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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wieder ab. »Ich will offen sein: Ich wüsste auch gar nicht, wie er für das Endergebnis dieses Angriffs auf die Charisianer verantwortlich sein sollte.«
    »Nein? Also, ich weiß das verdammt genau!«, grollte Clyntahn. »Wenn er von Anfang an darauf bestanden hätte, dass die Inquisition die Verantwortung für die Ergreifung der Schiffe übernimmt, ohne diese tollpatschigen, so genannten Soldaten erst überall Mist bauen zu lassen, dann wäre keiner dieser verdammten Charisianer damals entkommen. Wahrscheinlich wären auch nicht so viele von denen ums Leben gekommen. Aber selbst dann hätten Cayleb und seine Schar Abweichler nicht derart übertriebene Berichte über das bekommen, was in Ferayd angeblich passiert ist. Und dann hätten die sich auch nicht so darüber aufgeregt!«
    Obwohl er fest entschlossen war, sich nicht mit Clyntahn zu streiten, und trotz all der guten Gründe, die er hatte, sich für eine derartige Vorgehensweise zu entscheiden, schürzte Trynair angespannt die Lippen. Nach Möglichkeit jegliche Konflikte innerhalb der ›Vierer-Gruppe‹ zu vermeiden war das eine. Aber zuzulassen, dass eines der beiden einflussreichsten Mitglieder dieser Gruppe sich in einer derartig gefährlichen Selbsttäuschung erging, das war etwas gänzlich anderes! Schließlich würde sich auch immer weiter herumsprechen, wie die Charisianer die Geschehnisse in Ferayd sahen.
    Zu den Schreiben und den großformatigen Flugblättern, die sie nach ihrem Abzug aus Ferayd zurückgelassen hatten, gehörte auch eine Bekanntmachung des Kaiserpaares von eigenen Gnaden Cayleb und Sharleyan. Dort waren die Gründe für den Angriff auf die Stadt und das Niederbrennen eines Großteils der Hafengebäude klar und deutlich erläutert. Wie der Mistkerl Rock Point versprochen hatte, hatte man auch den Inhalt verschiedener Aufzeichnungen Graivyrs veröffentlicht. Es war nicht möglich, herauszufinden, wo sie zum ersten Mal in Umlauf gebracht worden waren. Aber irgendwoher war jedes einzelne selbstverurteilende Wort aufgetaucht, das sich in den Berichten der mittlerweile hingerichteten Inquisitoren fand. Und so sehr Clyntahn sich auch mühen mochte: Zumindest einiges davon hatte mittlerweile auch die Reiche des Festlandes erreicht, insbesondere Siddarmark und Delferahk selbst. Trynair musste feststellen, dass das Ausmaß, in dem die Charisianer begriffen hatten, welchen Wert anständige Propaganda haben konnte, mindestens dem der Kirche selbst gleichkam. Und es schien gänzlich unmöglich zu verhindern, dass diese Flugschriften und Pamphlete immer weiter Verbreitung fanden.
    Und das alles macht es nur noch um so bedeutsamer, dass ich darauf bestanden habe, selbst öffentlich Stellung zu diesen Geschehnissen zu beziehen, ganz egal, wie Zhaspahr darüber denken mag, dachte der Kanzler grimmig. Ich muss zwar zugeben, dass er nicht ganz Unrecht hat, wenn er darauf hinweist, die Schlussfolgerungen des Tribunals würden die Behauptungen der Charisianer, was denn nun wirklich geschehen sei, zusätzlich stützen. Aber es sieht ganz so aus, als empfänden erstaunlich viele Leute unsere neue ›Offenheit‹ und ›Ehrlichkeit‹ als zutiefst beruhigend. Und zugleich verschafft es ihnen auch einen gewissen Ausweg aus diesem Dilemma: Sie können hinnehmen, dass zumindest einige der Behauptungen, die die Charisianer kursieren lassen, durchaus zutreffen, und zugleich können sie auch all jene Anklagepunkte einfach zurückweisen, die nicht in Übereinstimmung mit den kirchlichen Eingeständnissen sind. Beispielsweise die Frage, wie groß der Teil der Stadt denn nun wirklich war, der bei diesem Angriff der Charisianer in Schutt und Asche gelegt wurde, und wie viele Zivilisten dabei tatsächlich ums Leben gekommen sind.
    Soweit Trynair wusste, hatte bei dem Angriff der Charisianer kein einziger Zivilist aus Delferahk das Leben verloren, doch das konnte Charis unmöglich beweisen. Auf jeden Fall würden keine für Charis ach so nützlichen Berichte darüber bekannt werden - und die Kirche dann in arge Bedrängnis bringen.
    Das bedeutete natürlich nicht, dass die Charisianer nach Ferayd nicht ein geradezu höllisches Talent dazu unter Beweis gestellt hatten, ihre Propaganda, wann und wo immer sie wollten, zu verbreiten.
    Das schien Clyntahn ganz besonders zu verärgern. Zweifellos hatte er geglaubt, die Inquisition sei in der Lage, derartig belastende Unterlagen ganz nach Bedürfnis der Kirche in die Hand zu bekommen. Bedauerlicherweise hatte der

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