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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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Antwort ansetzen konnte, sagte Joan: »Sie sind es, der unter Hypnose steht.«
     »Holen Sie sie zurück!« knurrte Ringdahl. »Mir gefällt das alles ganz und gar nicht.«
     »Es gibt keinen Zustand, aus dem ich sie zurückholen könnte«, erklärte Balkani mit einem leicht ironischen Lächeln; er fand die Angelegenheit nun ein wenig amüsant. »Sie ist zumindest ebenso wach wie wir.«
    »Wollen Sie sie etwa so lassen, wie sie jetzt ist?«
     »Machen Sie sich keine Sorgen.« Balkani schlug seinem militärischen Vorgesetzten freundlich auf die Schulter. »Sie wird in ein paar Stunden von selbst wieder ganz normal werden, wenn sie es will.«
     »Wenn sie es will?« Das war wieder etwas, was Ringdahl offensichtlich nicht gefiel.
     »Sie könnte sich auch dafür entscheiden, so zu bleiben, wie sie jetzt ist.« Balkani wandte sich um und sprach leise zu Joan. »Wer bist du, mein Liebes?«
    »Ich bin du«, antwortete sie prompt.
     Ringdahl fluchte. »Bringen Sie sie um, Balkani, oder heilen Sie sie. Aber lassen Sie sie nicht so.«
     »Es gibt keinen Tod«, sagte Joan, offenbar mehr zu sich selbst. Es lag ihr offenbar nicht wirklich daran, mit jemandem zu sprechen; tatsächlich schien sie sich ihrer Gegenwart gar nicht bewußt zu sein.
    »Hören Sie zu, Balkani«, sagte Ringdahl wütend. »Ich nahm an, Sie wollten sie von ihrer ungenügenden politischen Anpassungsfähigkeit heilen. Jetzt ist sie in einer schlimmeren Verfassung als zuvor. Ich darf Sie daran erinnern, daß…«
     »Major Ringdahl, gestatten Sie bitte, daß ich Sie an drei verschiedene Dinge erinnere. Erstens, ich habe nichts versprochen. Zweitens, die Behandlung hat noch kaum begonnen. Und drittens: Sie mischen sich in Dinge ein, zu deren Verständnis eine besondere Ausbildung erforderlich ist, die Ihnen jedoch abgeht.«
     Ringdahl wies mit einem Finger gegen den Himmel, um seine wütende Antwort zu unterstreichen, aber er vergaß, was er hatte sagen wollen, als Joan sich plötzlich aufrichtete und mit der gleichen gleichgültig-entfernten Stimme sagte: »Ich habe Hunger.«
     »Wollen Sie, daß Ihnen das Essen in Ihrem Zimmer serviert wird?« fragte Balkani, der ein plötzliches Mitgefühl für sie empfand.
     »O ja«, sagte sie ausdruckslos, langte dann nach hinten und öffnete den Verschluß ihres Anzugs. Sie legte die leichte Kunststoffhülle ab, ohne auch nur im geringsten verlegen zu wirken, Major Ringdahl hingegen bekam rote Flecken im Gesicht und sah in eine andere Richtung. Balkani sah ihr zu, wie sie sich anzog, und spürte einen seltsamen Schmerz in seiner Brust; es war eine neue Empfindung für ihn, eine, die er nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Ihr Körper wirkte so klein und kindlich und hilflos; er wollte sie beschützen, ihr helfen, daß sie in diesem Wachtraum verbleiben konnte, in dem jeder ihr Freund war und der Tod nicht existierte.
     Joan verließ den Raum zuerst, ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, wie eine Mona Lisa oder Buddha, und als sie an ihm vorbeiging, streckte Balkani die Hand aus und berührte ihren Arm, als sei sie eine Heilige geworden.
    Percy X starrte benommen auf seine bandagierte linke Hand. Er hatte sich selbst geschnitten, indem er ein Trinkglas zerschlagen und sich mit einem der Glasstücke verletzt hatte; der scharfe Schmerz hatte ihn zurückgerissen aus dieser alles ansaugenden Leere, in die er Joan gefolgt war, aus dieser Leere, die Joan in sich aufgenommen hatte. Er war ihr mit seinen telepathischen Fähigkeiten gefolgt, und beinahe hätte ihn diese Leere ebenfalls in sich hineingezogen. Es hatte ihm einen nicht geringen Schrecken verursacht, als er begriff, daß seine ganze Persönlichkeit dabei war sich aufzulösen, der Leere anheimzufallen; er hatte versucht, die telepathische Verbindung mit ihr abzubrechen, war aber nicht dazu in der Lage gewesen, jedenfalls nicht, bevor er sich selbst diese Verletzung mit dem Glas zugefügt hatte.
     Jetzt drang er vorsichtig erneut in ihre Gedanken ein – und mußte nun wie ein Fremder sehen, was ihm zuvor vertraut gewesen war. Nichts war mehr so, wie es zuvor gewesen war. Er zog sich wieder zurück und wischte sich den kalten Schweiß von seiner Stirn.
    Zugleich spürte er, daß jemand kam. Wachen.
     Die Tür wurde aufgesperrt und geöffnet; eine der Wachen sah herein und sagte mit gelangweilter Stimme: »Du kommst jetzt mit, Junge. Mach ein bißchen schnell.«
     Wenig später schritt er einen langen Korridor hinunter, von den Wachen zu beiden

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