Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Titel: Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
der Raumgarde, betätigte den Liftschalter. Eine Energiewand baute sich auf, die Kabine bewegte sich in die Tiefe der Grabanlagen der verschwundenen Rasse und hielt nach einer kleinen Ewigkeit. Jupiter setzte die Mütze und eine arrogante Miene auf und verließ den Lift.
    Die Kabine hatte am inneren Äquator einer kugelförmigen Höhle gehalten, an deren Wände unzählige Bilder aus dem Totenreich der Insektoiden leuchteten. Tiefstrahler erhellten die Szenerie, die voller Leitungen, Trägern, Arbeitsplattformen und gläsernen Konstrukten war. Eine gewendelte Rampe, auf der nur wenige Wissenschaftler oder Wächter zu sehen waren, führte in kühle, weniger helle Tiefe. Strongfort ging zielbewusst auf den Doppelposten zu, der den Zugang zu Labors außerhalb der Kugel bewachte.
    »Routinekontrolle«, sagte er leutselig. »Projekt Oszillierende Zeit . Wird gerade gearbeitet?«
    »Nein, Major. Sir.«
    »Öffnen Sie bitte.«
    Der Vorgang, der Fingerabdrücke, Handteller und Irischeck umfasste, dauerte dreißig Sekunden. Dann öffnete sich ein Schott, ein zweites, das erste glitt zu, und Strongfort stand in einer kleinen Montagehalle. Im Mittelpunkt zahlreicher KI-Pulte, Holoprojektionen, Schaltschränke stand oder schwebte über einem knöcheltiefen Belag eine Art Kugel, aus sphärischen Metalldreiecken und Stäben zusammengesetzt. In den Fasern des Belags erschienen, als Strongfort auf die Kugel zuging, keine Trittspuren. Jetzt war er auf sich allein gestellt – Actres und ihre Geräte hatten nur einen langen Blick in den Raum werfen dürfen.
    In den Holoprojektionen wanderten Sinuskurven aufwärts und abwärts. Zahlenkolonnen, deren letzte Ziffern sich ständig änderten, schienen zu beweisen, dass jene Kugel mit einer runden Glas-Plattform zwischen Gegenwart und Zukunft oszillierte, um Zehntelsekunden oder mehr. Gab es hier keine Vergangenheit? fragte sich Strongfort und zwang sich zur Konzentration.
    Die Lichtmuster an den Wänden, auf der Innenseite des Schotts voller Schaltelemente und an der Decke waren geeignet, einen Menschen, wenn er lange genug darauf starrte, zu einem hilflos stammelnden Debilen zu machen. Was Strongfort jetzt zu tun hatte, musste er selbst entscheiden, ganz allein, völlig auf sich gestellt, mit dem Risiko endgültigen Versagens, Verschwindens oder der Auslöschung seiner Person.
    Er definierte in einer der Holoprojektionen die weitestmögliche Oszillation in die Zukunft ... SekundenMinutenStundenTage. Er verfolgte Stränge verschiedenfarbiger Steuerleitungen. Er begriff, dass nur der Inhalt dieser bizarren Kugel von etwa drei Metern Durchmesser in die Zukunft versetzt und binnen weniger Sekunden wieder in die Gegenwart zurückgebracht wurde – und in dieser Sekunde verstand er auch, dass die so genannte Zeitmaschine keine Erfindung der Aikmonier, sondern – nun, vielleicht ... möglicherweise ... wahrscheinlich – eine technische Grabbeigabe der Verschwundenen Rasse war, mit der sich die Aikmonier ohne sonderlichen Erfolg und keineswegs mit brennendem Interesse herumschlugen. Lediglich vier Posten, die das erregende Geheimnis bewachten, schienen seine blitzartig angestellten Vermutungen zu bestätigen. Er näherte sich vorsichtig dem Schaltpult, dessen Anzeigen die Schwingungen im Bereich von Aikmon-Tagen zeigten. Nach Minuten schweigenden Überlegens nahm er einen Regler zwischen zwei Finger und veränderte dessen Position zur Plus-Anzeige.
    Die Zahlen änderten sich. Ein Tag, zehn Tage, ein Dutzend, ein Monat ... schließlich, nach behutsamem Zögern, stellte er 370 Tage ein. Sein Herzschlag hämmerte so laut; er musste an der Oberfläche zu hören sein. Wahrscheinlich schwankten die Bildersäulen im Tempel. Im Inneren der Kugel, vor einem einfachen Sitz, entdeckte er neben einem Auslöseknopf einen Haltegriff. Er versuchte, tiefer in die Geheimnisse der Schaltungen einzudringen und programmierte, wiewohl ihm die Zeit unter den Fingern davonraste, seinen zweistündigen Aufenthalt in der Zukunft von 370 Tagen. Minuten und Stunden ignorierte er.
    Gesenkten Kopfe überflog er seine bisherigen Handlungen.
    Er entdeckte trotz der Kontrolle durch sokratische, aristotelische Verfahren und der horrend gut ausgebildeten eigenen Skepsis keinen Fehler.
    Er nahm sein Herz in beide Hände, überprüfte abermals die Programmierung und stieg in die Kugel, setzte sich und hielt sich fest.
    Er presste den Schalter, der das Symbol ewigen Lebens in Intarsienarbeit zeigte, wurde in die Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher