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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nun ...
    »Eure Majestät«, setzte Staynair nach kurzem Schweigen an, »es ist einfacher, über Flotten und Armeen zu gebieten als über das Herz eines Menschen. Das hat Euer Herr Onkel bereits herausfinden müssen. Sollte dies eine Lektion sein, die Ihr noch nicht gelernt habt, so ist es wohl an der Zeit, damit zu beginnen. Ich glaube sehr wohl, dass Euer Herr Onkel Euch sehr liebt. Ich werde nicht so tun, als kennte ich ihn gut. Schließlich hat er sich von mir - ebenso wie von allem, was mit der Kirche von Charis zu tun hat - so weit als möglich ferngehalten. Aber ich glaube wirklich, dass er Euch liebt. Und doch habt Ihr ihn darum gebeten, etwas zu akzeptieren, was er schlichtweg nicht zu akzeptieren vermag. Wenn ich ihn ansehe, dann sehe ich einen Mann, der der Entscheidungen wegen trauert, die seine Nichte getroffen hat. Einer der Gründe für seine Trauer ist, dass er diese Nichte sehr liebt.«
    »Das mag beruhigend klingen«, sagte Sharleyan. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, es klingt nicht nur so, es ist beruhigend. Aber das ändert nichts daran, dass unsere ... Entfremdung in dieser Frage zunehmend offensichtlich wird. Genauso offensichtlich ist, dass es hier im Palast von Tellesberg Leute gibt, die es für gefährlich halten, jemanden dem Thron so nahe zu wissen, der offenkundig mit den Tempelgetreuen sympathisiert.«
    »Damit mögen diese Leute Recht haben, Eure Majestät.« Staynair blickte sie bemerkenswert gelassen an. »Letztendlich aber ist es ganz allein Eure Entscheidung, in welcher Art Beziehung Ihr zu Eurem Onkel steht - oder in welcher Weise Ihr Eure Beziehung zu ihm ändern wollt. Niemand sonst hat da ein Mitspracherecht. Und es ist ja nun nicht gerade so, als würde Euer Herr Onkel es darauf anlegen, diese Neigung für die Tempelgetreuen zu verbergen. Für mich sieht es ganz so aus, als sei er einfach derjenige, der er eben ist. Wäre es angemessen und recht, von jemandem etwas anderes zu verlangen?«
    »Ich bin eine Königin, Euer Eminenz - eine Kaiserin. Kann ich es mir leisten, jemanden einfach nur nach Maßgabe von Anständigkeit und moralischer Angemessenheit zu behandeln anstatt nach politischer Notwendigkeit, gerade wenn dieser Jemand mir so nahesteht?«
    »Vielleicht birgt das tatsächlich gewisse Gefahren«, erwiderte Staynair. »Vielleicht könntet Ihr sogar anmerken, es liege in Eurer Verantwortung als Königin und Kaiserin, ihn aus Eurem Umfeld zu verbannen, vielleicht am besten an einen Ort, an dem er keinen Schaden anrichten kann. Und vielleicht werdet Ihr, so Ihr das nicht tut, irgendwann die Konsequenzen Eures Handelns tragen müssen. All das mag wahr sein, Eure Majestät. Aber im Gegensatz dazu weiß ich etwas, das eindeutig wahr ist: Auch Ihr könnt nur sein, wer Ihr seid. Ihr seht Euch bereits jetzt zu vielen Gefahren gegenüber, zu vielen Bedrohungen durch andere. Ich denke, das Einzige, was Ihr Euch selbst keinesfalls gestatten dürft, ist, Euch mit Selbstzweifeln zu zerfleischen. Ihr dürft nicht aufhören, diejenige zu sein, die Ihr seid, die Ihr schon immer wart. Wenn Ihr Euren Onkel tatsächlich so liebt, wie mir scheinen will, dann müsst Ihr die Stimme dieser Liebe ebenso achten wie die pragmatische Vorsicht, die mit Eurer Rolle als Regentin einhergeht. Für Charis jedenfalls wird es besser sein, Ihr geht das Risiko ein, Euren Herrn Onkel in Eurer Nähe zu behalten. Denn indem Ihr Euer Herz verhärtet und Eure Zuneigung zu ihm leugnet, werdet Ihr Eure Seele verstümmeln und Eure Selbstsicherheit untergraben. Ihr werdet dann nicht fähig sein, das Gute zu tun, das Ihr noch zu tun habt.«
    »Aber ich habe bereits einige Schritte eingeleitet, um mich vor ihm zu schützen«, beichtete Sharleyan dem Erzbischof. »Das ist der wahre Grund, warum ich ihn nicht bei Mahrak in Chisholm gelassen habe. Ich konnte ihn doch nicht das Kommando über die Armee behalten lassen, wenn er sich so offensichtlich gegen das stellt, das zu tun ich nach Charis gekommen bin!«
    »Das hatte ich bereits vermutet.« Staynair zuckte mit den Schultern. »Und da seht Ihr wohl schon den deutlichsten Beleg dafür, wie unwahrscheinlich es ist, dass Ihr Euch von Eurer Liebe zu ihm von Euren Pflichten ablenken ließet.«
    Langsam und bedächtig nickte die Kaiserin. Jetzt nahm auch Staynair einen Schluck aus seinem Weinglas. Während er trank, wünschte er sich mehr denn je, es möge schon bald gelingen, die Bruderschaft von Sankt Zherneau von der Notwendigkeit zu überzeugen, Cayleb könnte

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