Die Invasion - 5
der Artillerist von übermäßiger körperlicher Anstrengung hielt. Doch zu seiner großen Überraschung nickte der ältere Mann sofort.
»Tatsächlich würde ich gern überprüfen, ob die Eindrücke, die ich aus dieser Karte gewonnen habe, auch mit dem eigentlichen Gelände übereinstimmen. Es gibt da einige Stellen, die für den Einsatz von Artillerie ziemlich ideal wirken. Und ich würde mich gern vergewissern, dass sie wirklich so gut sind, bevor ich meine Leute dorthin schicke.«
»Ausgezeichnet!«, sagte Gahrvai beifällig. »Charlz, zeigen Sie Alyk die Stellen, die Sie besonders interessieren! Ich muss noch einige Depeschen an Vater und den Prinzen abfassen, bevor wir aufbrechen können. Alyk, wenn Sie und Charlz sich abgesprochen haben, welchen Weg wir wählen und welche Positionen wir begutachten wollen, sorgen Sie bitte dafür, dass wir eine wirklich angemessene Eskorte haben! Auch wenn ich nicht das Gefühl habe, heute besonders eitel zu sein, ist mir der Gedanke gekommen, es wäre vielleicht nicht der beste Anfang für diesen Feldzug, wenn die Armee an einem Tag den Kommandeur der Feldstreitkräfte, den Kommandeur der Kavallerie und dazu noch denjenigen verlieren würde, der am ehesten ein Artillerieexperte ist, nicht wahr?«
»Wenn wir das zuließen«, sagte Doyal und lächelte, »wäre das einzig Gute daran, dass wir dann eben tot wären - und damit in Sicherheit. Das würde uns nämlich den Vortrag Ihres Herrn Vaters ersparen, wie viele dämliche Dinge wir getan haben müssen, um so etwas geschehen zu lassen.«
»Und was genau aus meinem bisherigen Lebenslauf«, erkundigte sich Gahrvai, »bringt Sie zu der Überzeugung, ich sei nicht in der Lage, wirklich dämliche Dinge zu tun, wenn ich es darauf anlege?«
.VIII.
Kaiser Caylebs Hauptquartier Dairos,
Baronie Dairwyn, Corisande-Bund
»Ich wünschte, wir hätten es mit Tempelgardisten zu tun«, grollte Cayleb Ahrmahk, als er sich erneut über die Karte von Corisande beugte.
»Darf ich fragen, warum Ihr das bevorzugen würdet?«, erkundigte sich Merlin.
»Weil Allayn Maigwair ein Idiot ist, Koryn Gahrvai hingegen nicht«, gab Cayleb knapp zurück, beinahe knurrte er es.
»Nein, das ist er wirklich nicht«, pflichtete Merlin seinem Kaiser bei und trat näher an den Kartentisch heran.
Derzeit waren Cayleb und er in der Bibliothek der Stadtvilla Baron Dairwyns allein. Das palastartige Gebäude diente Cayleb vorübergehend als Hauptquartier, auch wenn es seinem unfreiwilligen Gastgeber gelungen war, zumindest einige seiner kostspieligeren Nippsachen mitzunehmen. Doch es war nun wirklich nicht so, als missgönne Cayleb Sir Farahk diese persönlichen Schätze. Schließlich hatte der Kaiser im Gegenzug die gesamte Stadt des Barons erhalten.
Baron Dairwyn hatte sich außerstande gesehen, auch nur einem der Punkte zu widersprechen, die Cayleb in seinem letzten Schreiben an den Baron angeführt hatte. Man musste Dairwyn zugestehen, dass seine Sorge über das, was den Bewohnern der Hauptstadt seiner Baronie widerfahren würde, wenn es tatsächlich auf eine Straßenschlacht hinausliefe, beachtlichen Einfluss auf seine Entscheidung hatte, Dairos tatsächlich kampflos an Cayleb auszuliefern. Er selbst hingegen gehörte nicht zu Caylebs Kriegsbeute. Die Befugnis, mit Cayleb zu verhandeln, hatte er dem Bürgermeister der Stadt überlassen, während er und seine persönliche Leibwache hastig aufgesessen und in Richtung der Dark Hill Mountains davongaloppiert waren. Den Marines unter Clareyks und Haimyns Kommando war er dabei weiträumig ausgewichen.
Ein Großteil von Caylebs Soldaten, und durchaus auch der eine oder andere seiner Offiziere, hatte Dairwyn in absentia für seine Feigheit verspottet. Cayleb hingegen war anderer Ansicht. Dairos mochte ja gefallen sein. Doch der Baron war dafür verantwortlich, auch den Rest seiner Baronie zu verteidigen. Abgesehen davon war Cayleb durchaus bewusst, wie unschätzbar wertvoll sein Bericht aus erster Hand für Prinz Hektor sein würde. Oder zumindest für Sir Koryn Gahrvai. Mittlerweile dürfte sich der Baron den Truppen Gahrvais angeschlossen haben, und seine Leibwachen und die Untertanen aus seiner Baronie, die für den Milizdienst zwangsrekrutiert worden waren, dienten Gahrvai jetzt ebenso gewiss als ortskundige Führer. Cayleb musste zugeben, dass dies vermutlich das Nützlichste war, was sie für die Verteidigung ihrer Landes tun konnten.
Im Laufe der letzten sechs Tage war ein Großteil von Caylebs
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