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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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bin es müde, stets gebückt zu gehen, um kleiner zu erscheinen.«
    »Niemand sagt, daß du dich klein machen sollst.« Er umschloß ihren Arm noch fester.
     »Du bist ein Telepath; du liest die Gedanken der Menschen. Aber du verstehst sie nicht. Doktor Balkani kann nicht in das Bewußtsein eines anderen eindringen, aber er ist in der Lage, es vollkommen zu verstehen. Wie erklärst du dir das, Percy X? Ich weiß, woran es liegt.« Sie setzte ihr seltsames, fernes Lächeln auf. »Balkani ist in ein Bewußtsein eingedrungen bis in seine dunkelsten Tiefen. In sein eigenes Bewußtsein. Weil er sich selbst vollkommen erkannt hat, braucht er keine Telepathie, um andere Menschen zu verstehen. Laß dich nicht durch den Umstand täuschen, daß er Drogen nimmt; wenn du dich selbst so sehen würdest, wie du wirklich bist, dann wärst du ebenso wie er auf Drogen angewiesen, um es zu ertragen. Vielleicht würdest du dich sogar umbringen. Weil wir alle Ungeheuer sind, Percy. Dämonen aus der Hölle – faul, schmutzig, pervertiert und böse.« Sie sprach diese Worte ganz ruhig, ohne die geringste Spur einer Emotion.
    »Hör endlich auf, so zu reden«, sagte Percy.
     Behutsam löste sie Percys Hand von ihrem Arm. »Von jetzt an werde ich sagen, was ich sagen will. Ich habe zum ersten Mal ehrlich mit dir gesprochen, und du hast dich aufgeführt, als wäre ich wahnsinnig; psychotisch, wie du gesagt hast. Schön, das habe ich erwartet. Ich bin mir dessen bewußt, daß ich grausam sein muß, wenn ich mich klar ausdrücken will. Ich habe dir die ganze Zeit zu erklären versucht, daß ich dich nicht mehr brauche, Percy. Ich brauche niemanden mehr.«
     Spät in dieser Nacht, nachdem der letzte Kunde ihr Wahrsagebüro verlassen hatte, öffneten Paul Rivers und Ed Newkom die Kisten, die am Tag per Raketenfracht angekommen waren.
     »Waffen, wie?« meinte Ed zufrieden. »Mit denen wir uns durchkämpfen können zu Balkanis…«
     »Das nicht gerade«, sagte Paul Rivers, während er größere Mengen von Kunststoffschaum aus der ersten Kiste herauslöste.
    In der Kiste befand sich ein Roboter. In der anderen Kiste würden sie ebenfalls einen Roboter vorfinden, wenn sie die Verpackungsmaterialien entfernt hatten. Beide basierten auf Prototypen, die Balkani selbst während des Krieges entworfen hatte.
      Und die jetzt umfunktioniert wurden, sagte Paul Rivers zu sich selbst, um meinen eigenen Zwecken zu dienen.
     »Und was ist das?« verlangte Ed zu wissen. »Ein Hochfrequenzsender?«
     »Nein, ein Gerät, das menschliche Sinneswahrnehmungen zu stören vermag.« Auch dies war eine von Balkanis Erfindungen, die aus der Vorkriegszeit des Instituts für psychedelische Forschung hervorgegangen war. »Wir werden diese Sachen noch heute nacht ausprobieren, um sicherzugehen, daß sie funktionieren. Dann werden wir mit Percy X Verbindung aufnehmen und so bald wie möglich für seine Entlassung sorgen.«
     Die Morgendämmerung war schon hereingebrochen, als Percy X, der schlaflos auf der Liege in seiner Zelle lag, die Stimme von Paul Rivers in seinen Gedanken vernahm.
    »Morgen geht es los, Percy.«
    Aber wie? dachte Percy.
     Rasch und ohne Worte zu verschwenden, erläuterte Paul seinen Plan. Er beeindruckte Percy X, beeindruckte ihn sehr.
     »Ich werde mich jetzt ins Bett legen und versuchen, noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen«, gab Paul Rivers telepathisch durch. »Und ich rate dir, das gleiche zu tun. Wir werden uns dann morgen sehen, wenn nichts schiefgeht.«
     Percy spürte, wie sich die verstärkten Gedanken von Dr. Rivers von ihm lösten, nur einen letzten verschwommenen Eindruck großer Müdigkeit zurückließen.
    Schlaf. Das war leicht genug zu sagen, dachte Percy, aber nicht so einfach durchzuführen. Da war etwas im Hintergrund seines Bewußtseins, etwas, das von ihm lebte, etwas, das ihm langsam, aber sicher seine Stärke und seine Entschiedenheit nahm. Er fragte sich, was das nur sein konnte.
     Er sah Balkanis Gesicht vor seinem geistigen Auge. Der Bart. Die Pfeife. Die glänzenden Augen mit den geweiteten Pupillen. Wer immer diesen Planeten regiert, erkannte Percy, Balkani wird stets einen Platz innerhalb der herrschenden Klasse finden… Und was ist mit mir? fragte er sich selbst. Was in Gottes Namen passiert zu Hause in Tennessee? Was machen die letzten meiner Neeg-Parts? Vorausgesetzt, es gibt überhaupt noch welche…
      Ich muß hier heraus, sagte er zu sich selbst. Wenn ich bleibe, dann wird mich Balkani bald so

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