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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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geschlagen. Hätte das nicht auch ihre Flugbahn verändern können? Und –«
    HK schnitt ihr das Wort ab.
    »Wir tun, was wir können, ja?«, sagte er. »Es war das erste Mal, dass wir versucht haben, verschollene Kinder in der Geschichte zurückzubringen. Es ist ziemlich schwer, sämtliche Möglichkeiten miteinzubeziehen. Wir haben zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass ihr beide in die Vergangenheit springen würdet, also mussten wir sämtliche Berechnungen neu anstellen. Und ihr habt selbst gesehen, was für eine heikle Zeit 1483 war …«
    Er wies auf die Szene mit der königlichen Familie, auf die ins Asyl geflüchtete Königin und ihre Kinder. Doch dann verstummte er und seine Augen traten ein wenig hervor.
    »O nein«, stöhnte er. »Das sollte eigentlich noch gar nicht passieren.«
    Jonas blickte unwillkürlich zu Chip und Alex hinüber oder vielmehr dorthin, wo sie gewesen waren. Die Szenerie vor ihm hatte sich verändert. Was er klar und deutlich vor sich sah, war nicht mehr die Königin samt Prinzen und Prinzessinnen in ihrem Privatgemach. Stattdessen sah er die Zufluchtsstätte von außen, vorder zu beiden Seiten des Eingangs bedrohliche Wachen aufgezogen waren. Einige von ihnen hielten Fackeln in der Hand und schwenkten sie durch die Dunkelheit, als wollten sie böse Geister verscheuchen. In ihrem trüben Schein sah Jonas eine einsame Gestalt auf die Wachen zueilen.
    Der Mann bewegte sich energisch und bestimmt, er schien nicht der Typ zu sein, der sich von Wachen oder Fackeln einschüchtern ließ. Zuerst konnte Jonas nur sein schulterlanges braunes Haar erkennen, die Spitze seiner markanten Nase und die wehende dunkle Kapuze. Ungehindert passierte der Mann die Wachen und Fackeln. Dann drehte er sich um, die Hand an der Tür, und Jonas sah sein Gesicht.
    Es war König Richard III.

Fünfundzwanzig
    »Nein«, schrie Jonas.
    Er sprang auf und rannte auf den König zu. Er würde ihn umstoßen und dann aus Leibeskräften schreien müssen, damit Chip und Alex ihn oben hörten und genug Zeit hatten, sich in ihrer Kammer zu verstecken. Aber vielleicht würde Jonas’ Kraft nicht ausreichen, um den König umzuwerfen. Vielleicht würde er ihn einfach nur am Umhang packen und den Wachen zurufen: »Wisst ihr denn nicht, wer das ist? Solltet ihr die Königin und ihre Kinder nicht vor diesem Mann beschützen?«
    Aber wie gut können diese Wachen schon sein, wenn sie selbst auf Alex’ Vogeltrick hereinfallen?, überlegte Jonas. Ich muss mir etwas anderes überlegen. Vielleicht –
    Er rannte frontal gegen die Wand. Noch im gleichen Moment fiel ihm ein, dass er die Geschehnisse von 1483 nur auf einem unnatürlich echt wirkenden Fernsehbildschirm verfolgte. Offensichtlich war der Fernseher Bestandteil einer steinharten Wand, die äußerstschmerzhaft sein konnte, wenn man im vollen Lauf dagegenstieß.
    Der Aufprall war so hart, dass Jonas zurückgeschleudert wurde, das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
    »Alles in Ordnung?«, fragte HK, der sich über ihn beugte.
    »Jonas!«, schrie Katherine direkt dahinter.
    »Chip. Alex. Müssen sie warnen …« Jonas zwang sich, HK anzusehen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählte. »Schick mich nach 1483 zurück. Sofort. Ich muss es ihnen sagen. Sie müssen wissen –«
    »Sch, sch«, sagte HK. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe euch doch versprochen, dass sie in Sicherheit sind. Weißt du nicht mehr? Aber
du
hast dir vermutlich gerade eine Gehirnerschütterung zugezogen.«
    HK sah Jonas in die Augen, zog ihm nacheinander die Lider hoch und beobachtete die Pupillen, genau wie Jonas’ Fußballtrainer, damals, als er im Meisterschaftsspiel mit einem anderen Spieler zusammengeprallt war.
    Jonas wandte den Kopf ab und versuchte sich aufzusetzen.
    »Aber du hast gesagt, dass das nicht passieren soll!«, entgegnete er.
    »Ich habe gesagt, dass es
noch
nicht passieren soll«, erwiderte HK. »Der König ist nur ein wenig zu früh. Trotzdem bin ich guter Dinge … Schauen wir uns an, wie es weitergeht.«
    Jonas wandte sich abrupt von ihm ab, rollte sich auf die Seite und begann in seiner Hosentasche zu kramen.
    »Ja, genau«, bestärkte ihn Katherine. »Bring uns mit dem Definator von hier weg.«
    Jonas zog das Gerät heraus, doch noch ehe er einen Blick auf die Anzeige werfen konnte, packte HK ihn am Handgelenk. Mit einer blitzschnellen Bewegung nahm er Jonas den Definator ab, drückte auf einen Knopf und warf ihn zur Decke. Das Gerät wurde mitten in der Luft

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