine Kinder gegen den Geist der Vernunft sündigten, ergromm er fürchterlich und sandte Große Plagen über die Welt: Zuerst verdunkelte er mitten am Tag die Sonne. Dann hieß er die Wolken abregnen; sie leerten sich aus über Kharghoyn und ertränkten viele. Dann ließ er seine Stimme erschallen und schimpfete wider seine Brut, so dass sie begannen, die Verbotenen Maschinen zu zerstören, denn sie hatten sie gegen sein Gesetz gezimmert ...‹
     
    Es würde niemanden im Rhomboidschiff verwundern, wenn nun die Besatzungen der Wracks begönnen, in Panik die wichtigsten Einrichtungen der Raumschiffe zu zerstören. Jedenfalls verließen viele fluchtartig die Schiffe und versteckten sich in den nassen Dünen rund um den letzten Landeplatz.
    »Später werden wir die Schiffe gründlich zerstören«, sagte Gherenc nach einer Weile. »Noch aber spricht der Vorvater.«
    Die Wahl der uralten Worte bewies, dass ein gleichartiges Ereignis in der Vergangenheit schon einmal stattgefunden hatte; vielleicht würde man diese Umstände später ergründen können. Jetzt brüllten die Hyperlautsprecher eine neue Strophe über das Land:
     
    ›Aber die letzte Plage wird fürchterlich sein! In die Wüste Kharghara werden kommen zween Racheengel des Vorvaters und werden Opfer einfordern. Und sie werden aus stählernen Händen Dinge ausstreuen, die Beweise dafür sind, dass sich Sünden wider die Vernunft bitter rächen. Sehet und wartet und gehorchet dem Wort der rächenden Stahlengel!‹
     
    Howard nickte Gus Gherenc anerkennend zu.
    »Das alles war großartig und, ich glaube, überzeugend genug für Jahrzehnte. Nun wird die schöpferische Phantasie der Händler, insbesondere meine, über ihre Ufer treten.«
    »Die Analyse der Planetenoberfläche ist fertig«, meldete Tug. »Hier sind eure Karten. In die Navigationsgeräte der Raumanzüge habe ich sie einlesen lassen.«
    »Trefflich!«
    Howard musterte kurz die vielfarbigen Folien der planetaren Karten, betrachtete wieder einmal lange und zweifelnd seinen Hochleistungsrobot Rohanna, das vorläufig letzte Exemplar aus Fürst Pompeos Firma AndroPlus auf Aikmon, und stand zögernd auf. Er war ausgeschlafen und fühlte sich der bevorstehenden Aufgabe einigermaßen gewachsen.
    »Wir wagen uns also hinunter. Die Logistik unseres Auftritts

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