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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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es mich interessiert. Das hat mit dir oder deinem Vater nichts zu tun.«
    »Frieden«, hatte sie gesagt. Aber ihr Blick wirkte gehetzt.
    Zu Hause hatte Tony O’Brien alles schon fertig vorbereitet. Die Hühnerbrüstchen lagen in einer Marinade aus Ingwer und Honig, der Tisch war gedeckt. Er hatte das Bett frisch bezogen, aber auch eine Decke auf dem Sofa gelassen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
    Eigentlich hatte Tony gehofft, etwas Angenehmeres über den Kurs berichten zu können als die Tatsache, daß über eine Affäre zwischen Granias Vater und dieser ziemlich sonderbaren italienischen Lehrerin gemunkelt wurde. Deshalb begab er sich jetzt wohl besser so rasch wie möglich in dieses verdammte Klassenzimmer, damit er irgend etwas Berichtenswertes erfuhr.
    »
Dov’è il dolore
?« sagte er zum Abschied zu Lorenzo.
    »
Il gomito
«, schrie Laddy und griff nach seinem Ellbogen.
    »Weiter so«, entgegnete Tony O’Brien.
    Das Ganze wurde wirklich immer verrückter.
     
    Die Stunde über die Körperteile wurde ein herrlicher Spaß. Tony O’Brien mußte sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut herauszulachen, als sie sich gegenseitig piksten und
eccola
riefen. Aber zu seiner Überraschung hatten sie offenbar eine ganze Menge Vokabeln gelernt, die sie ganz unbewußt anwendeten.
    Die Frau war eine gute Lehrerin; unvermutet ging sie noch einmal zu den Wochentagen zurück oder fragte, wie man in einer Bar etwas zu trinken bestellte. »Wenn wir auf unsere
viaggio
nach Roma gehen, werden wir schließlich nicht die ganze Zeit im Krankenhaus verbringen.«
    Diese Leute glaubten tatsächlich, daß sie einmal nach Rom reisen würden.
    Tony O’Brien fürchtete weder das Erziehungsministerium noch die verschiedenen Lehrergewerkschaften, weder den Zorn von Priestern und Nonnen noch die Forderungen der Eltern, weder Drogendealer und Rowdys noch die schwierigsten Schüler aus benachteiligten Bevölkerungsschichten. Doch jetzt war er sprachlos. Der Gedanke an eine Studienfahrt machte ihn ein wenig schwindelig.
    Er wollte Aidan Dunne Bescheid geben, daß er jetzt gehen würde, aber da sah er, wie Aidan und die Signora zusammen lachten, als sie ein paar Schachteln von Krankenhausbetten zu Sitzplätzen in einem Zug umfunktionierten. Die Art, wie die beiden nebeneinander standen, ließ ihn an zwei Menschen denken, die sich von Herzen gern hatten. Einander nahe, ohne sich zu berühren. Meine Güte, sollte es doch stimmen?
    Er schnappte seinen Mantel und zog los, um mit Aidan Dunnes Tochter zu essen, zu trinken und – hoffentlich! – zu schlafen.
     
    Ihre Lage war mittlerweile so aussichtslos, daß es Gus und Maggie schwerfiel, sich auch noch mit Laddys Lernproblemen zu befassen. Sein Kopf sei voller Wörter, sagte er ihnen, und einige davon brachte er ständig durcheinander.
    »Das macht doch nichts, Laddy. Dann lernst du eben nur so viel, wie du behalten kannst«, beruhigte Gus ihn. Genauso wie die Ordensbrüder ihn vor all den Jahren beruhigt und ihm gesagt hatten, er solle sich nicht so quälen.
    Aber davon wollte Laddy nichts hören. »Das verstehst du nicht. Die Signora sagt, wir sollten mittlerweile flüssig sprechen können und nicht so herumdrucksen. Heute ist wieder eine Stunde über die Körperteile, und ich kann sie mir einfach nicht merken. Bitte hör mich doch mal ab,
bitte

    Zwei Gäste waren heute abgereist, weil die Zimmer ihrer Meinung nach nicht dem Standard entsprachen; einer drohte sogar, an das Fremdenverkehrsamt zu schreiben. Sie hatten kaum genug Geld, um die Löhne für diese Woche auszubezahlen, und nun wollte Laddy auch noch, daß man ihn seine Italienischaufgaben abhörte! Ängstlich blickte er Gus und Maggie an.
    »Ich würde nicht so nervös sein, wenn ich wüßte, daß ich mit Constanza zusammenkomme. Sie hilft mir immer weiter. Aber wir dürfen nicht jedesmal die gleichen Partner haben. Ich könnte auch auf Francesca oder Gloria treffen. Aber wahrscheinlich wird es Elisabetta sein. Also bitte, laß es uns noch einmal wiederholen.«
    Maggie nahm das Blatt Papier zur Hand. »Wo sollen wir anfangen?« fragte sie. Da gab es eine Unterbrechung. Der Metzger wollte wissen, wann sie seine Rechnung endlich bezahlen würden. »Laß mich das erledigen, Gus«, sagte Maggie.
    Gus nahm das Blatt. »Gut, Laddy. Soll ich der Arzt oder der Patient sein?«
    »Könntest du beides sein, Gus, bis ich mich wieder hineingehört habe? Lies es mir einfach einmal vor, so wie immer.«
    »Klar. Jetzt bin

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