Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
Verlust war erschütternd.
    Ohne ein Wort trieb sie das Pferd, das er ihr gegeben hatte mit einem Fersendruck an und ritt, so schnell es der behindernde Sattel erlaubte, zurück nach Inveraray. Das Bedürfnis zu entkommen war überwältigend.
    John Campbell ließ sie vorausreiten. Sie hatte genug zum Nachdenken. Er schwieg. Er hatte seine Stellung klar gemacht und war sicher, dass sie genug Intelligenz besaß, um zu tun, was sinnvoll war. Als sie den Stall erreichten, hielt er sich zurück und hob sie nicht aus dem Sattel. Er würde ihr nicht die Gelegenheit geben, sein Angebot zurückzuweisen.
    Sie spürte, wie sich sein Blick in ihren starren Rücken bohrte, als sie vom Stall wegging. Er blieb zurück, um sich um die Pferde zu kümmern, obwohl genug Stallburschen zur Verfügung standen. Sie ging direkt hinauf in das Schlafzimmer, das ihr zugewiesen worden war, schloss die Tür und gab dann ihrem Ärger freien Lauf, indem sie einen Stiefel auszog und kraftvoll gegen einen Spiegel warf. Er prallte von der polierten Silberoberfläche ab, ohne auch nur den kleinsten Schaden anzurichten, und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Wehmütig wurde ihr klar, dass dies auch ungefähr die Wirkung wäre, die sie hätte, wenn sie versuchte, sich mit Argyll anzulegen; sie würde nicht einmal einen Kratzer hinterlassen.'
    Noch einmal ging sie langsam den Katalog ihrer Gründe durch, warum sie nicht heiraten wollte. Die Liste war zwingend. Ein Klopfen lenkte sie ab, und als sie an die Tür ging, stand dort eine Zofe, die ihr das Mittagessen brachte. Dann kam Jamie mit Emma, die ebenfalls ihr Essen auf einem Tablett dabeihatten.
    Elizabeth schob ihr Dilemma aus ihrem Bewusstsein - trotzdem blieb es dicht unter der Oberfläche - und genoss das Zusammensein mit ihrem kleinen Jungen. »Na, was habt ihr heute Morgen gemacht?«
    »Spurn sucht«, erwiderte er fröhlich, den Mund voller Käse.
    »Er meint Spuren gesucht. Mr. Burke hat ihm Tierspuren gezeigt. Der kleine Lord hat den Mann ziemlich ins Herz geschlossen.« -
    »Und da ist er nicht der Einzige«, sagte sie nachdrücklich. »Entschuldige, Emma, ich sollte dich nicht kritisieren. Du standest zwei beherrschenden Männern gegen dich als einzige Frau gegenüber. Ich bin dankbar, dass du bei ihm geblieben bist.«
    Nach dem Mittagessen wusste Elizabeth, dass es an der Zeit war, sich wieder ihrer Entscheidung zuzuwenden. Zweifellos war dies die wichtigste Entscheidung ihres Lebens. »Warum gehst du nicht mit Emma und machst einen Mittagsschlaf?«
    »Nein!« Er packte die Hand seiner Mutter. »Komm, nach draußen, spielen.«
    Elizabeth war hin-und hergerissen. Jamie konnte sie immer überreden. Er ist genau wie sein Vater. »Ist schon gut, Emma. Wir gehen nach draußen. Jamie, komm, ich wische dir erst noch den Mund ab.« Er wand sich, als sie ihm den Milchbart abwischte, dann gingen sie hinunter in den Hof von Inveraray.
    Er entdeckte sofort John Campbell, der auf einer Bank im bleichen Sonnenschein saß und seine Waffen reinigte. Jamie ließ die Hand seiner Mutter los und rannte auf den dunklen Mann zu. Sie hätte ihn beinah aufgehalten, überlegte es sich aber anders. Was für einen besseren Test konnte es schon geben, als zu sehen, wie der Schotte ihr Kind behandelte und auf es reagierte? Und umgekehrt.
    Campbell steckte den Degen, den er eben geschärft hatte zurück in die Scheide. »Hallo, Jamie.« Er sah, dass die Waffe eine magische Anziehungskraft auf die kleinen Finger hatte. »Der Degen ist gefährlich. Er kann dir wehtun, also sei vorsichtig.«
    Jamie griff sich den Degen und versuchte, ihn aus der Scheide zu ziehen.
    »So macht man das.« John erklärte ihm den Trick, steckte die Waffe wieder in die Scheide und gab sie ihm zurück.
    Jamies kurze Finger machten genau nach, was er gesehen hatte, und er lachte, als es ihm gelang, die Klinge herauszuziehen. Er berührte die scharfe Kante der Klinge mit dem Finger und schnitt sich. »Ohh!«
    Elizabeths Herz schlug ihr bis zum Hals.
    John schnitt sich sofort auch in den eigenen Finger. »So macht man das.« Er hob den Finger zum Mund und saugte das Blut ab. Jamie tat es ihm nach.
    Ich brauche keinen Mann, aber vielleicht braucht Jamie einen Vater. Während sie den beiden zusah und dabei ständig in Reichweite blieb, begann sie sich im Stillen die Vorzüge der Ehe aufzuzählen, die er ihr angeboten hatte. Ihr Blick umfasste das schwarze Haar, das starke Kinn und die breiten Schultern des Mannes, der mit ihrem Sohn

Weitere Kostenlose Bücher