Die irische Heilerin
Was ist in jener Nacht geschehen?“ Er war an jenem Tag vollkommen in seiner eigenen Wut gefangen, aber er erinnerte sich noch an ihr blasses, ängstliches Gesicht. Hatte sich ihr ein Mann aufgedrängt? Bei dem Gedanken, dass jemand Eileen ein Leid zugefügt haben könnte, regte sich ein dunkles Gefühl in seinem Magen.
Ihre Wangen brannten rot, als sie ihm den Eimer abnahm. Sie schüttelte den Kopf, und ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie. „Ich sagte dir doch, es ist nicht wichtig.“
Die stille Resignation in ihrem Gesicht hielt ihn davon ab, weiter nachzufragen. Aber er blieb an ihrer Seite, während sie ihre restlichen Morgenaufgaben erledigte.
„Die Messe fängt bald an, zusammen mit der Eröffnungszeremonie. Wir müssen uns beeilen.“ Eileen hielt ihm die Tür zur Hütte auf, während sie nach ihrem brat griff. Sie wickelte den warmen Umhang um ihren Kopf und kreuzte ihn über den Schul tern. Connor legte seinen eigenen Mantel um und zog ihn hoch, um sich gegen den sanften Morgenregen zu schützen, der zu fallen begonnen hatte.
Während sie sich auf den Weg machten, reichte Eileen ihm einen Korb, den er nahm und über seinen Arm hängte. Sie hatte fast die ganze Nacht gearbeitet, um die Honigkuchen für den aenach vorzubereiten. Connor hob eine Ecke des Tuchs, das den Korb bedeckte, und der Anblick ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der warme Duft von frischem Gebäck und süßem Honig stieg zu ihm auf.
„Denk nicht einmal daran, etwas davon zu stibitzen“, warnte Eileen. „Außer du willst deine Hände noch einmal gebrochen bekommen.“ Ihr Tonfall war neckend. Connor zog ihre Fröhlichkeit bei Weitem dem verletzten Blick vor, den er verursacht hatte. Er wollte sie viel lieber lächeln sehen.
„Bin ich nicht Gast in deinem Haus?“
„Eher eine Last. Die letzten Wochen habe ich eigentlich nichts anderes getan, als dich von vorne bis hinten zu bedienen. Ich habe dich gefüttert, mich um deine Wunden gekümmert …“
„Mich gebadet.“ Er konnte sich nicht zurückhalten, sie mit der Erinnerung daran zu ärgern. Er hatte es kaum ausgesprochen, als sie zu ihm herumwirbelte.
„Was genau hast du eigentlich vor, Connor MacEgan? Willst du mich in dein Bett zerren?“
Sie starrte ihn mit funkelnden Augen an. Ihre vollen Lippen waren gerötet, ihr dunkles Haar bildete einen scharfen Kontrast zu ihrer hellen Haut. In dem Moment, in dem sie die Worte ausgesprochen hatte, fühlte er auch schon die Reaktion seines Körpers. Er hätte wahrlich nichts dagegen, sie neben sich liegen zu wissen, ihre weiche nackte Haut an der seinen zu spüren, ihren Mund zu kosten.
„Und wenn ich dir sagte, dass es so ist?“ Er gab seinem Verlangen nach und küsste sie, wie er es schon die ganze Zeit wollte. Ihre vollen Lippen fühlten sich wunderbar an, und er ließ seine Hände über die Rundung ihrer Hüften gleiten. Als er ihren Körper spürte, warnte ihn eine innere Stimme, dass er eine Tür öffnete, die besser geschlossen bleiben sollte. Sie war eine Frau, die ihn in seinen schwächsten Momenten gesehen hatte. Er hatte sich entschlossen, bei ihr zu bleiben, weil sie ihn nicht wie andere Frauen in Dinge verwickeln würde, die er nicht wollte.
Eileen bebte in seinen Armen, ihr Kuss war zart und süß. Er konnte den Regen auf ihren Lippen schmecken, vorsichtig versuchte er nun mit den seinen ihr Ohr zu erobern. Überrascht hörte sie auf zu atmen. Ihre Handflächen lagen auf seiner Brust, ihre Finger streichelten über die festen Muskeln. Eine so einfache Geste, und doch spannte sich sein Körper dabei beinahe schmerzhaft.
Beim Gott Belenus, er wollte sie. Und wenn es auch falsch sein mochte, fühlte er, dass sie ihn ebenfalls brauchte. Sie konnten Freude aneinander haben, oder? Er lehnte sich ein wenig zurück und sah die verborgene Leidenschaft in ihren Augen. „Was muss ich tun, um dein Vertrauen zu gewinnen?“
„Ich werde nicht das Bett mit dir teilen, Connor MacEgan. Ich denke, ich habe mehr Verstand, als dass ich das tun würde.“ Sie schubste ihn weg, und er machte einen Schritt zurück. Schon ihr rascher Gang zeigte ihm, wie aufgebracht sie war, und er zwang sich, seine Erregung zu zügeln. Sie hatte Angst vor ihm. Oder vielleicht vor ihren eigenen Gefühlen. Er musste sie dringend aufheitern.
„Du kannst ganz beruhigt sein, Eileen. Ich habe nicht vor, dich hier im morgendlichen Gras zu verführen.“
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ich würde das bei dir durchaus
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