Die irische Heilerin
offene Feld hinaus. Das Feuer warf einen goldenen Schein auf das Gras, und endlich ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie konnte es nicht ertragen, auch nur einen Moment daran zu denken, dass Connor sterben würde.
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie wusste, dass es Connor war, der ihr folgte. Sie konnte nicht anders, als stehen zu bleiben.
„Warum hilfst du mir, meine alte Stärke zurückzuerlangen, wenn du glaubst, dass ich sterben werde?“
„Weil ich es versprochen habe“, antwortete sie. Sie drehte sich um und fügte hinzu: „Und weil ich meine Versprechen halte.“
Er legte seine Hand auf ihre Schulter. „Warte, bitte.“
Sie schaute ihn jetzt direkt an. „Was willst du noch von mir, Connor?“
„Ich will wissen, warum der Gedanke an meinen Tod dich so verstört.“
Seine ganze Gestalt war in Mondlicht getaucht, es erhellte auch sein Gesicht. Sie schluckte die Tränen herunter. Es war zu spät, ihr Herz vor ihm schützen zu wollen. Der Gedanke, wie Ó Banníon den Todesstreich gegen ihn, den Vater ihres Kindes, führte, war für sie unerträglich.
Sie liebte ihn.
„Es wäre eine Vergeudung meiner Heilkunst“, log sie. „Warum habe ich mir all diese Mühe gemacht, deine Knochen zu richten, wenn du dich nur töten lassen willst?“
„Ist das der einzige Grund?“, fragte er und hob seine Hand an ihre Wange, um ihre Tränen wegzuwischen. Seine Berührung brannte sich tief in ihr Herz. Sie wollte sich so gern in seine Arme schmiegen, seine Wärme um sich spüren.
Nein, sie musste ihre Fassung wiedergewinnen. „Das ist nicht der einzige Grund.“
Ohne auf eine Antwort oder eine Entschuldigung zu warten, wandte sie sich von ihm ab. Sie beschleunigte ihre Schritte und ließ ihn einfach stehen. Das Blut hämmerte in ihren Adern, und ihr Gesicht war rot vor Verlegenheit. Sie hatte nicht zugeben wollen, dass er ihr so wichtig war, vor allem wenn seine Gefühle für sie nur pure Lust waren.
Sie versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. Ihr war klar, dass nichts, was sie tun könnte, ihn von seinem gewählten Pfad abbringen würde.
In der Dunkelheit hörte sie ein Geräusch, das von einer kleinen Bewegung herrührte, aber sie weigerte sich, in die Richtung zu schauen, aus der es kam. Sie hatte sich heute Nacht genug erniedrigt. Wenn Connor weiter mit ihr sprechen wollte, konnte er das in der Abgeschiedenheit der Krankenhütte tun.
Eine kräftige Hand legte sich auf einmal über ihren Mund, eine andere griff nach ihrer Brust. Erschrocken ließ Eileen die Fackel fallen. Ein weiterer Mann hob sie wieder auf, ein Fremder, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Derjenige, der sie festhielt, riss an ihrem léine, und Eileen kämpfte gegen ihn, bekam ihren Mund frei. Sein Griff war so hart, dass er sicher blaue Flecken hinterlassen würde.
„Connor!“, rief sie. „Hilf mir!“
Der Mann stieß sie nun unsanft zu Boden. Er hielt sie fest, sein schwerer Körper presste sie auf die Erde. Eileen schrie, und zugleich sah sie, dass Connor sein Schwert zog. Der zweite Angreifer stellte sich ihm in den Weg, und Metall klang auf Metall. Sekunden später ließ der Mann, der Eileen überwältigt hatte, sie los. Er hob die erneut zu Boden gefallene Fackel auf und schlug damit nach Connor. Dieser wurde jetzt von den beiden Unholden umkreist. Einer stellte sich seinem Schwert, der andere bewegte sich vorsichtig von hinten an ihn heran. Eileen schnappte nach Luft und versuchte so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen. Stolpernd hielt sie Ausschau nach einem Stein als Waffe.
Sie fand keinen. Also rannte sie zu Connor hin und rief ihm eine Warnung zu, hinter ihm sei noch eine weitere Person. Diesen Augenblick nutzte der erste Angreifer aus und traf mit einem mächtigen Schlag Connors Waffe. Das Schwert glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Er duckte sich, um dem Hieb der flackernden Fackel auszuweichen, und rollte von den zwei Männern weg. Als er nach seinem Schwert griff, konnte seine rechte Hand es nicht heben.
„Lauf!“, rief er Eileen zwischen zusammengepressten Zähnen zu, während er wieder seine alte Kampfstellung einnahm. Er stürmte an einem der Angreifer vorbei, wobei er nur knapp einem Schwertstreich entging.
Das, was darauf geschah, konnte sie nur schwer ausmachen. Eileen sah plötzlich eine weitere Gestalt, wieder hörte sie, wie Metall auf Metall traf. Einer der Männer heulte vor Schmerz auf, eine Klinge musste ihn getroffen
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