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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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Seiten flankiert, an einer endlosen Reihe von verschlossenen Türen vorbei. Ich frage mich, wohin sie mich bringen werden, dachte er bei sich – und drang in ihre Gedanken ein, um es herauszufinden. Sie wollten ihn zu Joan bringen, auf eine Anweisung von Balkani hin. Aber warum hatte Balkani das befohlen? Vermutlich auf eine bloße Laune hin. Dennoch war da etwas, was Percy beunruhigte. Konnte es sein, daß hinter Balkanis rätselhaften Launen noch etwas mehr steckte, als man auf den ersten Blick annehmen sollte?
     Zu seiner Überraschung war die Tür zu ihrer Zelle unverschlossen; tatsächlich war sie sogar nur angelehnt.
     »Hier ist ein Besucher für Sie, Miss Hiashi«, kündigte eine der Wachen an.
    Joan, die auf ihrer Liege gelegen und mit leerem Blick zur Decke gesehen hatte, setzte sich halb auf und lächelte. »Hallo, Percy.«
     Es fiel sofort auf, wie sehr sie sich verändert hatte. Da war ein gewisser Eindruck der Ernsthaftigkeit, der Reife, der zuvor nicht dagewesen war.
    Die Wache schloß die Tür, ließ die beiden allein.
    »Du siehst wie eine Schlafwandlerin aus«, stellte er fest.
     »Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben wirklich wach. Setz dich. Ich habe dir etwas zu sagen.«
    Er ließ sich vorsichtig am Fußende der Liege nieder.
    »Ich habe immer allen gesagt«, begann Joan, »sogar mir selbst, daß meine Fernsehkarriere das wichtigste für mich sei. Aber das war eine Lüge, wenn es auch eine Lüge war, die zu glauben ich mich selbst überzeugte. Es hat Zeiten gegeben, in denen ich mir gesagt habe, daß ich den einen oder anderen Mann liebe. Dich zum Beispiel. Aber auch das stimmte nicht. Ich habe meine Karriere weggeworfen, als ich in die Berge ging, um dich zu suchen, und ich habe all meine Liebesaffären auf die eine oder andere Weise vermasselt. Es ist mir wieder und wieder passiert, daß ich, wenn der Erfolg in einem Projekt zum Greifen nahe schien, etwas gottverdammt Blödes angestellt und damit alles kaputtgemacht habe. Ich weiß jetzt, daß die eine Sache, vor der ich mich tief in meinem Inneren immer gefürchtet habe, eigentlich darin bestand, all das zu erreichen, was ich wollte – oder vielmehr das, wovon ich annahm, daß ich es wollte. Ich habe mir immer vorgemacht, daß irgendwelche Leute gegen mich waren, oder daß ich Pech hatte, dabei war ich selbst mein wirklicher Feind. Wann immer ich in meinem Leben etwas zu erreichen versucht habe, ist die gleiche dämonische Gestalt in meinen Weg getreten und hat mir Einhalt geboten, das gleiche unbarmherzige Phantom, das mein Gesicht trägt. Doktor Balkani hat mir ein Messer gegeben, und ich habe dieses Phantom getötet. Sie hat geschrien, Percy; sie hat stundenlang geschrien, während ich sie langsam in Stücke geschnitten und mich von ihr reingewaschen habe. Jetzt ist sie tot, und wenn ich noch etwas für sie empfinde, dann ist es eine Art von Einsamkeit. Ich bin jetzt allein, da Joan Hiashi tot ist.«
     »Du bist psychotisch«, sagte Percy scharf. »Aufgrund dessen, was du erlitten hast; ich weiß es; ich war mit dir in Verbindung.«
     »Ich bin nicht wahnsinnig, Percy. Und Balkani hilft mir nur, das herauszufinden, was ich immer wollte, während ich mir vorgemacht habe, Ruhm und Prestige und Geld und dich zu wollen. Er hat mir den Mut gegeben, um zu erkennen…«
    »Er hat deinen Geist und deine Seele getötet.«
     »Vergessen«, sagte Joan. »Er hat mir das Vergessen geschenkt.«
    »Begreifst du nicht, was er dir angetan hat?«
     »Wer, Gott?« fragte Joan mit einer unendlich entfernten Stimme.
    »Nein, Balkani!«
     »Doktor Balkani ist mein Freund. Wenn ich einen Feind habe, dann muß es Gott sein.«
     Er ergriff ihren Arm und zog sie auf sich zu. »Ich weiß, was du mitgemacht hast; verstehst du das nicht? Durch mein Talent war ich mit dir im Wasser und im Schweigen – du sagst mir nichts, was ich nicht selbst erlebt habe. Und was ich dir zu sagen versuche, ist folgendes…« Er brach ab, überlegte. »Du hast Liebe für mich empfunden; und ich habe dieses Gefühl erwidert. Was war daran so unwirklich?« Er hielt ihren Arm fest, drückte seine Finger in ihr Fleisch. »Antworte mir…«
     »Was siehst du, wenn du mich ansiehst?« fragte Joan. »Eine kleine japanische Puppe; oder etwa nicht? Ich mache dir deshalb keine Vorwürfe. Ich habe mich dir selbst angeboten, und du hast mit mir gespielt. Was könnte natürlicher sein? Aber ich bin mehr als eine Puppe. Tatsächlich bin ich groß, Percy; so groß wie ein Berg. Und ich

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