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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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seiner Gemahlin die Wahrheit offenbaren. Wüsste sie wie Staynair selbst, dass es Captain Athrawes möglich war, selbst die geschicktesten Verschwörer im Auge zu behalten, hätte das Sharleyan gewiss immens erleichtert.
    Und ihr ihre schwierigen Aufgaben leichter zu machen, wann und wo uns das möglich ist, ist wohl das Mindeste, was wie für sie tun können, dachte er mitfühlend, während er sie ruhig anblickte. Das hat sie verdient. Und selbst wenn dem nicht so wäre, gebietet doch schon der gesunde Menschenverstand, dass wir es trotzdem tun. Wir sind auf sie angewiesen - wir sind darauf angewiesen, dass sie bestmögliche Leistungen erbringt, dass sie all ihre Intelligenz und all ihre Willenskraft einsetzt und sich nicht ständig mit Dingen abmüht, die sie sowieso niemals zu lösen auch nur erhoffen kann.
    »Euer Onkel ist in vielerlei Hinsicht ein Abbild von ganz Safehold, Eure Majestät«, sagte Staynair schließlich. »Der Kampf, der in seinem Herzen und in seinem Verstand tobt, ist genau der Kampf, den momentan alle Menschen auf dieser Welt in ihren Seelen durchleiden. Jeder von uns muss letztendlich seine eigenen Entscheidungen fällen, seine eigene Wahl treffen, und der Schmerz, den dies für nur allzu viele von uns mit sich bringt, wird entsetzlich sein. Und dennoch müssen wir wählen. Die schlimmste Sünde von allen, die einzig unverzeihliche Sünde, ist, diese Entscheidung zu verweigern. Und was auch immer wir denken oder glauben mögen, wir können auch anderen diese Entscheidung nicht verwehren, einfach nur weil wir glauben, sie würden anders entscheiden als wir.
    Ihr versteht, warum Euer Herr Onkel nicht in der Lage ist, Eurer Meinung zu sein. Nun müsst Ihr auch sein Recht respektieren, anderer Meinung als Ihr zu sein. Verurteilt ihn nicht dafür, dass er Eure Ansichten nicht teilt! Unternehmt alles, was möglich ist, um Euch vor etwaigen Konsequenzen zu schützen, ja, aber vergesst nicht, dass er immer noch der Onkel ist, den Ihr als Kind geliebt habt, und der Oberkommandierende Eurer Armee, der Euch lange Zeit gut und treu gedient hat! Wenn er seine Wahl trifft, wenn er die Entscheidung fällt, diese Meinungsverschiedenheit beschädige oder zerstöre gar seine Liebe zu Euch, oder wenn er sich durch diese Meinungsverschiedenheit vielleicht gezwungen sieht, sich Euren Feinden anzuschließen, ist das seine Entscheidung. Aber vergesst niemals, dass es wahrlich möglich ist, jemanden von tiefstem Herzen zu lieben, mit dem man selbst von Grund auf nicht einer Meinung ist, Eure Majestät! Ich bin Bédardist, und der Respekt vor der Meinung anderer ist eines der grundlegenden Prinzipien unserer Lehren. Zu diesen Prinzipien gehört auch, anzuerkennen, wie schwer es ist, jemanden zu lieben, mit dem einer Meinung zu sein die eigene Überzeugung verbietet. Es ist schwer und auch schmerzhaft für alle Beteiligten. Macht es Euch nicht noch schwerer als nötig und das nicht früher als nötig!«
    Einen Moment lang blickte Sharleyan ihn nur an, dann holte sie tief Luft und nickte.
    »Ihr habt Recht, Euer Eminenz«, erwiderte sie leise. »Es ist schwer. Aber ich werde versuchen, es niemandem noch schwerer zu machen, als ich unbedingt muss.«

.II.
 
Freibeuter-Brigg Loyal Son ,
Desnarianische Handelsgaleone Wind Hoof ,
Markovianische See
 
    Unter einem schiefergrauen Himmel wogte stahlgraues Wasser, vom tosenden Wind wie zu einer riesigen Schüssel mit Eis poliert. Heulend fuhr der Wind in die Takelage, als die Brigg Loyal Son sich ihren Weg durch die leeren Weiten der Markovianischen See bahnte. Breitbeinig, um das Rollen des Schiffes abzufangen, stand Symyn Fytzhyw, Eigner und gleichzeitig Kapitän der Loyal Son, auf dem winzigen Achterdeck der Brigg. Trotz seines dicken, warmen Mantels zitterte er.
    Fytzhyw war noch nicht ganz dreißig Safehold-Jahre alt, und er hatte keine Kinder. Sein älterer Bruder hingegen hatte schon fünf Erben, zu denen nicht nur eines, sondern gleich zwei Zwillingspärchen gehörten. Das älteste war gerade einmal sieben Jahre alt, und keines der fünf Kinder hatte jemals die Stadt Tellesberg verlassen ... geschweige denn ein anderes Klima kennen gelernt. Als sie Onkel Symyn beim Packen ›geholfen‹ hatten, war ihnen der dicke Wintermantel geradezu schreiend komisch erschienen. Doch in diesem Augenblick fand Fytzhyw darin wirklich nichts, was ihn in irgendeiner Weise belustigt hätte.
    Bis das Frühjahr anbrechen würde, dauerte es noch einen ganzen Monat, und auf den Wassern der

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