Die Invasion - 5
vielleicht Admiral Lock Islands Meinung darüber anhören, wie vertraut ein Matrosenarsch mit einem Sattel sein müsse! Glauben Sie mir, der Admiral ist nicht der Ansicht, die beiden sollten mehr Kontakt miteinander haben als absolut nötig. Und das zeigt, was in diesem Falle sehr bedauerlich ist, die allgemeine Einstellung der Navy zum Reiten.«
»All das ist wahr, Euer Majestät, aber ...«
»Wir haben doch gewusst, dass es so kommen würde«, fiel ihm Cayleb ins Wort. »Nein, schon richtig, dass es so schlimm kommen könnte, hat sich niemand von uns vorstellen wollen. Aber uns war von Anfang an klar, dass wir früher oder später genau so ein Problem bekommen würden. Deswegen denke ich, dass wir uns, obwohl ich genau verstehe, warum Sie ungeduldig werden, an unsere ursprüngliche Strategie halten sollten.«
Wäre Chermyn gegenüber nicht der Kaiser, hätte er jetzt abfällig geschnaubt. Doch da er es nicht nur mit seinem direkten Vorgesetzten zu tun hatte, sondern mit seinem Kaiser und Oberbefehlshaber, unterließ er es. Fairerweise musste Cayleb zugeben, dass er den Marine verstand. Schließlich hatte besagter General die ursprüngliche Strategie überhaupt erst ersonnen.
»Auch wenn ich Euch wieder Recht geben muss, Euer Majestät«, wiederholte sich Chermyn nach kurzem Schweigen, »geht mir immer noch die ganze Warterei und das Nichtstun hier heftig gegen den Strich!«
»Na, na, man kann doch wirklich nicht behaupten, wir würden nichts tun!«, gab Cayleb mit einem boshaften Grinsen zurück. Chermyn kniff die Augen zusammen, und wieder lachte der Kaiser leise. Dieses Mal klang es deutlich zufriedener.
»Je länger er sich dort verschanzt hält, desto besser für uns, Hauwyl«, erklärte ihm Cayleb. »Ganz zufrieden bin ich zwar auch nicht, aber glauben Sie mir: Wenn wir Gahrvai dazu bewegen können, mir noch einen Monat Vorbereitungszeit zu lassen, dann wird er sich wirklich wünschen, er hätte das nicht getan!«
»Das glaube ich Euch gern, Euer Majestät«, erwiderte Chermyn aufrichtig, dann verneigte er sich und verließ den Raum. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wandte sich Cayleb Merlin zu.
»Das«, bemerkte er, »ist ein wirklich ungeduldiger Mensch.«
»Weniger ungeduldig, als vielmehr hartnäckig, denke ich«, gab Merlin zurück. »Er erinnert mich an viele Marines, die Nimue kennen gelernt hat. Deren Instinkt sagte ihnen immer, sie müssten angreifen, müssten immer alles forcieren und die Gegenseite aus dem Gleichgewicht bringen, wann immer das möglich ist. Als die Gbaba uns gänzlich in die Defensive gedrängt haben, hat das die Marines fast in den Wahnsinn getrieben ... und das nicht nur, weil es bedeutete, dass wir diese Schlacht verlieren würden.«
»Ich verstehe, ja.« Cayleb nickte. »Was das betrifft, neige ich selbst dazu, in dieser Art zu denken. Die Vorstellung, der Gegenseite genügend Zeit zu lassen, sich vorzubereiten, hat mir noch nie sonderlich gefallen. Zumindest normalerweise nicht.«
Merlin und er grinsten einander an. Das Grinsen versprach den Corisandianern Böses. Dann blickten sie erneut auf die Karte von Corisande, die vor ihnen auf dem Tisch ausgebreitet war.
Das eigentliche Problem, dachte Cayleb, besteht darin, dass all die Männer, die an der Ausarbeitung der charisianischen Strategie mitgewirkt haben, erst sehr spät in Dairwyn angelandet sind. Anfangs war niemand auf die Idee gekommen, Großherzog Zebediah könne seinen Schwager dazu bewegen, sich auf die Seite der Charisianer zu schlagen. Erst als man erfahren hatte, dass Prinz Nahrmahn mit dem Großherzog in Briefkontakt stand, war ein solcher Plan überhaupt diskutiert worden. Die ersten Invasionspläne waren dementsprechend davon ausgegangen, man müsse entweder in der Baronie Brandark oder der Grafschaft Coris an Land gehen, wenn man östlich der Dark Hills einmarschieren wolle. Hätte man sich dagegen entschieden, an der Küste des Margo-Sundes anzulanden, hätte man deutlich weiter im Westen vorrücken müssen, vermutlich in der Grafschaft Rochair. In beiden Fällen war der Grundgedanke gewesen, erst eine sichere Ausgangsbasis zu schaffen und dann die charisianische Seefahrer-Erfahrung dazu zu nutzen, die größere Mobilität der Corisandianer an Land auszugleichen, indem man vor der Küste von einer kleinen Insel zur nächsten sprang.
Bedauerlicherweise hatte die Kombination aus der Geschwindigkeit, mit der Dairos gefallen war, und der Promptheit, mit der Gahrvai aufgebrochen war,
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