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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Geschichte.
    „Eileen“, sagte er mit leiser Stimme.
    Ihr Gesicht wandte sich ihm zu, aber sie zeigte ihm gegenüber nicht die geringste freundliche Reaktion.
    „Ich werde jetzt in die Krankenhütte zurückkehren.“ Er hockte sich neben sie und griff nach ihrer Hand. „Wenn du später Zeit hast, könntest du dich um eine meiner Wunden kümmern.“
    Ihre Stirn runzelte sich, ihre Augen schauten ihn verwirrt an. „Was meinst du? Ich dachte …“
    „Jemand hat mir heute Abend auf die Schulter geschlagen.“ Er befingerte die Stelle, wo ihre Faust den harten Muskel berührt hatte. „Ich glaube, es könnte einen blauen Fleck geben.“ Seine Mundwinkel zuckten, und er riss sich zusammen, um nicht laut loszuprusten. „Ich werde auf dich warten.“
    „Da wirst du aber viel Zeit brauchen“, warnte sie ihn, doch er sah in ihren Augen einen Funken, der ein gewisses Interesse signalisierte.
    Er beschloss, dass es wohl wert wäre, auf Eileen Ó Duinne zu warten.
    „Eileen.“ Eine Kinderhand zog an ihrem Rock. Sie drehte sich um und sah in das besorgte Gesicht eines kleinen Mädchens. Zaira, erinnerte Eileen sich, eines der Pflegekinder ihrer Cousine Bridget.
    „Was ist? Ist jemand verletzt?“
    „Nein, es ist Bridget. Sie sieht nicht gut aus.“
    „Kommt das Baby? Es ist beinahe an der Zeit.“
    Zaira schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Aber ich habe Angst.“
    „Wo ist sie?“
    „Bei den Zelten. Sie hat den ganzen Tag beim Rat der Frauen verbracht, aber jetzt ist sie bei den Geschichtenerzählern.“
    Eileen ging mit dem kleinen Mädchen zur Gruppe der Frauen hinüber. Kinder spielten vor den Zelten, während ein Junge einen Hund mit Resten des Festmahls fütterte.
    Sie fragte sich, ob jemand wohl daran gedachte hatte, Illona, die neue Heilerin, zu rufen. Allein der Gedanke verstärkte die Abneigung ihr gegenüber. Sie hatte in den letzten Jahren die Kinder der Frauen aus ihrem Clan zur Welt gebracht. Warum war weitere Hilfe nötig?
    Aber die Erinnerung an die beiden Kinder ihres Stammesführers ließ sie nicht los. Sie hatte die kleinen Körper in ihren Händen gehalten und über den Verlust von Séamus’Zwillingssöhnen geweint. Auch wenn sie alles getan hatte, was sie konnte, hatten die Jungen doch nur wenige Tage überlebt.
    Was, wenn es mit Bridgets Kind ein Problem geben würde? Es war nicht richtig, die Verantwortung allein zu übernehmen. Auch wenn sie den Gedanken, dass sich eine andere Frau einmischte, hasste, war der Impuls, das ungeborene Kind zu beschützen, größer.
    Zaira griff nach Eileens Hand, um sie weiterzuziehen. Als sie das Zelt betraten, glitt Eileens Blick suchend über die Menge, bis sie ihre Cousine entdeckte.
    Bridget hielt eine Hand auf ihren Bauch. Um ihre Augen entdeckte Eileen die verräterischen Zeichen der Anspannung. Sie beobachtete ihre Cousine einige Zeit, bis sie sich ganz sicher war. Bridget sah aus, als würde sie Schmerzen haben, auch wenn sie die Geschichte, die sie gerade erzählte, fortsetzte.
    Als sie ihre Erzählung beendet hatte, ignorierte Eileen die kleinen Zuhörer und nahm Bridgets Arm. „Wann haben die Wehen angefangen?“
    „Vor ein paar Stunden. Aber es kann noch einige Zeit dauern, bis das Baby geboren wird. Hast du nach Illona geschickt?“
    „Noch nicht.“ Eileen wandte sich wieder der jungen Zaira zu. „Kannst du Illona finden und sie zu uns schicken?“
    „Ich weiß nicht, wo sie ist.“
    „Dann frag. Sag ihr, dass sie zur Entbindung gebraucht wird.“
    Bridget griff Zairas Arm. „Ich will dieses Kind in meiner eigenen Hütte zur Welt bringen. Nicht hier. Sag Illona, dass sie uns dort treffen soll.“
    „Wir haben vielleicht nicht mehr genug Zeit“, widersprach Eileen. „Wir sollten …“
    „Nein.“ Starrsinn zeigte sich auf dem Gesicht der schwangeren Frau. „Ich habe jedes meiner Babys in die Decken meiner Großmutter gehüllt. Es hat ihnen allen Glück gebracht. Das kann ich diesem Kind nicht verwehren.“
    Eileen wollte ihr widersprechen, sagte dann aber doch nichts. Welchen Unterschied machte es, wo das Kind geboren wurde? Sie begriff, dass ihre Cousine nicht nachgeben würde.
    Ihre Aufmerksamkeit wandte sie wieder Zaira zu. „Tu, was Bridget sagt. Und danach geh zur Hütte. Sorg dafür, dass ein warmes Feuer brennt, und bereite das Lager vor.“
    Zaira rannte los, um der Aufforderung Folge zu leisten. Als das Mädchen in der Dunkelheit verschwunden war, half Eileen Bridget auf die Füße. „In der Zwischenzeit werde ich

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