Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Signal: Clarity Mestrellet-Aga erschien, besser aber schlichter angezogen als Teane, vor einem Dunkelschirm, der eine purpurne Aura schuf. Im Halbdunkel flirrten und funkelten im Haar Claritys synthetische Diamanten, und ein betäubender, im Wohlgeruch kaum zu übertreffender Geruch traf die Männer an den Schreibtischen. Eeker beugte sich anerkennend vor, atmete mehrmals tief ein und aus und sagte:
    »Deine zweite Kreation ist besser als unser Produkt. Machen wir einen neuen Versuch?«
    Clarity und Schirm verschwanden, eine Turbine saugte den Duft aus der Halle. Eeker schickte ein kleines Mädchen, etwa fünfjährig, auf den Laufsteg. Sie trippelte, eine große weiße Blume im halblangen Haar, auf Pompeo zu, kletterte zum Podium hinauf und lispelte:
    »Ich rieche auch gut. Schmeckst du’s?«
    Pompeo wusste, als er den Geruch aus der Blüte in die Nüstern bekam, dass sogar sein zweites Produkt übertroffen wurde. Er nickte anerkennend zum anderen Tisch hinüber und sagte:
    »Sie verstehen etwas vom Duftgeschäft, die Leute dieses Sonnensystems. Der Duft, vielleicht etwas herb, ist so gut wie vollkommen. Mein letzter Versuch!«
    Er wartete, bis das Mädchen aus dem Saal getrippelt war, drückte den Signalknopf und wartete. In der Final Story schritt Pompeos letztes Aufgebot in den Transmitter. Robot Rohanna. Sie trug einen Pseudonutria-borealis -Pelzmantel von Teane Tweet und verließ das Gegengerät; der Duft, der sie begleitete, konnte Verfassungsrichter zum Diebstahl und rasende Junggesellen vor den Traualtar treiben. Als sich Rohanna mit dem überzeugenden Temperament des hochgezüchteten Robots Eeker näherte, warf es ihn fast aus dem Sessel; er war erschüttert.
    »Bestechend! Vielleicht glückt dein Vorhaben, Pompeo. Aber ich habe noch einen letzten Versuch.«
    Sekunden danach materialisierte in der Luft über Pompeo eine Blume von unirdischer Schönheit, versehen mit einem Duft, der Kriege entfachen konnte. Pompeo war sicher: Nach fünfzehn Minuten hatte er den ersten seiner Durchgänge zwar ehrenvoll, aber immerhin verloren. Eeker zupfte sich am Ohrläppchen und fragte:
    »Riecht angenehm, nicht wahr?«
    »Sensationell. Ich sehe ein«, sagte Pompeo, »dass ich mit Duftstoffen hier wenig ausrichten kann. Aber wir haben noch drei Durchgänge, Partner.«
    »Gehen wir an die frische Luft«, schlug Eeker vor. »Sonst werden wir für den Rest des Tages unbrauchbar.«
    Nehr-alth erwartete sie mit Getränken und Erfrischungen. Pompeo zündete sich eine zweite Zigarette an und betrachtete sinnend die heranrollende Brandung. Er wandte sich an Atecham Eeker und meinte:
    »Das Risiko, nichts verkaufen zu können, ist lebensnotwendig für Händler. Müssten sie um nichts kämpfen, wäre ihr Leben maßlos uninteressant. Mitunter sind wir aber auch blind, wenn wir die Zone vertrauter Zeichen verlassen.«
    »Wir teilen deine Auffassung. Du hast nicht noch ein besseres Parfum oder Dufterzeugnis?«
    »Nein. Andere Mischungen – ja. Warum?«
    »Ich habe das beste Erzeugnis aller 5000 Planeten aufgeboten.«
    Pompeo schluckte mehrere Flüche herunter und antwortete:
    »Meines war die Krönung aller Duftstoffe von etwa 3000 Planeten. Ich bedaure.«
    Die beiden Kaufleute grinsten einander an, und Eeker deutete auf das Podium.
    »Machen wir weiter?«
    Sie gingen zurück ins Zentrum der Halle. Der nächste Durchgang begann.
     
    Die Freihändler, ihre Gefährtinnen und Nurch waren sich des epochalen Zusammentreffens mehr als bewusst: Bei aller Verschiedenheit, die sich nicht auf siebenfingrige Hände und ebensolche Füße oder schwarze Augen beschränkte, erkannten sie die Gemeinsamkeiten beider Rassen. Selbst der Begriff ›Rasse‹ war fragwürdig; die Schöpfung hatte körperliche, geistige und kulturelle Gemeinsamkeiten hervorgebracht. Die humanoiden Bewohner der Kleinen Magellanschen Wolke besaßen sogar ein ›pythagoräisches‹ Weltbild, und das Spektrum ihrer Emotionen war mindestens ebenso breit wie das der Terraner. Der Stil nahezu aller ihrer Lebensäußerungen schien weitaus verfeinert zu sein, sicherlich aber keine Zehnerpotenz höher als die des Homo sapiens stellaris. Bauwerke und Einrichtungen erzählten von einer langen, bewussten Evolutionsgeschichte, die den Krieg als Mittel nachdrücklicher Überzeugungsarbeit oder ungerechtfertigten Machtanspruchs überwunden hatte. Die Herausforderungen bestanden darin, mit Flotten ästhetisch hinreißend konstruierter Raumschiffe unbewohnte Planeten zu entdecken, zu