Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
schneller feuern als die altmodischen Modelle mit den Luntenschlössern. Gahrvai war immer davon ausgegangen, die Charisianer müssten mindestens ebenso rasch schießen können wie seine eigenen Steinschlösser. Die seltsame Formation vor ihm war offensichtlich darauf ausgelegt, zu jedem beliebigen Zeitpunkt möglichst viele Musketen gleichzeitig das Feuer eröffnen zu lassen: Das war keine Formation für den Nahkampf; diese Aufstellung hatte man eigens an die Schussrate der neuen Waffen angepasst!
    Und für unserer Musketiere gilt das nicht, dachte er grimmig. Das wird ... schmerzhaft werden.
    Dass es den Charisianern gelungen war, derart viele weitere Musketen an die Front zu bringen, aus dem beengten Waldgebiet hinter ihnen heraus, war ebenfalls Besorgnis erregend. Allerdings machte diese Erkenntnis Gahrvai, nachdem sich die erste Überraschung allmählich gelegt hatte, gar nicht mehr so viel Sorgen. Sein Ziel war es schließlich, den Gegner dazu zu bewegen, weiter vorzurücken. Dass die Charisianer ihm diesen Gefallen tatsächlich getan hatten, sollte ihn eigentlich optimistisch stimmen.
    Nur dass die es eben so gemacht haben, wie die es wollten, nicht wie wir uns das vorgestellt haben. Aber was ist mit Alyks Kavallerievorposten, die er aufgestellt hat? Die hätten uns doch vor gegnerischen Bewegungen warnen müssen! Ha, genau: Die Front dieser Mistkerle ist diesseits der Reihe, wo Alyks Vorposten Stellung bezogen haben! Also ist es dem (Gegner gelungen, irgendwie sämtliche Vorposten auszuschalten, ohne einen einzigen Schuss abzugeben oder einen einzigen entkommen zu lassen, der uns hätte warnen können. Und das ist ... unangenehm.
    »Wie haben die das geschafft, Sir?«, murmelte derselbe Adjutant von vorhin hinter Gahrvai, und Sir Koryn zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, Lieutenant«, gestand er. »Und unter uns gesagt: Dass die das geschafft haben, ohne dass wir davon auch nur das Geringste mitbekommen haben, beunruhigt mich. Andererseits haben die auf diese Weise bloß ihren Kopf noch tiefer in die Schlinge gesteckt. Und nicht nur das: Die sind jetzt gute tausend, vielleicht sogar tausendfünfhundert Schritt weit vom Wald entfernt. Wenn die Kavallerie des Grafen Windshare in diese Lücke vorstoßen kann und denen den Rückzug abschneidet ...«
    Mit ernster, angespannter Miene nickte der Lieutenant, und Gahrvai stellte fest, dass die Reaktion des jungen Burschen auch ihn selbst ein wenig beruhigte. Wenn der Lieutenant der Ansicht war, was Gahrvai hier sagte, ergebe tatsächlich Sinn, dann war dem vermutlich auch so. Und besser noch: Andere dachten vielleicht genauso, statt sich Sorgen darüber zu machen, wie zur Hölle es den Charisianern gelungen war, derart viele ihrer Leute wie von Zauberhand und gänzlich unbemerkt vom Gegner so weit vorrücken zu lassen.
    Gahrvai war noch mit diesem Gedanken beschäftigt, als in der Ferne Hornsignale ertönten.
    Von seinen Truppen kamen diese Hornsignale nicht! Während Gahrvai noch auf das offene Feld hinunterblickte, durchlief ein Schauer die charisianische Formation. Dann setzten sich die Truppen in Bewegung.
 
    »Na, das ist mal ein unschöner Anblick, was?«, murmelte Brigadier Kynt Clareyk vor sich hin.
    Sein Stab und er hatten sich Colonel Zhanstyns Hauptquartiertrupp angeschlossen. Beide charisianischen Brigaden hatten drei ihrer Bataillone in Stellung gebracht, das vierte blieb in der Hinterhand. Zhanstyns Erstes Bataillon der Dritten bildete die Mitte der Front zur Linken.
    Clareyk hatte auf einer kleinen Anhöhe angehalten und spähte nun mit seinem Fernglas über die Köpfe der weiter vorrückenden Gewehrschützen zur corisandianischen Formation hinüber, die sie erwartete.
    Die corisandianischen Linien waren ungleich dichter als Clareyks: Sie standen in mehreren Reihen, und die Spitzen der Piken blitzten im Licht der aufgehenden Sonne. Diese geschlossene Formation und die Anzahl ihrer Reihen würde ihnen immense Schlagkraft verleihen, wenn es zum Nahkampf käme. Aber diesen möglichen Vorteil hatten sich die Corisandianer dadurch erkauft, dass sie die maximale Feuerkraft eines jeden corisandianischen Bataillons deutlich vermindert hatten. Oder vielmehr: im Vergleich zur Feuerrate der charisianischen Bataillone vermindert. Es sah ganz danach aus, als würde Clareyk bald herausfinden, ob seine Theorie - Feuerkraft ist wichtiger als Schlagkraft - tatsächlich richtig war.
    Scheint mir nur gerecht, sinnierte er, während er den Blick

Weitere Kostenlose Bücher