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Die Intrige

Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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keine Umarmung verdient?«, fragte sie.
    Lächelnd neigte Ethan sich über das Bett und umarmte seine Großmutter. Ihr Nachthemd roch nach Mentholcreme und ihre Ringe drückten sich in seinen Rücken, aber er genoss den Augenblick, denn zum ersten Mal fühlte er eine emotionale Bindung zu seiner Großmutter.
    Â»Du wirst zu einem gutaussehenden jungen Mann«, stellte Irena fest, als Ethan sich wieder auf die andere Seite des Bettes stellte. »Du bist deiner Mutter so ähnlich, sowohl deine Gesten als auch deine Stimme.«
    Die Bemerkung stimmte Ethan ein wenig wehmütig. Vielleicht sah er nicht schlecht aus, aber er hasste seinen ungelenken Körper. Fast hätte er die Erwähnung seiner Mutter ignoriert, doch er würde bald abreisen, und da Irena so krank war, war es vielleicht die letzte Gelegenheit, zu erfahren, was sie wirklich glaubte.
    Â»Was glaubst du, wer meine Mutter umgebracht hat?«, fragte er.
    Â»Wenn ich das sicher wüsste, wäre er schon tot«, entgegnete Irena.
    Â»Selbst wenn es Onkel Leonid wäre?«
    Ethans Worte ließen Irena erschaudern und sie schnappte zweimal heftig nach Luft. Ihre Hand kroch zu ihrer Sauerstoffmaske, hielt jedoch kurz davor inne.
    Â»Wer bringt dich denn auf so eine Idee?«, fragte sie harsch.
    Â»Niemand«, erwiderte Ethan, dem die plötzliche Spannung eine Gänsehaut verursachte. »Aber er ist so ehrgeizig. Alle sagen, dass du meine Mutter gebeten hast, zurückzukommen, weil du nicht willst, dass Leonid den Clan allein leitet.«
    Irena drohte ihm mit dem Finger.
    Â»Nein«, erklärte sie resolut. »Galenka und Leonid standen sich sehr nahe. Sie haben immer so schön zusammen gespielt. Und Leonid mag vielleicht ein wenig grob sein, aber so ist er nicht! Eine Mutter kennt ihre eigenen Kinder. Das ist schlicht und einfach nicht möglich.«
    Ethan wurde es plötzlich ganz flau im Magen. Selbst wenn man die Tatsache berücksichtigte, dass Eltern in ihren Kindern immer nur das Beste sehen wollten, war es doch kaum möglich, einen kompletten Psycho wie Leonid als jemanden zu bezeichnen, der ein wenig grob war?
    Â»Ich sollte jetzt besser gehen«, meinte Ethan. »Ich muss noch einen Platz im Gepäck für den Laptop und das hier finden.«
    Â»Vergiss nicht, anzurufen und mir zu erzählen, wie es dir geht«, verlangte Irena.
    Â»Bestimmt nicht.«
    Schnell lief er den Gang entlang und stellte den Laptop und die Tasche mit dem Zubehör hinter seiner Zimmertür ab. Dann sah er auf die Uhr und stellte fest, dass er bis zu seinem Abflug nach Dubai noch achtzig Minuten Zeit hatte und noch eine Sache erledigen musste.
    Es war kein Problem gewesen, den nächsten Speicherstick an dem Computer in Leonids Wohnung anzubringen, doch mittlerweile wusste Ethan, dass sein Onkel eigentlich weit häufiger im Stallgebäude arbeitete als im Kreml. Er tastete nach dem USB -Stick in seiner Hosentasche und ging die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, verließ den Kreml durch eine Feuertür auf der Rückseite und lief rasch den unebenen Pfad zum Stall entlang.
    Ethan hatte dort nicht gerade Freunde gefunden, aber er hatte ein paar Brocken Kirgisisch aufgeschnappt und sich bei den jüngeren Stallknechten beliebt gemacht, indem er großzügig mit Zigaretten war. Als er jetzt über den Hof ging, nickte man ihm zu und begrüßte ihn, aber niemand interessierte sich dafür, was er vorhatte, als er das kleine Verwaltungsgebäude betrat und an Leonids metallene Bürotür klopfte.
    Er erwartete keine Antwort und er bekam auch keine. Leonid verbrachte seine Freitagabende in einem Casino in Bischkek und tauchte nie vor Samstagmittag wieder auf. Die Tür war zwar verstärkt, aber dennoch nie abgeschlossen. Ethan nahm den USB -Stick aus der Tasche. Fünf Sekunden nachdem er den Raum betreten hatte, kniete er an Leonids Schreibtisch und steckte ihn hinten in den Computer.
    Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass er entdeckt wurde, aber dem ganzen Schmutz und Staub nach zu urteilen, der hinter dem Computer angehäuft lag, hatte selbst die Putzfrau hier seit Jahren nicht mehr sauber gemacht.
    Auf dem Rückweg nahm Ethan unbewusst die Abkürzung, die ihn an dem offenen Trainingsgelände hinter dem Kreml vorbeiführte. Ursprünglich war es ein Übungsplatz für die Sowjetische Luftwaffe gewesen. Jetzt hing der Drahtzaun in rostigen Fetzen, und auf dem

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