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Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Titel: Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Sekunden wieder hervor, und zwischen den vielen Fingern steckte ein Viereck hochpolierten Goldmetalls. Deutlich sah man eingeritzte Zeichen. Die Hand streckte sich niemandem entgegen und erstarrte. Die Platte fiel aus den Fingern und klirrte auf den Stein.
    »Würde er sprechen können«, sagte Pompeo, »würde er in hunderteinundsiebzig Sprachen ›Bitte!‹ sagen.«
    Der Mund der Statue öffnete sich. Eine dunkle Stimme dröhnte auf und ließ die Anzuglautsprecher übersteuert klirren. Die Menschen wichen erschrocken zurück.
    » EDAS GHI EYT’M!«
    »Bei den fremden Sonnen!«, rief Pompeo. »Man wird doch noch einen dürftigen Witz machen dürfen, ohne erschreckt zu werden. Die Auskunft war jedenfalls sehr erschöpfend.«
    Rohanna hob die Metallplatte auf und sagte: »Ich helfe gern bei der Analyse und beim Entziffern.«
    »Wahrscheinlich heißt es: Dorthin müsst ihr fliegen«, murmelte Siccine. Die verschiedenen Bewegungen der Statue wiederholten sich rückläufig, dann stand die Gestalt wieder starr da wie sein ... Jahrhunderten?
    »Vielleicht werden wir jetzt gefilmt«, meinte Peet. »Setzt euer schönstes Lächeln auf.«
    »Immer zu Scherzen aufgelegt, die Freihändler«, sagte Rohanna. Pompeo erklärte in entschiedenem Tonfall:
    »Die jetzt ins Schiff zurückfliegen und wohl den vorgeschlagenen Kurs einschlagen werden. Sie tragen Kultur, Zivilisation und Luxuswaren in diesen Sternencluster, dessen steinerner Portier uns so reizend begrüßt hat.«
    Kurze Zeit später schlossen sich die Schleusenklappen. Die Beiboote hoben ab und schleusten in die Ultimate Story ein. Dann geschah längere Zeit nichts Auffälliges; die Analyse aller Erlebnisse und Daten, die in der kurzen Zeit stattgefunden hatten und angefallen waren, stellte sich als schwierig und zeitaufwendig heraus.
     
    Hinter dem breiten durchsichtigen Band um die Schiffsmitte verlief ein Ringkorridor. Darin befanden sich zwei Observatorien, eines für Beobachtungen im normaloptischen, das andere für sämtliche anderen spektralen Bereiche. Ferner gab es kleine Bars, Sitzgruppen, zahlreiche Monitoren und Holoprojektoren, die der internen Kommunikation dienten, sowie Fluchträume, betriebsbereite neue Raumanzüge, viele Bilder, Hologramme, Sockel voller Kunstwerke, Terminals, die den Zugriff zur Musik- und zur Literatur-Bibliothek und zu sämtlichen anderen Speicherdaten gestatteten. Kühle, kestrel-parfümierte Luft und gemütvolle Klänge herrschten in diesem Kreisring. Fürst Pompeo Davyd lag in einem Kontursessel und blickte hinaus auf die Grenzen von Meer und Land und schien Wolken zu zählen; er trank Lemurphroig und war tief in Gedanken versunken.
     
    Hier, dreißig Lichtjahre tief in der Kleinen Magellanschen Wolke, schien ein guter Platz zum Nachdenken zu sein. Wie Pompeo wussten auch die Freunde, dass sie auf bestimmte Weise die zehn privilegiertesten Männer der Galaxis waren; ihr hart erarbeiteter, die Vorstellungen schier übersteigender Reichtum zeichnete sie aus, schützte sie aber nicht vor persönlicher Unbill. Auch aus diesem Grund hatten sie ihre Freundinnen, denen sie – meist – treu geblieben waren, nicht in Eheverträge gezwungen; Freiheit war auch durch MegaEcum nicht zu ersetzen. Der Flug in die »Wolke« stellte für die Männer, die bisher jede persönliche Sinnkrise vermeiden hatten können, eine Zäsur dar: bald würde jeder von ihnen die Fünfzig erreicht haben. Ein schwieriges Datum. Ein Mittel, eine auch in Lichtjahren messbare Entfernung vom gewöhnlichen Alltagsgeschäft dazu zu benutzen, kühne Gedanken zu denken und in dem Gewölbe der Großen Kosmischen Nacht die Winzigkeit des Individuums neu zu erfahren; aber nicht gerade in beschämender, würdeloser oder entsetzlicher Form. Bisher hatte es sich gut angelassen, dachte Pompeo, leerte das Glas und richtete seine Schritte zum Konferenzraum.
     
    Etwa achtundvierzig Stunden nach dem Start saß die Besatzung der Final Story, umgeben von Kunstwerken und aktivierten Holoschirmen, um den großen runden Tisch. Rohanna hielt Wache im Cockpit. Es roch nach Cabromin, Zigarettenrauch zog zu den Öffnungen der Luftumwälzung, und die Bildschirme zeigten die Sterne vor dem Zentrum der Kleingalaxis. Vaucouleurs KI hatte den Kurs ausgerechnet, der sowohl dem Fingerzeig der rätselhaften Gestalt als auch den Referenzpunkten auf der Metallplatte entsprach.
    »Wir haben 2000 Parsek zurückgelegt«, sagte Teane Tweet. »In knapp fünfundsiebzig Stunden.«
    »Nichts kam dazwischen.

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