Die irische Heilerin
nachdem, wie das Licht fiel. Ein fester, aufwendig geflochtener Zopf bändigte ihre dunkelbraunen Locken. Er stellte sich vor, wie es dicht und offen um ihre Hüften fiel.
Bei der plötzlichen Vorstellung, dass Eileen sein Bett teilen könnte, trat ein überraschtes Lächeln auf seine Lippen. Aber natürlich würde zuerst die Erde zu Asche verbrennen, bevor so etwas geschehen würde.
Die zweite der beiden Frauen interpretierte sein Lächeln als Einladung. „Hast du schon eine Ehefrau genommen, Connor?“, fragte sie neckend.
Er meinte sich zu erinnern, dass ihr Name Grania oder Glenna sei, aber er war sich nicht sicher. „Noch nicht, Glenna.“
„Gráinne“, korrigierte sie ihn mit einem breiten Lächeln. „Hast du etwa keine Frau gefunden, die dir gefallen hat?“
„Im Gegenteil, es gab zu viele“, scherzte er. „Ich konnte sie ja nicht alle heiraten.“
Die Frauen lachten, aber er sah den Widerwillen auf Eileens Gesicht.
Gráinne seufzte. „Oh, Eileen, fast hätte ich es vergessen.“ Ihr Gesicht war eine Maske der Unschuld. „Mein Vater ist auf dem Weg hierher. Du sollst Connor heute Abend in unser Haus bringen.“
„Es geht ihm noch nicht gut genug, um zu laufen“, widersprach Eileen.
Connor runzelte die Stirn, denn mit seinen Beinen war alles in Ordnung. Seine Brust und sein Kopf schmerzten noch, aber auch diese Körperteile konnten nicht als Vorwand herangezogen werden, um eine Ortsveränderung zu verhindern. Dennoch wollte auch er die Krankenhütte nicht verlassen. „Sagt Séamus, dass ich ihn noch nicht sehen möchte. Ich komme ins rath, wenn ich wieder gesund bin. Nicht vorher.“
Gráinne verzog bei Connors Weigerung, in die Festung des Clanoberhaupts zu kommen, das Gesicht. „Ich sage es ihm. Aber er will mit Eileen sprechen, und zwar sofort.“
„Warum? Und muss es wirklich jetzt gleich sein?“, fragte Eileen. Angst zeichnete Falten in ihr Gesicht, und Connor fragte sich, was sie zu dieser Sorge veranlasste. Séamus war ein guter Stammeschef, ein Anführer von hohem Ansehen. Welchen Grund konnte Eileen haben, ihn zu fürchten?
„Ja, jetzt gleich.“ Ein selbstgefälliger Ausdruck trat auf Gráinnes Gesicht.
Eileen verließ daraufhin eilig die Hütte, um ihrem Clanoberhaupt zu begegnen. Die Tür schloss sich hinter ihr, und Connor fragte sich, was sie ihm alles nicht erzählt hatte. Er versuchte, sich wieder auf Séamus’Töchter zu konzentrieren, aber mit wenig Erfolg. Er wollte wissen, was Eileen getan hatte.
„Warum will Séamus mit Eileen sprechen?“, fragte er schließlich.
„Es ist ihr verboten, anderen zu helfen.“ Gráinnes Gesichtsausdruck wurde zornig. „Nach all dem, was sie getan hat, wird sie hier nie wieder als Heilerin tätig sein dürfen. Sie ist verflucht, das ist ganz klar. Es wäre besser für dich, du würdest diesen Ort verlassen und dir von unserer neuen Heilerin helfen lassen.“
„Eine neue Heilerin?“ Connor wurde ganz still. Eileen hatte ihm nichts von einer anderen Frau gesagt. Ein furchtbarer Verdacht keimte in ihm auf, und seine gebesserte Stimmung war augenblicklich dahin. Er hatte angenommen, dass Eileen die einzige Heilerin in Banslieve war. Aber sie hatte gelogen.
„Du kannst kommen und bei uns bleiben“, bot nun Sinéad an, wie die zweite der beiden Frauen sich nun namentlich zu erkennen gegeben hatte, und hob ein Stück einer Honigwabe an seinen Mund. „Wir würden uns gern um dich kümmern.“
Er ignorierte die Einladung. „Warum ist es Eileen untersagt, Menschen zu heilen?“, fragte er.
Gráinne tauschte einen schnellen Blick mit Sinéad. „Unser Vater wird es dir erzählen.“
Im nächsten Moment wechselten die beiden Schwestern das Thema. Das schrille Geplapper der Frauen verursachte Connor schließlich Kopfschmerzen. Und wenn er auch versuchte, weiter freundlich zu bleiben, wollte er doch nur noch, dass sie gingen.
„Tun deine Hände nicht schrecklich weh?“, fragte Gráinne.
Das taten sie tatsächlich, aber er weigerte sich, es zuzugeben. „Es geht mir gut.“
Er konnte sich kaum noch konzentrieren, viel zu viele Fragen waren in seinem Inneren aufgetaucht und bestürmten ihn. „Ich würde mich jetzt gern wieder ausruhen.“
Sie murmelten mitfühlend etwas, und er war dankbar, als sie endlich gingen. Nach ihrem Weggang starrte er seine bandagierten Hände an. Die Schwellungen waren nicht besser geworden, und der Schmerz schien sogar größer als am Anfang.
Aber noch viel schlimmer war die wachsende Angst,
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