Die irische Heilerin
Banníon deine Hände behandelt?“
Wut zeigte sich in seinen Augen, auch eine gewisse Frustration. Sie klagten sie stumm an. Eileen hantierte mit ihren Gerätschaften herum. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie keine Mahlzeit vorbereitet hatte. In den letzten zwei Monaten musste sie nur für sich selbst sorgen. Die meiste Zeit hatte sie einfach ein Stück Brot oder etwas Gemüse aus ihrem Garten gegessen.
„Soll ich dir etwas zu essen machen?“, fragte sie, als er den Tee ausgetrunken hatte.
„Nein. Ich brauche nichts.“ Connor wandte den Blick ab. Er versuchte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen.
„Hat dir der Besuch von Sinéad und Gráinne Freude bereitet?“, fragte sie schließlich in dem Versuch, die unangenehme Stille zwischen ihnen zu beenden.
„Ich möchte nicht wie ein Kind behandelt werden. Du musst mich nicht füttern und mein Lager ordnen.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dein Lager geordnet zu haben“, sagte sie.
Sein Gesicht entspannte sich etwas, und sie hielt nach Anzeichen Ausschau, ob sich seine Schmerzen lindern würden.
„Ich vermute, ich habe keine andere Wahl, als hierzubleiben und mich von dir behandeln zu lassen“, sagte Connor. Er hob seine bandagierten Hände, sein Blick war bohrend. „Was geschehen ist, ist geschehen. Du hast die Knochen schon gerichtet, und es kann nicht geändert werden, ohne noch mehr Schaden anzurichten.“
„Wenn du zu deiner Familie zurückkehrst, kann die Heilerin eures Clans sich um dich kümmern.“ Sie sprach die Worte so aus, als wäre das Gesagte ohne große Bedeutung für sie. Aber es bedrückte sie, zu wissen, dass er ihre Kenntnisse so gering einschätzte. Sie hatte alles getan, was in ihrer Macht stand, um seine Hände zu retten.
„Ich werde nicht zurück zu meinem Stamm gehen. Das hatte ich schon gesagt, wenigstens nicht jetzt. Ich werde den Respekt meiner Männer verlieren, wenn sie mich in diesem Zustand sehen. Sie kämen auf die Idee, zu glauben, ich würde nie wieder ein Schwert führen können.“
Eileen sprach nicht aus, dass das in der Tat sehr realistisch war.
Sein Ton wurde nun ein wenig sanfter, fast scherzhaft meinte er: „Und bei dir muss ich nicht davon ausgehen, dass du mich verführen könntest. Dir wäre es egal, wenn ich vollkommen nackt auf diesem Lager liegen würde.“
Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Sie versuchte, sich nicht seinen Körper vorzustellen, glatt und geschmeidig, mit ausgeprägten Muskeln und einem festen Bauch. Schlimmer noch, sie hatte nie vergessen, wie es war, von ihm gehalten, von ihm geliebt zu werden.
„Du hast recht“, log sie. „Dein Körper interessiert mich überhaupt nicht.“ Sie öffnete die Tür, dringend musste sie Distanz zwischen sich und ihn bringen. Er würde sonst vielleicht die Wahrheit in ihrem Gesicht lesen können.
„Gut. Dann ist das geregelt. Ich werde in dieser Hütte bleiben, bis ich wieder gesund bin. Danach werde ich mich auf den Weg nach Laochre begeben.“
Sie sagte nichts darauf, sondern ging mit brennenden Wangen zu ihrer eigenen Hütte hinüber. Wie sollte sie es ertragen, Connor jeden Tag bei sich zu haben, während seine Wunden heilten? Es wäre, als hätte sie wieder einen Ehemann. Während Eachan ihr Trost und Freundschaft geschenkt hatte, schüchterte Connor sie nur ein. Seine Nähe beunruhigte sie. Auf einmal sehnte sie sich nach Dingen, die sie nicht haben konnte.
Sie hatte ihm ein Kind geboren, ein Geheimnis, das sie unbedingt bewahren wollte. Rhiannon war die Frucht eines kostbaren, gestohlenen Moments. Wenn er von seiner Tochter erfuhr, würde er sie für das, was sie getan hatte, hassen. Sie könnte es nicht ertragen, die Verachtung auf seinem Gesicht zu sehen. Alles, was sie noch hatte, war ihr Stolz.
Selbst jetzt hatte er noch Bedenken, was ihre Fähigkeiten als Heilerin betraf. Er wollte zwar bei ihr bleiben, aber nur, um sich vor der Welt zu verstecken. Der Gedanke, vertraute Situationen mit ihm zu teilen, den nächsten Monat mit ihm zusammenzuleben, ließ alte Kindheitsfantasien in ihr aufsteigen. Er war alles, was sie sich je gewünscht hatte, und alles, was falsch für sie war.
Würde sie stark genug sein, um ihm zu widerstehen? Nach so vielen Jahren konnte es doch nichts mehr ausmachen, wenn er nah bei ihr war.
Aber in ihrem Inneren kannte sie die Wahrheit. Ihr Herz würde das nicht einen einzigen Tag aushalten.
4. KAPITEL
Hitzeanfälle schienen Connor zu ersticken, er fühlte sich gefangen in einem Geflecht voller
Weitere Kostenlose Bücher