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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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sagte Jonas.
    HK und Katherine fuhren mit offenem Mund und gerunzelter Stirn zu ihm herum. Jonas fragte sich, ob er sich herzlos oder einfach nur dumm anhörte.
    »Ich meine«, beeilte er sich zu erklären, »wenn Chip und Alex auf jeden Fall verschwunden wären, was spielt es dann für eine Rolle, ob sie aus ihrer Kammer oder unten vom Hof verschwinden?«
    »Ah«, sagte HK. »Das ist eine sehr gute Frage.«
    Katherine verdrehte die Augen.
    »Dazu müsst ihr wissen, wie kompliziert die Lage in diesem Zimmer und unten im Hof war«, sagte HK. »Die Pläne, die in dieser Nacht ausgeführt wurden, warenausgesprochen vielschichtig. Im Grunde müsste man ein Schaubild anfertigen, um sämtliche widerstreitenden Interessen zu skizzieren.«
    Jonas hoffte inständig, dass HK weder Schaubild noch Skizze anfertigen würde.
    »Soll ich euch einfach nur das Wesentliche aufzählen?«, fragte HK.
    Jonas und Katherine nickten.
    »Vor etwa einer Woche«, begann HK, »erfuhr die Königin, dass man Richard zum König ausgerufen hatte und er seine Krönung plante –«
    »Was?«, unterbrach ihn Jonas. »Du hast uns letzte Nacht erzählt, Chip wäre der König. Ich meine, Eduard. Das hast du gesagt!«
    »War das gelogen?«, fragte Katherine anklagend.
    HK hob abwehrend die Hände.
    »Würdet ihr mich das bitte erklären lassen?«, bat er. »Ich habe euch das gesagt, was Eduard im ursprünglichen Verlauf der Geschichte zu diesem Zeitpunkt geglaubt hätte. Es war nicht unbedingt eine Lüge. Alles war im Fluss. Eduard wusste nicht, was Richard öffentlich verlautbaren ließ. Außerdem hält sich Eduard/ Chip immer noch für den König, nicht wahr? Selbst jetzt noch, wo Richard die Krone trägt.«
    Jonas blickte auf den Bildschirm und sah den überheblichen Ausdruck auf Chips/Eduards Gesicht, selbst wenn es nur darum ging, sich Erdbeeren in den Mund zu werfen.
    »Aber die Wachen haben letzte Nacht gesagt, dass sie Prinzen suchen, als ob Chip und Alex gleichrangig wären«, wandte Katherine ein. Es imponierte Jonas, dass ihr das aufgefallen war, schließlich war sie zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt gewesen, den Fackeln auszuweichen.
    »Das Dienstmädchen heute Morgen hat auch von ›Prinzen‹ gesprochen«, fügte Jonas hinzu. Bislang war er zu abgelenkt gewesen, um weiter darüber nachzudenken. »Heißt das, sogar die Dienstboten waren auf Richards Seite?«
    »Das heißt, dass sie es für das Klügste hielten, so zu tun, als ob«, sagte HK grimmig. »Kann ich jetzt bitte auf meine Geschichte zurückkommen?«
    Jonas zuckte mit den Achseln. Katherine nickte.
    »Als die Königin hörte, dass Richard Anspruch auf den Thron erhob, wusste sie, dass ihre Söhne in Lebensgefahr waren«, erzählte HK. Er zeigte auf die aristokratische Frau mit dem stolz erhobenen Kopf in der Szene vor ihnen. »Königin Elisabeth Woodville. Noch jemand, dessen Fähigkeiten von der Geschichte niemals richtig gewürdigt wurden! Wenn man bedenkt, was sie in Zeiten der Gleichberechtigung alles hätte tun können …«
    »Was hat sie denn gemacht?«, fragte Jonas schnell, ehe Katherine auf das Thema anspringen konnte. »In Wirklichkeit, meine ich?«
    HK schien sich aus seiner schwärmerischen Betrachtungder Königin losreißen zu müssen, die Jonas, jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, viel hübscher vorkam als alle anderen Menschen, die ihm im fünfzehnten Jahrhundert begegnet waren. Jedenfalls für eine Mutter.
    »Ach ja … sie hat ihre eigenen Leute in das Komplott gegen das Leben ihrer Söhne eingeschleust«, erzählte HK. »Die Männer, die ihr in jener Nacht in der Kammer gesehen habt, die Fensterwerfer? Einer von ihnen ging davon aus, dass unten im Hof jemand wartete, der den Jungen den Schädel einschlagen würde, damit es so aussah, als seien sie auf der Flucht gestorben.«
    »Wusste ich’s doch!«, sagte Katherine viel zu überschwänglich für einen so grausigen Plan.
    »Der andere Fensterwerfer glaubte, dass unten ein Mann wartete, der die Jungen ungesehen in Sicherheit bringen würde«, erläuterte HK. »Aber er wusste auch, dass er sich wie ein Mörder benehmen musste, um seinen Kumpanen zu täuschen.«
    »Und waren wirklich Männer im Hof?«, fragte Jonas.
    HK nickte grimmig.
    »Zwei standen unten und wollten die Jungen auffangen, wenn sich das einrichten ließ, oder ihnen die gebrochenen Glieder verbinden und sie fortbringen, falls sie im Hof aufschlagen und sich verletzen würden«, sagte HK. »Daran könnt ihr sehen, wie verzweifelt die

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