Die Intrige
ist ein 24-Stunden-Job.«
»Er war zu feige, ihr ins Gesicht zu sagen, dass es aus ist«, feixte Alfie. »Also hat er ihr gestern, bevor wir ins Flugzeug gestiegen sind, eine SMS geschrieben.«
»Du hast per SMS mit ihr Schluss gemacht?«, stieà Amy hervor. »Du Schwein! Na, ich hoffe, sie tritt dir wirklich in den Hintern!«
Ryan sah verlegen drein. »Als ich das letzte Mal mit ihr Schluss gemacht habe, hat sie mir Makkaroni an den Kopf geworfen, eines meiner Chemiebücher zerrissen und mir gelbe Farbe auf meine beste Jeans gegossen. Ich habe gedacht, wenn ich ihr eine Nachricht schicke, hat sie Zeit, sich einigermaÃen abzuregen, bis ich nächste Woche wieder auf dem Campus bin.«
»Schade, dass ich nicht dabei sein kann, wenn sie dich zu fassen kriegt«, bedauerte Ning. »Das wird bestimmt zum Schreien!«
»Grace ist zwar klein, aber mit heiÃer Pasta bewaffnet ist sie eine tödliche Bedrohung«, behauptete Alfie.
»Wenn es beim ersten Mal so ein Albtraum war, warum bist du dann wieder mit ihr gegangen?«, erkundigte sich Amy.
Ryan zuckte mit den Achseln. »Wir saÃen hinten in einem Taxi und haben uns unterhalten. Sie sah super aus und schlieÃlich werfen sich die Mädchen mir nicht gerade an den Hals.«
»Aus unerfindlichen Gründen«, meinte Ning.
»Ich bin immer noch der Meinung, dass deine einzige Ãberlebenschance darin besteht, deinen eigenen Tod vorzutäuschen«, fand Alfie.
Ryan hob einen Finger.
»Alfie, warum setzt du dich nicht auf meinen Finger und drehst dich?«
Amy fand das alles recht erheiternd, doch es machte sie auch ein wenig nostalgisch, weil sie die Neckereien der Kinder an die Dramen erinnerte, die sich in ihrer eigenen Jugend auf dem CHERUB -Campus abgespielt hatten. Doch da sie nicht wollte, dass ihre drei Agenten sich ernsthaft stritten, griff sie ein, bevor aus den gutmütigen Scherzen ein echter Streit wurde.
»Wir müssen für den Moment Ryans Liebesleben vergessen und uns auf unsere Mission konzentrieren«, sagte sie ernst und warf einen Blick auf die Uhr. »Der erste Eindruck ist entscheidend, und wenn ihr Ethan am Montag an eurer neuen Schule zum ersten Mal trefft, muss jedes Detail sitzen.«
*
Im Zentrum von Bischkek gab es hauptsächlich Regierungsgebäude, internationale Hotels und Denkmäler aus der Kommunistenzeit, doch für die Einheimischen war der Basar im nördlichen Vorort Dordoi das eigentliche Stadtzentrum.
Der Markt erstreckte sich über mehr als zwei Kilometer und bestand sowohl aus offenen als auch überdachten Bereichen. Handwerker arbeiteten in Metallcontainern, die zwei oder drei Stockwerke hoch übereinandergestapelt waren, wobei der unterste Container als Laden fungierte und die darüber als Lager.
Bei über sechstausend Händlern hatten sich auf dem riesigen Basar verschiedene Spezialbereiche gebildet. Ethan hatte seiner GroÃmutter Irena erzählt, dass er Stifte und andere Schulsachen brauchte, daher lieÃen sie sich vom Fahrer bei den Ständen absetzen, an denen Schreibwaren und Geschenkpapier verkauft wurden. Doch nachdem sie schnell etwas gekauft hatten und ein paar Mal kehrtgemacht hatten, um sicherzugehen, dass Leonid sie nicht verfolgen lieÃ, führte Ethan Natalka an mehreren Hundert dicht aneinandergedrängten Containern vorbei bis zu einem Bereich, der hauptsächlich Teenager anzog.
Hier wurden Raubkopien von Musik- CD s verkauft, Software und DVD s, eine Mischung zwischen Punk- und Gothic-Kleidung sowie alle möglichen chinesischen Fälschungen von Nike-Basketballstiefeln bis zu Nirwana-Sweatshirts und Star-Wars-Lichtschwertern.
In den Webcafés, in denen Internetspiele beliebter waren als im Web zu surfen, saÃen ältere Teenager. Es war ein milder Tag, doch die Hitze aus den schlecht gelüfteten Containern trieb die Temperatur in die Höhe, und die verschwitzten Betreiber, selbst noch Teenager, verströmten einen Geruch, der an Umkleideräume erinnerte.
Ethan suchte sich einen der weniger gut besuchten Container und bezahlte für eine Stunde Internet. Natalka sah die Spieler finster an, die sie anglotzten, als sie sich an billigen Bürostühlen vorbeidrängten und sich im hintersten Winkel des Containers vor einen leuchtenden LED -Schirm setzten. Ein groÃer elektrischer Ventilator schwang von einer Seite zur anderen, schaffte es aber nur, die schlechte Luft
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