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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Aufmerksamkeit zuteil wurde.
    »Ich weiß«, erwiderte Laddy mit glänzenden Augen. »Und ich werde auch hinfahren. Vor Jahren hat mir einmal eine Wahrsagerin prophezeit, ich würde über das Meer reisen«. Er strahlte in die Runde. Die Italiener küßten ihn noch einmal, dann stieg er wieder in den Bus. Er konnte es kaum erwarten, zu Hause diese gute Nachricht loszuwerden.
    Gus und Maggie sprachen am Abend darüber.
    »Vielleicht hat er es in ein paar Tagen vergessen«, hoffte Gus.
    »Warum haben sie ihm nicht einfach nur einen kleinen Finderlohn gegeben und es dabei belassen?« fragte sich Maggie. Denn im Grunde ihres Herzens wußten sie, daß Laddy die Einladung nach Rom wirklich ernst nahm. Er würde sich auf diese Reise vorbereiten. Und am Ende würde man ihm das Herz brechen.
     
    »Ich brauche einen Reisepaß, weißt du«, sagte Laddy am nächsten Tag.
    »Solltest du nicht erst Italienisch lernen?« schlug Maggie vor. Das war ein genialer Einfall.
    Denn wenn sie das Vorhaben eine Weile aufschieben konnten, ließ sich Laddy in der Zwischenzeit vielleicht davon überzeugen, daß diese Reise nach Rom nur ein Traum bleiben würde.
    Laddy fragte in seinem Billardclub herum, ob jemand wisse, wo man Italienisch lernen könne.
    Der Lastwagenfahrer Jimmy Sullivan, ein Bekannter von ihm, erzählte, daß bei ihm zu Hause eine nette Frau eingezogen sei, die am Mountainview College einen Italienischkurs geben würde.
    So fuhr Laddy eines Abends zur Schule hinauf, schrieb sich ein und bezahlte die Gebühr. »Ich bin nicht besonders gebildet. Glauben Sie, daß ich mithalten kann?« fragte er die Kursleiterin, die sich die Signora nannte.
    »Ach, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Wenn Ihnen unsere Arbeitsweise gefällt, lernen Sie die Sprache im Nu«, erwiderte sie.
    »Ich muß mir nur zwei Stunden am Dienstag- und Donnerstagabend freinehmen«, wandte sich Laddy bittend an Gus und Maggie.
    »Meine Güte, Laddy, du kannst dir so oft freinehmen, wie du willst. Schließlich schuftest du jede Woche hundert Stunden hier.«
    »Du hattest ganz recht damit, daß ich nicht so unvorbereitet dorthin fahren soll. Die Signora meint, ich würde die Sprache im Nu lernen.«
    Maggie schloß die Augen. Warum um alles in der Welt hatte sie ihm nur den Floh ins Ohr gesetzt, Italienisch zu lernen? Die Vorstellung, daß Laddy bei einem Italienischkurs mithalten konnte, war einfach absurd.
     
    Da Laddy am ersten Abend großes Lampenfieber hatte, begleitete Maggie ihn zum Kurs.
    Eine stattliche Anzahl von Teilnehmern pilgerte über den ziemlich trostlosen Schulhof. Die Wände des Unterrichtsraums waren mit Bildern und Plakaten dekoriert, und man hatte sogar einige Teller mit Käse- und Wursthäppchen vorbereitet, die sie später essen würden. Von der Kursleiterin erhielten sie große Pappschilder, auf die sie ihre Namen schrieben, allerdings die italienische Form davon, die die Signora jedem von ihnen nannte.
    »Laddy«, begann sie. »Das ist ein schwieriger Fall. Haben Sie noch einen anderen Namen?«
    »Ich glaube nicht«, meinte Laddy kleinlaut.
    »Macht nichts. Überlegen wir uns einfach einen italienischen Namen, der so ähnlich klingt. Lorenzo! Wie wäre es damit?« Laddy wußte nicht so recht, aber der Signora gefiel es. »Lorenzo«, wiederholte sie immer wieder und rollte das »r« dabei. »Ich finde, der Name paßt genau. Und wir haben keine anderen Lorenzos im Kurs.«
    »Heißen alle Laddys in Italien so?« fragte er neugierig.
    Maggie biß sich auf die Lippe, während sie auf die Antwort wartete.
    »Genau, Lorenzo«, sagte die Frau mit der seltsamen Haarfarbe und dem wundervollen Lächeln.
    Maggie kehrte ins Hotel zurück. »Die Lehrerin ist eine nette Frau«, erzählte sie Gus. »Und sie wird Laddy bestimmt nicht vor dem ganzen Kurs lächerlich machen. Aber ich garantiere dir, daß er bis zur dritten Stunde aufgegeben hat.«
    Gus seufzte. Nun hatte er noch eine Sorge mehr.
     
    Was den Italienischkurs betraf, täuschten sie sich von Grund auf. Laddy war begeistert davon. Die Sätze, die sie jede Woche als Hausaufgabe aufbekamen, lernte er mit einem Eifer, als hinge sein Leben davon ab. Italiener, die im Hotel abstiegen, begrüßte er freundlich auf italienisch, wobei er mit gewissem Stolz hinzufügte: »
Mi chiamo Lorenzo
«, als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt, daß der Portier eines kleinen irischen Hotels so einen Namen hatte. Die Wochen verstrichen, und an regnerischen Abenden wurde Laddy häufig von

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