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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wirklich keinen Schlaf. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass Ihr so anders geartet seid als wir. Natürlich braucht auch Ihr hin und wieder Ruhe. Um ehrlich zu sein: Ich denke, es ist sehr gut möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass Euch früher oder später irgendetwas entgehen wird, eben weil Ihr nicht ... wie hattet Ihr das ausgedrückt?: weil Ihr nicht ›geistig rege und wachsam‹ seid. Weil Ihr nicht bemerkt habt, dass etwas tatsächlich dringend im Auge behalten werden muss. Die Menschen rings um mich - und das schließt auch Euch ein, Captain Athrawes! - sorgen stets dafür, dass ich meinen Schlaf bekomme, weil ich ausgeruht und klar im Kopf sein muss, wenn es an der Zeit ist, Entscheidungen zu treffen. Nun, auch Ihr müsst ausgeruht und klar im Kopf sein, und das aus genau den gleichen Gründen! Und für Euch gilt das in besonderem Maße, weil ich mich bei meinen Entscheidungen so sehr auf Euch verlasse. Wenn Ihr Euch ausruhen müsst, um mir in gehabter Manier zur Verfügung zu stehen, dann möchte ich, dass Ihr genau das auch tut! Abgesehen davon seid Ihr mir ein echter Freund. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch zu sehr schindet, bloß weil Ihr das eben könnt!«
    Einige Sekunden lang blickte ihn Merlin nur schweigend an, dann seufzte er.
    »Ich weiß nicht, ob ich das tun kann, Cayleb«, gestand er.
    »Versucht's einfach!«, riet ihm Cayleb. »Versucht es mit aller Kraft! Denn wenn Ihr es nicht schafft, Euch auszuruhen, werde ich Euch nach Dairos zurückschicken!« Merlin erstarrte, und Cayleb schüttelte den Kopf. »Ich werde darüber nicht mit Euch diskutieren, Merlin! Entweder nehmt Ihr Euch ... was? zwei Stunden in jeder Nacht? Entweder Ihr nehmt Euch diese ›Auszeit‹, die Ihr gerade erwähnt habt, oder ich schicke Euch nach Dairos zurück! Da könnt Ihr Euch dann tagsüber diese Auszeit nehmen, statt ständig auf mich aufpassen zu müssen. Das Thema ist nicht weiter diskutierbar!«
    Einen Moment lang starrten braune Augen angespannt und regungslos in tiefblaue Augen, dann seufzte Merlin erneut.
    »Es war schon schlimm genug, als Ihr bloß ein Kronprinz wart«, beklagte er sich. »Jetzt ist Euch dieses Kaisersein eindeutig zu Kopf gestiegen!«
    »Habe ich da gerade ein Ja gehört?«
    »Also gut, Cayleb.« Merlin schüttelte den Kopf, die Lippen zu einem süßsauren Lächeln verzogen. »Ich bin ganz brav.«

.II.
 
Vikar Zahmsyns Gemächer und
Vikar Zhaspahrs Gemächer,
der Tempel, Zion
 
    »... treffen nach der Ansprache immer weitere Antwortschreiben ein, insbesondere aus den weiter entfernten Bistümern«, sagte Zahmsyn Trynair über den Rand seines Weinglases hinweg. »Aber um ehrlich zu sein, bin ich nicht ganz zufrieden mit dem, was ich bislang zu hören bekommen habe.«
    »Ach nein?« Zhaspahr Clyntahn erstickte ein frisches Brötchen unter einer dicken Schicht Butter und biss herzhaft ab. »Warum nicht?«, fragte er dann mit vollem Mund und war so recht schwer zu verstehen.
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass sie alle gänzlich den Ernst der Lage verstanden haben, selbst nach dem, was in Ferayd geschehen ist«, erwiderte Trynair. »Natürlich kennen sie nur die bereinigte Fassung der Ansprache, ohne die deutlichen Aussagen zum Heiligen Krieg. Es dauert wahrscheinlich eine Zeit, bis die Berichte über die Hinrichtungen überall herum sind, gerade angesichts des Winterwetters. Ich nehme an, das könnte erklären, warum man allgemein nicht die mir angemessen scheinende Dringlichkeit hinter der Stoßrichtung der Ansprache spürt.«
    Angesichts dieser Anspielung auf die Ferayd-Hinrichtungen verzog Clyntahn kurz das Gesicht. Ja, gut, er hatte seine öffentliche Buße mit der angemessenen Demut und Hingabe abgeleistet. Trotzdem wäre es gänzlich sinnlos gewesen, so zu tun, als hätte ihn diese Schmach, ›seine eigene Schuld einzugestehen‹, ihn nicht mit loderndem Zorn erfüllt. Und Clyntahn konnte auch nicht so tun, als sei er nicht nach wie vor davon überzeugt, es sei Trynair, der für eben diese Schmach verantwortlich war. Dass er dank seines klaren Verstandes in der Lage war zu begreifen, warum genau der Kanzler auf einer Buße wie dieser bestanden hatte - und damit Recht gehabt hatte -, änderte nicht allzu viel an seiner schlechten Stimmung. Folgerichtig traten in Clyntahns und Trynairs Beziehung in letzter Zeit deutlich Spannungen zu Tage. Doch zugleich war beiden mehr denn je bewusst, wie sehr sie einander doch brauchten. Und so zornig Clyntahn auch sein mochte, er wusste ganz

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