Die Invasion - 5
vor, dass Sir Farahk auch nur in Erwägung zieht, etwas Derartiges zu tun«, warf Coris ein. »Mir bereitet viel mehr der Gedanke Sorgen, Zebediah könne die Seiten gewechselt haben. Wenn dem so ist, wäre es ganz charakteristisch für ihn, Cayleb ein Schreiben an seinen Schwager mitzugeben, in dem er ihn dann dazu drängt, es ihm gleichzutun.«
»Bei allem Respekt, Euer Hoheit«, ergriff nun Tartarian zum ersten Mal das Wort, »ich kenne Baron Dairwyn. Ich glaube nicht, dass er sich so leicht dazu wird bewegen lassen, die Treue, die er Euch geschworen hat, zu brechen.«
»Damit haben Sie wahrscheinlich Recht«, erwiderte Hektor nachdenklich. »Andererseits: Sollte Zebediah tatsächlich ein solches Schreiben abgeschickt haben, wie Phylyp es gerade vermutet hat, dann ist es denkbar, dass Cayleb es für durchaus sinnvoll hält, Dairwyn auf seine Seite ziehen zu wollen. Dairos ist ein guter, relativ tiefer Hafen, mitten in der White Sail Bay. Für eine wirklich große Flotte ist er vielleicht ein wenig zu beengt. Aber er ist doch groß genug, um im Notfall einen anständigen Ankerplatz zu bieten, sollte seine Flotte immer noch in diesen Breiten beschäftigt sein, wenn die Orkansaison nächsten oder übernächsten Monat so richtig anfängt ... Und Dairos liegt, über Land, nur wenig mehr als zweihundert Meilen von Manchyr entfernt. Zugegeben, zwischen Dairwyn und Manchyr liegen die Dark Hills. Das jedoch können sich beide Seiten zunutze machen. Die Dark Hills mögen zwar ein Hindernis für Caylebs Armeen sein und seinen Marsch nach Westen gegen Manchyr erschweren. Aber zugleich würden die Hills Caylebs Lager zumindest einen gewissen Schutz bieten, wenn es uns gelänge, unsere eigenen Streitkräfte gegen ihn zu massieren. Aber das Entscheidende hier ist, dass Cayleb um diese Jahreszeit irgendwo einen Hafen brauchen wird. Selbst wenn die Chance besteht, dass Dairwyn ihm Dairos unbeschadet und kampflos überlässt, lohnt es sich für Cayleb wahrscheinlich doch, es zumindest zu versuchen.«
»Und für den Fall, dass Dairwyn nicht auf seine Seite wechselt, ist Dairos nicht annähernd so gut befestigt wie die Häfen an der Küste des Margo-Sund«, pflichtete Tartarian ihm unglücklich bei.
»Irgendwo mussten wir ja Prioritäten für unsere Truppen und die neue Artillerie setzen, Taryl.« Hektor machte eine abfällige Handbewegung. »Rysel und Sie, Sie haben damals beide zurecht vorgebracht, die Dark Hills würden Manchyr vom Osten her abschirmen. Ich selbst habe es genauso gesehen. Deswegen war es durchaus sinnvoll, stattdessen die Häfen im Südwesten zu verstärken.«
»Was ein weiterer Hinweis darauf sein könnte, dass Cayleb Kontakt mit Zebediah aufgenommen hat«, bemerkte Coris. »Zebediah hatte reichlich Zeit herauszufinden, wo wir unsere Truppen massieren. Ich gehe davon aus, dass das genau die Art Information ist, die er Cayleb angeboten hat, um seinen eigenen Wert unter Beweis zu stellen.«
»Das könnte es tatsächlich bedeuten«, gab Hektor zu. »Andererseits ist es aber auch ziemlich schwierig, neue Geschützbatterien am Ufer geheim zu halten, Phylyp. Und genauso gut könnte auch eines der Handelsschiffe, die immer wieder den Sund durchqueren, Cayleb diese Information geliefert haben.«
»Ganz egal, wie Cayleb an die Information gekommen ist: Es hätte wohl nicht gerade eines militärischen Genies bedurft, um sich zu überlegen, wie wir dieses Problem wohl angehen würden«, setzte Anvil Rock hinzu.
»Richtig.« Hektor nickte. Dann verzog er das Gesicht. »Also gut, ich denke, das waren alles überdenkenswerte Aspekte. Aber jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, was wir tun sollen, wenn sie tatsächlich Dairwyn ansteuern.«
»Ich wünschte, wir könnten besser deren gesamte Kampfstärke abschätzen, Mein Prinz«, sagte Tartarian. »Das Gute ist: Dank der Semaphoren wissen wir es mindestens einen Fünftag im Voraus, bevor etwas so Langsames wie eine Invasionsflotte Dairos erreichen kann. Schlecht hingegen ist, dass wir wirklich nicht wissen, mit welcher Kampfstärke sie kommen, wenn sie denn eintreffen. Ich weiß, was Phylyps Berichte über die Größe von deren Flotte besagen: Die haben Hunderte von Galeonen bauen lassen, die sie gegen uns einsetzen wollen, und an Bord haben die jeden Elite-Marine des ganzen Königreichs. Aber wie ich schon die ganze Zeit nicht müde werde vorzubringen: Was das betrifft, traue ich unseren Quellen nicht.«
»Und leider auch aus gutem Grund«, murmelte Coris, und
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