Die Intrige
wichtig.«
Das Telefon war mit dem Cockpit verkabelt, daher musste sich Ryan in den winzigen Raum hinter dem Pilotensitz stellen, um bei ganz ausgezogener Leitung an den Hörer zu kommen.
»Hallo, Amy!«
»Ryan, das ist ja total irre«, rief Amy begeistert.
»Dann wusstet ihr nichts von Ethans Nachrichten?«, stieà Ryan hervor.
»Nein«, antwortete Amy. »Und im Hauptquartier in Dallas auch nicht. Ted hat sie gebeten, alle Nachrichten von Ethan auf seinen Laptop weiterzuschicken, aber ich denke, es werden nur die neu eingehenden Nachrichten weitergeleitet. Diese müssen gekommen sein, als die Server abgeschaltet waren.«
»Arbeiten sie schon daran?«, fragte Ryan.
»Darauf kannst du wetten. Hoffentlich sind wir noch nicht zu spät dran, denn wenn dieser Psycho seiner Mutter das Geld tatsächlich gestohlen hat, dann hat er jetzt im Prinzip die Kontrolle über den Aramov-Clan.«
»Wieso meinst du das?«, wollte Ryan wissen.
»Bezahlung«, erwiderte Amy. »Treibstoffrechnungen, Bestechungsgelder, Flugzeugwartung, Mieten. Wenn Irena ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, ist der Aramov-Clan nichts weiter als ein Haufen schrottiger Flieger für ein paar Millionen und jede Menge stinksauerer Angestellter.«
»Wer das Geld hat, hat den Clan«, stellte Ryan fest.
»Und es sind illegale Gelder«, fuhr Amy fort. »Irena kann kaum in Bischkek zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Im Augenblick hat Leonid wahrscheinlich das Geld. Ethan will seine Passwörter und Bankangaben suchen und es Irena zurückgeben. Aber wenn wir die Passwörter vor Ethan bekommen, können wir sowohl Leonid als auch Irena von ihrem Geld trennen.«
»Schick«, nickte Ryan. »Dann klauen wir ihnen also das Geld und der Aramov-Clan kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen.«
»Genau«, antwortete Amy. »Und da Irena im Sterben liegt und Leonid ein durchgeknallter Psycho ist, könnte durch diese Instabilität die ganze Organisation auseinanderfallen.«
Ryan lachte. »Springt dabei vielleicht ein dunkelblaues T-Shirt heraus?«
»Vielleicht«, meinte Amy. »Aber verlass dich nicht darauf. Wir sind noch nicht mal sicher, dass die Spyware Leonids Passwörter wirklich ausgespäht hat.«
»Wir sollten Ethan gegenüber einen groÃen Vorteil haben«, meinte Ryan. »Er muss die Dateien alle allein ansehen.«
»Das beste Hackerteam der CIA fängt sofort damit an«, berichtete Amy. »Aber ich will trotzdem, dass du Ethan so bald wie möglich anrufst. Irena gibt ihm vielleicht Informationen über ihre finanziellen Transaktionen, die wir nicht haben, und sie wird Leonids Büro und Wohnung durchsuchen lassen. Womöglich hat er ja eine Liste mit allen Passwörtern in einer Schreibtischschublade.«
Ryan wurde es fast schwarz vor Augen, als er die ganzen Anzeigen und Bildschirme im Cockpit betrachtete.
»Normalerweise werde ich ja nicht so schnell nervös«, gab er zu, »aber das hier ist irre. Ich hoffe nur, dass ich mich bei Ethan nicht irgendwie verplappere.«
30
Während Ryan, Ning und Kazakov sich Dubai näherten, flog der TU -22-Bomber mit der dreifachen Geschwindigkeit auf den zehn Kilometer weiter nördlich liegenden Flughafen Sharjah zu.
Ethan fragte den südafrikanischen Piloten nach seinem Flugzeug und bekam einen halbstündigen Vortrag darüber, wie er in Libyen und dem Irak TU -22-Flieger aufgekauft und ausgeschlachtet hatte, um zwei flugtaugliche Hochgeschwindigkeitsflugzeuge zu bekommen.
»Ich bin der einzige Ãberschallschmuggler der Welt!«, brüstete er sich. »Nenn mir zwei beliebige Punkte auf der Welt und dieser Vogel fliegt in weniger als fünfzehn Stunden von einem zum anderen. Ich habe sogar schon Filmstars geflogen, damit sie in ein und derselben Nacht an Filmpremieren auf zwei verschiedenen Kontinenten teilnehmen konnten.«
»Haben Sie da auch Autogramme bekommen?«, wollte Ethan wissen.
»So was kann man nicht machen«, verwahrte sich der Pilot. »Das ist unprofessionell.«
Die TU -22 war unglaublich laut, aber zumindest war die Landung sanfter als der Start. Sie rollten ein paar Hundert Meter zu einem unmarkierten Hangar, in dem drei der typischen schäbigen Frachtflugzeuge des Aramov-Clans standen.
Ethan hatte keinerlei Papiere bei sich und wurde beim Anblick der Zollbeamten nervös, als ihm der Kopilot eine
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