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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Verbindet einen ja immer besonders, wenn man als Gruppe unter Druck steht.« Sie redet und redet, und Billy versucht, sich ihr Gesicht einzuprägen, den spitzenmäßig zart geschwungenen Nasenrücken, zum Beispiel, wie ein Schmetterlingshaarclip, oder die versprengten Sommersprossen oben auf der Stirn, die so exakt zur Ingwerkarotinfarbe ihrer Haare passen. Er verspürt ein heißes Verlangen, den Mund ganz weit aufzureißen, etwa so weit wie ein Löwe, und ihr makelloses Gesicht eine Weile zärtlich zwischen die Lippen zu nehmen.
    »Ich frag mich manchmal, ob das Ganze vielleicht doch ein Fehler ist. Ich mein, ich find ja auch, wir müssen Terrorismus und so was alles bekämpfen, aber irgendwie, also, wir haben doch Saddam erledigt, vielleicht sollten wir unsere Jungs jetzt mal wieder nach Hause holen und die Irakis ihren Kram selber machen lassen.«
    »So was denken wir auch manchmal«, sagt Billy, und ihm fällt wieder ein, was Shroom mal gesagt hatte: Vielleicht ist das Licht ja am andern Ende des Tunnels.
    »Ja-ha, das glaub ich.« Sie späht ihm über die Schulter. »Die zweite Halbzeit geht gleich los«, sagt sie, dann tritt sie einen Schritt zurück und sieht Billy in die Augen. »Du, darf ich dich was Persönliches fragen?«
    »Klar.«
    »Bist du mit jemand zusammen?«
    »Ich doch nicht«, bekennt er tapfer und fröhlich-resigniert. So, jetzt weiß sie, dass er kein Weiberheld ist, aber das ist ihm egal.
    »Ich auch nicht. Dann könnten wir doch in Kontakt bleiben.«
    »Jjj-iaa«, sagt er und verschluckt sich fast, » ja . Ja, das finde ich auch.«
    »Gut.« Plötzlich ist sie geschäftsmäßig knapp. »Hast du dein Handy dabei? Hol’s raus, ich sag dir meine Daten, dann schickst du mir’ne SMS, und ich hab deine. Weil, also ganz offen, ich will dich nicht verlieren.«
    Das sagt sie einfach so, dabei ist das eine umwerfende Tatsache, die mal eben die Erde zum Beben bringt. Er, Billy, ein Mensch, den man nicht verlieren will! Sein Leben ist ein Wunder für ihn geworden. Vielleicht sollte er einfach vorpreschen und sie bitten, ihn zu heiraten.
    »Wie heißt du mit Nachnamen?« Er hat das Handy gezückt.
    »Zorn.«
    Billy räuspert sich.
    »Tja-ja, den finden alle komisch.«
    Billy sagt nichts.
    »Ist Deutsch, heißt so was wie ›Ärger‹.«
    »Hab ich mit, Roger«, sagt er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Hör auf! Du bist so komisch.«
    Sie steht neben ihm, sie haben die Köpfe praktisch zusammengesteckt, während sie ihm beim Eingeben zusieht. Das Handy ist ein sozialkompatibler Vorwand, eng beieinanderzustehen, und das ist gut so, denn sie tun das gerade vor Tausenden von Leuten. Billy holt tief Luft, saugt sich voll, sie duftet so sauber nach Frischluft, mit einem klaren vanilleweißen Hauch von Schnee und Winterwind. Es ist, als hätte sie die lieblichsten Essenzen in sich aufgesogen, die die Jahreszeit zu bieten hat.
    »Wer ist Kathryn?«
    Billy scrollt die Adressenliste durch. »Meine Schwester.«
    »Du hast eine Nachricht von ihr.«
    »Ich weiß.« Er lässt den nächsten Namen aufleuchten. »Das ist meine andere Schwester.«
    »Älter oder jünger?«
    »Ich bin der Jüngste. Das hier ist unsere Mom.«
    »Denise? Nicht ›Mom‹?«
    »Na ja, so heißt sie.«
    Faison lacht. »Und dein Dad?«
    »Der ist behindert. Er hat kein eigenes Handy.«
    »Oh!«
    »Er hatte zwei Schlaganfälle vor ein paar Jahren, seitdem Sprachstörungen.«
    »Tut mir echt leid.«
    »Ist schon in Ordnung. So ist das Leben.«
    Sie hält seinen Arm fest, kurz über dem Ellbogen, unsichtbar unter dem Pompompuschel. »Siehst du sie noch, bevor du wegmusst?«
    In Billys Hals ist plötzlich ein Kloß. »Äh, nein.« Er schluckt. Besser. »Wir haben uns alle neulich auf Wiedersehen gesagt.«
    »Wie furchtbar.« Sie rückt ein paar Millimeter näher.
    »Hier bist du.« Er hat bis ans Ende durchgescrollt.
    »Zorn. Ich bin bei allen die Letzte.«
    »Ich nenn dich um in Ärger, dann bist du die Erste.«
    Sie lacht und guckt sich um. Hinter ihr sind die anderen Cheerleaderinnen schon auf dem Weg zum Tunnel, um die Spieler auf dem Feld zu begrüßen. »Liebes, ich muss los«, sagt sie und kneift ihm sanft in den Arm. Ihre Hand prallt zurück wie nach einem elektrischen Schlag, dann kneift sie noch einmal, dann tastet sie seinen ganzen Oberarm ab.
    » Mein Gott , du hast ja einen sagenhaften Körper. Ist da ein Gramm Fett dran?«
    »Na ja, viel wohl nicht.«
    » Viel wohl nicht «, echot sie kerlig und fängt an zu lachen. Sie befühlt

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