Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
aus.
    »Jawohl, Sir.« Gorjah Hairaym, der First Lieutenant der Wind Hoof, war ein gutes Dutzend Jahre älter als sein Skipper, der auch nicht mehr gerade der Jüngste war. In dem kalten, grauen Licht dieses windgepeitschten Nachmittags wirkte das unrasierte Gesicht des älteren Mannes außerordentlich faltig und alt, als er diesen Befehl bestätigte. Der Blick in seine Augen verriet Lizardherd, dass auch sein Gegenüber genau wusste, wie nutzlos dieser Befehl doch war - vorausgesetzt, dieses andere Schiff dort draußen war tatsächlich das, wofür sie beide es hielten. Aber sie waren sich recht sicher. Trotzdem ...
    »Und vielleicht sollten Sie auch Lieutenant Aivyrs Bescheid geben«, setzte Lizardherd noch hinzu.
    »Jawohl, Sir«, bestätigte Hairaym. Dann wandte er sich um und brüllte Befehle, die Breitseiten-›Catamounts‹ zu bemannen, die kaum mehr waren als Knallbüchsen. Sie waren zwar schwerer als die ›Wölfe‹, die an Bord der meisten Handelsgaleonen schwenkbar am Schanzkleid montiert waren. Doch selbst deren Geschosse wogen kaum mehr als drei Pfund. Das mochte ausreichen, um die meisten Händler abzuschrecken, die mittlerweile zu Freibeutern geworden waren (oder gleich zu richtigen Piraten). Aber gegen einen charisianischen Freibeuter war das wohl vergebliche Liebesmüh.
    Und ein charisianischer Freibeuter, das ist das Drecksding da draußen, das ist so sicher wie das Leiden in der Hölle!, dachte Lizardherd grimmig. Zumindest ist das ganz gewiss kein anderes Handelsschiff. Bei all den anderen verrückten Dingen, die im Moment in der Welt passieren, würde das niemals geradewegs auf uns zuhalten. Der Blindfisch oben im Krähennest hat sie zwar seit ungefähr zwei Tagen einfach übersehen, aber gut genug gucken kann er, um zu sehen, dass sie in der typisch charisianischen Art und Weise getakelt ist!
    Fairerweise - momentan nichts, was Lizardherd besonders wichtig gewesen wäre - hätte man dem Mann im Ausguck zugutehalten können, dass ihm eiskalt sein musste: Wahrscheinlich war er schon halb erfroren. Und gewiss war er furchtbar erschöpft und hatte nur noch abgewartet, bis seine Schicht im Krähennest endlich zu Ende ginge. Leider war der Mann dort oben aber eben auch ein erfahrener Seemann. Das bedeutete, dass er mit größter Wahrscheinlichkeit richtig lag, als er das näher kommende Schiff als charisianisch beschrieb. Schließlich hatten sich außerhalb von Charis nur wenige Schiffe diese neue Art der Takelung zu eigen gemacht. Laut dem ursprünglichen Zeitplan hätte die Wind Hoof schon vor drei Monaten umgebaut werden sollen. Und das wäre auch geschehen, hätte nicht Lizardherds Kontaktmann in Resmair unauffällig die Kunde verbreitet, die Kirche würde nur recht zurückhaltend Aufträge an Kapitäne erteilen, die allzu begierig schienen, von den Innovationen der Ketzer zu profitieren.
    Ich hätte ihm sagen sollen, er solle sich verpissen!, grollte Lizardherd nun. Klar, ist natürlich auch ein ziemlich großer Auftrag. Für diesen Auftrag forderte er bereits das Anderthalbfache seiner üblichen Entlohnung. Dennoch wusste er genau, dass bei diesem Auftrag genug Schmiergelder geflossen waren, um die Vertreter der Kirche allerhöchstens zwei Drittel dessen zahlen zu lassen, was sie dann schließlich nach Zion als Kostenpunkt melden würden. Aber kein Auftrag ist satt genug, um sich dafür umbringen zu lassen!
    Er blickte zu seinen eigenen Segeln auf - seinen äußerst ineffektiven Segeln im Vergleich zu diesem Jäger dort draußen, der jetzt gegen den Wind rasch auf ihn zuhielt. Lizardherd verzog gequält das Gesicht. Es war, wie er Hairaym gesagt hatte: Es war völlig sinnlos, die Flucht vor diesem anderen Schiff antreten zu wollen. Und es hatte auch keinen Sinn, jetzt noch schnell den kirchlichen Wimpel einholen zu lassen. Die Brigg, die sich ihnen näherte, dürfte ihn längst ausgemacht haben. Ganz zu schweigen davon, dass Lieutenant Lewk Aivyrs, der Offizier der Tempelgardisten, die man mitgeschickt hatte, um die Geldkoffer im Auge zu behalten, vermutlich einige scharfe Worte für einen derartigen plötzlichen Ausbruch an Vernunft finden würde.
    Ich werde wohl einfach hoffen müssen, dass dieser Bursche da draußen nicht auch noch einen Krieg gegen Desnairia anzetteln will, dachte Lizardherd verdrießlich. Nicht, dass das allzu viel bringen würde.
 
    »Sie fährt unter desnairianischer Flagge, Sir«, bemerkte Fytzhyws Erster Offizier, als der Abstand auf weniger als eintausend Schritt

Weitere Kostenlose Bücher