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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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möchte eine Empfangsbestätigung vom Stab des Grafen.«
 
    »Wir ham 'n paar Kavalleristen geseh'n, die sich da draußen rumdrück'n, Sir«, erklärte der Sergeant seinem Vorgesetzten, Colonel Zhoel Zhanstyn. Er sprach sehr leise, als fürchte er, der Feind könne ihn belauschen. Das machte es für Zhanstyn, der die Sprache von Tellesberg gewohnt war, noch schwieriger, den unverkennbaren Lochair-Dialekt seines Untergebenen zu verstehen. Die Vorsichtsmaßnahme des Sergeanten war vermutlich unnötig. Doch unter den gegebenen Umständen wollte Zhanstyn das nicht kritisieren.
    »Meinen Sie, die haben mitbekommen, dass Sie die gesehen haben?«, erkundigte er sich.
    »Schwer zu sag'n, Sir, um ehrlich zu sein«, gab der Sergeant zu. »Wir sin' so gut in Deckung geblieb'n, wie das ging, ganz wie Sie gesagt ham. Und ich hab mir für den Auftrag ja auch keine Stadtbursch'n ausgesucht, wenn Sie verzeih'n. Lärm ham wir nich viel gemacht, und 'n Mann auf'm Pferd ist leichter zu seh'n als 'n Mann zu Fuß. Aber es könnt schon sein, dass die uns geseh'n ham. Und wenn die was im Köpfchen ham und 'n paar Infanterist'n vorausschick'n, damit wir bloß die Berittenen mitbekomm'n, aber nicht die andern, dann ham wir die jedenfalls nich mitbekommen, Colonel, ganz ohne Frage.«
    »Verstanden, Sergeant.« Zhanstyn nickte. So bäuerlich der Unteroffizier auch geklungen haben mochte, sein Verstand arbeitete offenkundig einwandfrei, und Zhanstyn nahm sich vor, ihn in seinem Bericht lobend zu erwähnen. Die schlagartig größer werdende Truppengattung der Charisian Marines brauchte dringend fähige Offiziere, und der Sergeant wäre dafür durchaus geeignet. Andererseits brauchten sie ebenso dringend auch erfahrene, fähige und schlaue Sergeants - das wusste jeder Offizier, der auch nur das geringste bisschen taugte. Für diese Aufklärer-Schützen-Einheiten, die Brigadier Clareyk aufgestellt hatte, galt das noch mehr als für die meisten anderen.
    »Gut gemacht, Sergeant Wystahn«, sagte der Colonel jetzt. »Sehr gut. Ich danke Ihnen.«
    »Jawohl, Sir. Danke sehr, Sir.«
    Zhanstyn konnte Wystahn in der Dunkelheit nicht genau erkennen. Aber in seiner Stimme hörte er deutlich das zufriedene Lächeln über das wohlverdiente Lob. Auch der Colonel lächelte. Dann jedoch legte er sofort die Stirn in Falten, als er noch einmal über Wystahns Bericht nachdachte.
    Das alles passte sehr gut zu sämtlichen anderen Berichten, die er bislang erhalten hatte. Die Corisandianer hatten Kavallerie-Vorposten in einem weiten Bogen verteilt; der Bogen erstreckte sich in einer konkaven Linie von einem Bereich etwa 3 000 bis 3 500 Schritte jenseits der Stelle, an der die Straße aus dem Wald herausführte, bis zu Zhanstyns Bataillon. Das ließ Zhanstyn zwar einigen Spielraum für Manöver, aber es reichte nicht aus, um seine Befehle auszuführen.
    Noch einige Minuten lang dachte er darüber nach. Doch dann zuckte er mit den Schultern. Er hätte einen Boten zum Brigadier zurückschicken, in einer Depesche kurz die Lage zusammenfassen und nach neuen Instruktionen fragen können. Doch es gehörte zur Tradition der Marines, dass man verstand, welche Ziele der Vorgesetzte verfolgte. Damit hieß es für einen Subalternoffizier, immer ein gewisses Maß an Eigeninitiative zu entwickeln, um diese Ziele auch zu erreichen. Zhanstyn wusste, was Brigadier Clareyk beabsichtigte. Nun galt es nur noch, dafür zu sorgen, diese Absicht auch in die Tat umzusetzen.
    Und dafür gibt es durchaus eine Möglichkeit, sinnierte er, und sein nachdenkliches Stirnrunzeln verwandelte sich in ein eisiges Lächeln. Sergeant Wystahn wird sich wohl diese Nacht nicht allzu viel ausruhen können.
 
    »Was war das?«
    »Was war was?«, fragte der Corporal gereizt, der den Drei-Mann-Kavallerievorposten anführte.
    »Ich habe etwas gehört«, erwiderte der Private, der so ungefragt das Wort ergriffen hatte.
    »Was denn?«
    Es entging dem Private nicht, dass der Corporal noch keinen Deut weniger gereizt klang.
    »Ich weiß nicht, was es war«, gab der Private zurück und klang, als wolle er sich rechtfertigen. »Irgendein Geräusch. Vielleicht ein brechender Ast.«
    Der Corporal verdrehte die Augen. Angesichts der kräftigen Brise, die durch das hochgewachsene Getreide strich, war es zumindest extrem unwahrscheinlich, dass sein Untergebener überhaupt etwas gehört hatte. Der Corporal wollte dem bedauernswerten Private gerade schon einen gehörigen Einlauf verpassen. Dann aber hielt er sich zurück.

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