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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Lorenzo?«
    »No, Signor, das wäre nichts für mich. Meine Schwester hat gesagt, ich soll mich lieber auf Snooker konzentrieren.«
    »Nun, das eine schließt das andere nicht aus, Mann. Sie könnten beides haben.«
    »Das geht nur, wenn man sehr viel Grips hat und Schuldirektor ist wie Sie. Aber ich kann nicht so viele Dinge zur gleichen Zeit machen.«
    »Ich auch nicht, Lorenzo.« Mr. O’Brien sah traurig aus.
    »Sie sind also gar nicht verheiratet? Ich hätte gedacht, Sie hätten schon erwachsene Kinder«, sagte Laddy.
    »Nein, ich bin nicht verheiratet.«
    »Vielleicht heiraten Lehrer einfach nicht«, überlegte Laddy. »Mr. Dunne in unserem Kurs ist auch nicht verheiratet.«
    »Ach, wirklich?« Bei dieser Neuigkeit wurde Tony O’Brien hellhörig.
    »Nein, aber ich glaube, er hat eine Romanze mit der Signora!« Laddy sah um sich, als er das sagte, um sicherzugehen, daß niemand mithörte. So etwas laut auszusprechen war ziemlich gewagt.
    »Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.« Tony O’Brien war höchst überrascht.
    »
Wir
sind alle überzeugt davon. Francesca und Guglielmo und Bartolomeo und ich haben uns darüber unterhalten. Mr. Dunne und die Signora lachen immer viel zusammen und gehen nach dem Kurs gemeinsam heim.«
    »Tja, nun«, meinte Tony O’Brien.
    »Das wäre doch schön für die beiden, nicht wahr?« Laddy wollte immer, daß die Menschen, mit denen er sprach, alles positiv sahen.
    »Ja, das wäre sehr interessant«, pflichtete Tony O`Brien ihm bei. Was immer er hatte erfahren wollen, um es Grania zu berichten – das sicherlich nicht. Er dachte über diese Neuigkeit nach. Vielleicht hatte dieser arme Kerl die Dinge nur allzu schlicht interpretiert, aber vielleicht stimmte es ja auch. Wenn es tatsächlich stimmte, hatte sich seine Ausgangslage verbessert. Denn Aidan Dunne konnte wohl nicht so streng mit ihm ins Gericht gehen, wenn er sich selbst ein wenig außerhalb der Spielregeln bewegte, um es milde auszudrücken. Dann konnte er nicht den Moralapostel spielen und ihm ins Gewissen reden. Schließlich war Tony O’Brien ein ehrlicher, unverheirateter Mann, der sich um eine ledige Frau bemühte. Verglichen mit einer Beziehung zwischen Aidan und der Signora war das eine völlig klare und unproblematische Sache.
    Aber Grania gegenüber würde er nichts davon erwähnen, jetzt jedenfalls noch nicht. Sie hatten sich wiedergesehen, aber ihre Unterhaltung war sehr zäh verlaufen; beide hatten versucht, höflich zu sein, und die unglücklichen Umstände, die ihnen soviel Schmerz bereitet hatten, nicht zu erwähnen.
    »Bleibst du über Nacht?« hatte er sie gefragt.
    »Ja, aber ich will nicht mit dir schlafen.« Aus ihrem Ton sprach weder Koketterie noch Berechnung.
    »Willst du, daß wir im gleichen Bett liegen, oder soll ich das Sofa benutzen?«
    Sie hatte sehr jung und durcheinander gewirkt. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und gestreichelt und ihr versichert, daß am Ende alles gut werden würde. Aber er wagte es nicht.
    »Ich nehme das Sofa. Schließlich ist es dein Haus.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Grania. Wenn ich dich bitte, in meinem Bett zu schlafen, bin ich wieder der Lustmolch, der nur hinter deinem Körper her ist. Und wenn nicht, sieht es so aus, als wärst du mir egal. Verstehst du, was das für ein Problem für mich ist?«
    »Läßt du mich diesmal bitte auf dem Sofa schlafen?« hatte sie ihn gebeten.
    Und er hatte sie zugedeckt und sie auf die Stirn geküßt. Am Morgen hatte er die Costa-Rica-Kaffeemischung für sie aufgebrüht. Grania hatte müde ausgesehen und dunkle Ringe unter den Augen gehabt.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. »Da habe ich in ein paar von deinen Büchern geschmökert. Du hast komische Sachen, von denen ich noch nie gehört habe.«
    Er sah
Catch
22 und
On the Road
neben ihrem Bett liegen. Grania hatte Heller und Kerouac nicht gekannt. Vielleicht war die Kluft zwischen ihnen doch unüberbrückbar. Auch seine Sammlung traditioneller Jazzplatten war für sie ein Buch mit sieben Siegeln gewesen. Sie war noch ein Kind.
    »Ich würde gerne einmal wieder zum Essen kommen«, hatte sie beim Gehen gesagt.
    »Sag mir, wann, dann koche ich für dich«, hatte er erwidert.
    »Heute abend. Oder ist das zu kurzfristig?«
    »Nein, heute abend wäre es wundervoll«, hatte er sich gefreut. »Aber erst ein bißchen später, denn ich möchte mir heute den Italienischkurs ansehen. Und bevor wir uns jetzt wieder streiten: Ich gehe hin, weil

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