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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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ich im Sprechzimmer, und etwas fehlt mir. Du bist der Arzt, was sagst du zu mir?«
    »Ich muß sagen: ›Wo tut es weh?‹ Elisabetta wird die Patientin sein, und ich bin der Arzt.«
    Gus wußte später nicht mehr, wie er die Geduld aufgebracht hatte.
Dov’è il dolore
, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Dove le fa male
? Und Laddy wiederholte es verzweifelt wieder und wieder. »Weißt du, Elisabetta war zu Anfang ein bißchen begriffsstutzig und hat nicht richtig mitgelernt, aber Guglielmo hat sie dazu gebracht, das alles etwas ernster zu nehmen. Und jetzt macht sie auch immer die Hausaufgaben.«
    Gus und Maggie konnten manchmal nur den Kopf schütteln. Erwachsene Leute nannten einander mit albernen Namen, zeigten auf ihre Ellbogen und taten so, als hätten sie ein Stethoskop in der Hand!
    Und ausgerechnet an jenem Abend bat Laddy auch noch Constanza ins Haus. Sie war die eleganteste Frau, die sie je zu Gesicht bekommen hatten, aber sie wirkte verstört. Ausgerechnet diesen einen Abend des Jahres hatte Laddy sich dafür aussuchen müssen. Einen Abend, an dem sie drei Stunden lang im Hinterzimmer immer wieder die Zahlenkolonnen durchgegangen waren, um sich nicht in das Unvermeidliche fügen zu müssen – nämlich daß sie das Hotel verkaufen mußten. Und jetzt sollten sie mit einer halb übergeschnappten Frau Konversation machen.
    Aber es gab keine belanglose Konversation. Noch nie hatten sie jemanden erlebt, der so wütend war. Diese Frau erzählte ihnen, daß sie mit Harry Kane verheiratet war, jenem Harry Kane, dessen Name auf all ihren Papieren, Verträgen, Dokumenten stand. Und sie behauptete, daß Siobhan Casey seine Geliebte war.
    »Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Sie sind doch viel hübscher«, entfuhr es Maggie unvermutet.
    Constanza dankte ihr kurz und zog ihr Scheckbuch aus der Tasche. Dann gab sie ihnen noch die Adresse einer Firma, Freunden von ihr, die sie mit den Renovierungsarbeiten beauftragen sollten. Keinen Augenblick lang zweifelten sie an ihrer Aufrichtigkeit. Constanza sagte, ohne sie hätte sie womöglich nie davon erfahren und auch nie den Mut aufgebracht, das zu tun, was sie jetzt vorhatte. Das Leben vieler Menschen würde sich ändern, und sie müßten ihr glauben, daß sie einen rechtmäßigen Anspruch auf das Geld hätten und von ihr entschädigt würden, wenn sie alles Nötige in Gang gebracht habe.
     
    »War es richtig, daß ich es Constanza erzählt habe?« Laddy sah ängstlich in die Runde. Noch nie hatte er außerhalb der Familie über Geschäftsangelegenheiten gesprochen. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, weil die beiden nicht besonders erfreut ausgesehen hatten, als er mit Constanza hereingekommen war. Jetzt allerdings schien sich alles in Wohlgefallen aufgelöst zu haben, zumindest soweit er es beurteilen konnte.
    »Ja, Laddy, das hast du gut gemacht«, erwiderte Gus. Er sagte es sehr leise, aber Laddy entging nicht, daß dies ein großes Lob war.
    Alle schienen aufzuatmen. Dabei waren Gus und Maggie so angespannt gewesen, als sie ihn vor ein paar Stunden abgehört hatten. Doch jetzt war ihnen offenbar ein Stein vom Herzen gefallen.
    Er mußte ihnen unbedingt erzählen, wie gut er im Kurs gewesen war. »Es ist toll gegangen heute abend. Ihr wißt doch, daß ich Angst hatte, ich könnte mir nicht alle Wörter merken, aber ich wußte alle, jedes einzelne«, sagte er und sah strahlend von einem zum anderen.
    Maggie nickte nur. Sie befürchtete, sie würde kein Wort herausbringen. Ihre Augen glänzten.
    Also beschloß Constanza einzugreifen. »Wußten Sie, daß Laddy und ich heute Partner waren? Wir waren sehr gut«, sagte sie.
    »Der Ellbogen, der Knöchel und der Hals?« fragte Gus.
    »Ja, und noch viel mehr. Auch das Knie und der Bart«, sagte Constanza.
    »
Il ginocchio e la barba
«, schrie Laddy heraus.
    »Haben Sie schon gehört, daß Laddy hofft, diese Familie in Rom zu besuchen?« begann Maggie.
    »Oh, wir alle wissen davon, ja. Und nächsten Sommer, wenn wir zusammen nach Rom fahren, werden wir sie bestimmt besuchen. Die Signora hat alles bestens im Griff.«
    Constanza ging.
    Doch sie saßen noch lange zu dritt zusammen. Nein, sie würden sich niemals trennen, ganz wie Rose es vorausgesehen hatte.

[home]
    Fiona
    F iona arbeitete in der Cafeteria eines großen städtischen Krankenhauses.
    Oft beschwerte sie sich, sie habe alle Nachteile einer Krankenschwester, aber nicht deren Vorteile, wie zum Beispiel, daß sie zur Gesundung der Menschen beitrug. Sie sah

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