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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Richtung, weil er etwas übersehen hatte.
    HK stand vor ihnen.
    Jonas hatte sich so sehr daran gewöhnt, HK als körperlose Stimme aus einem Stein kommen zu hören, dass er einige Male blinzeln musste, um tatsächlich zu glauben, dass er es war. Das gleiche dunkle Haar fielihm in die Stirn. Die gleichen klugen grünen Augen blickten aus dem hübschen Gesicht – ein »süßer Hausmeisterknabe«, wie Katherine ihn genannt hatte. Damals, als sie noch dachten, er sei lediglich ein Hausmeister des FBI. Er trug die gleichen unauffälligen Klamotten wie beim letzten Mal und Jonas fragte sich flüchtig, ob echte Zeitreisende wie HK vielleicht Spezialkleidung besaßen, die sich dem jeweiligen Jahrhundert automatisch anpasste.
    »Du hast uns aus der Zeit geholt, nicht?«, warf Katherine ihm vor und blinzelte in der unerwarteten Helligkeit. »Wolltest du nicht warten, bis wir es dir erlauben?«
    »Ich brauche keine Erlaubnis, wenn ich euch bei einem Verstoß gegen die Zeitgesetze erwische«, sagte HK und feixte. »Der Versuch, Chip vor den Augen seiner Mutter und Schwestern von seinem Marker zu trennen, ist ein klarer Verstoß gegen den Zeitkodex 6843J6. Ich habe nur darauf gewartet, dass ihr so etwas macht.«
    Das Grinsen wurde zu einem siegesgewissen Lächeln.
    »Letzte Nacht haben wir vor den Mördern im Tower mehr oder weniger das Gleiche gemacht«, sagte Jonas. »Äh, das heißt, letzte Nacht 1483.« Sie konnten sich unmöglich noch im Jahr 1483 befinden. Dafür waren die Lichter zu hell und der Raum zu sauber, zu rechteckig und zu steril. »Warum hast du uns da nicht aus der Zeit geholt?«
    »Das war kein Verstoß, weil es dunkel war und die sogenannten Mörder keine Veränderung bemerkt haben«, erwiderte HK. »Außerdem waren es keine Mörder. Sie haben niemanden umgebracht.«
    »Noch nicht«, murmelte Katherine. »Woher sollen wir wissen, dass sie Chip und Alex nicht in diesem Augenblick nachstellen?«
    »Du meinst den Augenblick, den ihr gerade verlassen habt«, korrigierte sie HK. »Schaut her.«
    Er drückte neben sich auf einen Knopf an der Wand und diese glitt zurück, um den Blick auf Chip und Alex samt ihrer Mutter und den Schwestern freizugeben. Der Anblick war so klar und gestochen scharf, als schaue man aus einem Fenster.
    Nein, dachte Jonas. Klarer als das. Es ist wie ein Fenster ohne Glas. Als wäre es nur eine Öffnung. Es sieht aus, als könnte ich einfach zu ihnen ins Zimmer zurückmarschieren
.
    Aber auch das war falsch. Wäre der mittelalterliche Raum wirklich so nahe gewesen, dass sie durch nichts getrennt wurden, würde das grelle Licht des Raums, in dem Jonas sich befand, jeden Winkel der Zufluchtsstätte von Westminster ausleuchten. Doch diese war ebenso düster und dunkel wie zuvor und wurde nur von Kerzenlicht erleuchtet.
    Fernsehen, schlussfolgerte Jonas. Absolut supergutes Fernsehen.
    »Eine Sekunde nachdem ihr fort seid«, sagte HK.»Zwei Sekunden nachdem ihr fort seid.« Auf dem Bildschirm oder hinter dem Fenster, oder was immer es sein mochte, futterten Chip und Alex weiter Erdbeeren. Die Königin und die Prinzessinnen sahen ihnen vom Bett aus zu, grenzenlose Erleichterung und Liebe spiegelte sich in ihren Gesichtern. »Drei Sekunden nachdem ihr fort seid. Vier …«
    »Schon gut, schon gut! Wir haben’s kapiert!«, grummelte Jonas. Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu HK auf. »Aber warum bist du hier?« Bei ihrer letzten Begegnung hatte sich HK zusammen mit zweiunddreißig weiteren Kindern in einer Höhle befunden, die er allesamt an ihren Platz in der Geschichte zurückschicken wollte. »Was ist in der Höhle passiert? Was hast du mit den anderen Kindern gemacht?«
    »Nach eurem Verständnis sind sie immer noch dort«, sagte HK. »Und ich auch.«
    »Hä?«, sagte Jonas, während Katherine gleichzeitig »Was?« murmelte.
    HK lachte.
    »Wenn ihr vorhabt, öfter auf Zeitreisen zu gehen, müsst ihr aufhören, euch die Zeit als einen gradlinigen Strahl vorzustellen«, sagte er.
    Jonas war geneigt, HK zu erklären, wie viele Zeitstrahlen er im Laufe seiner Schulkarriere hatte zeichnen müssen. Seine Gemeinschaftskundelehrer hatten jedenfalls alle so getan, als ob die Zeit eine Art gerade Linie sei.
    »Und«, fuhr HK fort, »ihr müsst aufhören, eure Wahrnehmung von Ereignissen für die einzig mögliche Abfolge zu halten.«
    Jonas wusste, dass er völlig verständnislos in die Gegend sah.
    »Das Ganze noch mal«, sagte Katherine.
    »Genau!«, gratulierte ihr HK. Dann stutzte er. »Äh, du

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