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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bekommen hatten, eine Steinschlossmuskete mit sich, während ein Drittel seiner eigenen Männer immer noch nur mit Piken ausgerüstet waren. Glücklicherweise hatte Gahrvai deutlich mehr Männer als die Gegenseite. Auch wenn die Schlagkraft seiner Armee im Verhältnis gesehen geringer sein würde, glich der Unterschied der absoluten Truppenstärke das doch mehr als aus. Und wie auch immer die relativen Zahlen an Feuerwaffen nun aussahen: Diese Piken würden für die Gegenseite ziemlich unangenehm werden, sobald die Einheiten einander erst einmal nahe genug gekommen wären.
    Das Licht reichte immer noch nicht aus, um das Fernglas zu nutzen. Mit zusammengekniffenen Augen spähte Gahrvai in das Halbdunkel, nach Osten hinüber, wo der Wald immer noch schützend dieses einzelne charisianische Bataillon verbarg, das ganz in ihrer Nähe sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Die sollten ungefähr ...
    Erstaunt riss Gahrvai die Augen auf. Das Morgenlicht musste seinen Augen einen Streich spielen!
    Er stellte seine Tasse mit der Schokolade beiseite und trat näher an die offene Seite des Glockenturms heran. Gahrvai spürte die kühle Brise, hörte das Gezwitscher der allmählich erwachenden Vögel und das sanfte Pfeifen der Wyvern, und fühlte hinter sich die morgentaufeuchte, mannsgroße Glocke, die ihm beinahe wie ein riesiger Wächter erschien. Er war sich auch der Hand voll Stabsoffiziere und Adjutanten bewusst, die zusammen mit ihm im Glockenturm standen. Das war der Grund für ihn, nicht die Miene zu verziehen, sondern völlig ruhig zu bleiben. Nur die Hände legte er auf das hüfthohe Geländer. Die Lichtverhältnisse besserten sich weiter, und seine Augen tränten, so konzentriert blickte er nach Osten.
    »Sir!«, platzte plötzlich einer seiner Adjutanten heraus. »Ich dachte ...«
    »Ich habe es gesehen, Lieutenant«, erwiderte Gahrvai und war froh - und auch ein wenig erstaunt -, wie ruhig zu bleiben ihm doch gelang.
    Am Vorabend hatte ein einzelnes Bataillon charisianischer Infanterie das Lager aufgeschlagen. Sie hatten sich in einem engen Bogen postiert, dessen breitere Seite sich auf der Straße befunden hatte: genau an der Stelle, an der der Feind aus dem Waldgebiet herausgekommen war. Jetzt war dieses Bataillon mindestens eine ganze Meile weitergezogen, ohne dass Gahrvais Kavallerievorposten das Geringste davon mitbekommen hatten. Schlimmer noch: Dieses Bataillon hatte deutlich Verstärkung erhalten. Gahrvais Kundschafter waren zu dem Schluss gekommen, die charisianische Kolonne bestehe aus maximal fünf- oder sechstausend Mann. Angenommen, diese höhere Zahl hatte gestimmt, sah es jetzt ganz so aus, als wären zumindest zwei Drittel der gesamten Streitmacht des Feindes wie von Zauberhand vor Gahrvais Stellung erschienen.
    Gahrvai biss die Zähne zusammen, als er versuchte, Frontlänge und Truppenstärke abzuschätzen. In geschlossener Marschordnung deckte ein Infanterist eine Front von etwa einem Schritt ab. Bei offener Formation verdoppelte sich diese Frontlänge. Auf diese Weise konnte ein Bataillon aus vierhundert Mann in geschlossener Formation, mit drei Kompanien in einer Doppelreihe und einer vierten im Hintergrund, eine Front von hundertfünfzig Schritt sichern. Die Berichte der Kundschafter deuteten an, dass die charisianischen Bataillone größer waren als Gahrvais eigenen. Vermutlich bestanden sie aus etwa fünfhundert statt vierhundert Mann. Angenommen, jedes davon behielt eine Kompanie in der Hinterhand, bedeutet dass, dass jedes dieser Bataillone in geschlossener Formation eine Front von etwa zweihundert Schritt Breite bilden konnte. Rückte der Feind in Dreierreihen vor, verringerte sich diese Front auf etwa hundertdreißig Schritt. Und das schien ...
    Jetzt war es schon deutlich heller geworden. Gahrvai hob sein Fernglas und legte die Stirn in Falten. In der Ferne hatte er immer noch Schwierigkeiten, Details auszumachen, selbst mit dem Fernglas. Eines jedoch war unverkennbar: Der Feind rückte nicht in geschlossener Formation vor. Stattdessen hatten sie eine sonderbare Marschordnung eingenommen, fast so, als seien die Reihen gegeneinander ein wenig versetzt.
    Was zur Hölle haben die denn vor?, dachte Sir Koryn gereizt. Wenn es hier überhaupt zu einer offenen Schlacht kommt, können wir geradewegs durch die hindurchrauschen, selbst ohne die Piken! Also warum ...
    Dann begriff er. Diese Formation war überhaupt nicht für den Nahkampf gedacht! Seine eigenen Steinschloss-Musketen konnten deutlich

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