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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Die anderen stehen in der Halle herum und telefonieren nach Hause. Habt ihr mich gesehen? Wie sah ich aus? Billy beschließt, für den gemeinen Soldaten findet die Aftershowparty am Telefon mit der Familie statt. Er zückt sein Handy, wählt Kathryns Nummer, aber Patty nimmt ab.
    »Halloooo, Brüderlein«, tiriliert sie weinselig und ekelhaft süßlich. »Du hast ja so toll ausgesehen im Fernsehen! Wir sind alle total stolz auf dich, Brüderchen.«
    »Danke.«
    »Aaalsooo – «, Pause, für einen Schluck, »– wie ist die?«
    »Wie ist wer?«
    »Beyoncé, du Trottel!« Im Hintergrund barmt Denise, sag bitte nicht Trottel zu deinem Bruder .
    »Ach, die.« Billy mimt ein Gähnen. »Ja, ganz okay.’n bisschen dick untenrum.«
    Patty quittiert das mit einem schmetternden Hah! »Hast du mit ihr geredet?«
    »Gab keine Gelegenheit.«
    »Aber du warst doch da mit auf der Bühne!«
    »Ja, aber näher bin ich nicht drangekommen. Und ich fand das auch nicht den richtigen Zeitpunkt ...«
    Patty will wissen, ob er noch andere Promis kennengelernt hat. Billy hat nichts dagegen, über solche Leute zu reden, es ist nur irgendwie deprimierend. Ja, da war diese eine Schauspielerin aus Walker, Texas Ranger , die blonde, die immer die feurige Bezirksstaatsanwältin spielt. Senator Cornish, der hat den größten Kopf, den Billy je an einem Menschen gesehen hat. Jimmy Lee Flatley, der Countrymusicstar der Mittelgewichtsklasse, und Lex, der knackige Typ aus Fort Worth, der es bei Survivor bis in die Endrunde geschafft hat. Billy wirft ihr noch ein paar Namen hin.
    »Hör mal, was du da am Ende gemacht hast, was war’n das? Haben wir uns alle gefragt.«
    Was denn?
    »Na, ganz am Ende, da hast du in den Himmel geguckt. Als ob du betest oder so was.«
    »Das haben die gezeigt?«
    »Na ja klar.« Sie lacht, weil seine Stimme hochgegangen ist.
    »Etwa in Großaufnahme?«
    »Nicht ganz groß, aber du warst im Bild. Eine Sekunde lang praktisch allein.«
    Das macht ihn rasend, aber er weiß nicht, warum. »Also, gebetet hab ich garantiert nicht.« Einen Augenblick lang grollt er still vor sich hin. »Sah das blöd aus?«
    »Nein«, lacht sie, »das sah süß aus. Du warst goldig . Wir sind richtig stolz auf dich.«
    »Kann mich gar nicht daran erinnern«, sagt Billy, dabei erinnert er sich ganz genau. »Es war so heiß da oben mit dem ganzen Licht und so. Vielleicht hab ich bloß Luft geschnappt.«
    Sie will wieder anfangen, wie toll und tapfer er ausgesehen hat, aber Kathryn nimmt ihr das Telefon aus der Hand.
    »Heh.«
    »Heh.«
    »Also nix Beyoncé, was?«
    »Leider nix.«
    »Auch gut, ist wahrscheinlich’ne blöde Bitch. Wart mal eben ...« Türen gehen auf und zu, die häuslichen Geräusche lassen nach, an ihre Stelle tritt luftige, bodenlose Stille. Kathryn ist nach draußen gegangen.
    »Himmel noch mal!«
    »Was?«
    »Schweinekalt hier draußen. Möchte kein frei laufendes Viech sein, heute. Hast du’s warm da?«
    »Geht so.«
    Sie erzählt, dass sie und Brian nachmittags stundenlang draußen gespielt und Schnee für einen kümmerlichen Schneemann zusammengekratzt hätten. »Jetzt liegt er platt bei dir im Zimmer, ich glaub, ich hab ihm seinen kleinen Po müde gespielt. Wir haben die Halbzeit aufgenommen, damit er dich später auch angucken kann. Aber, du, ähm.« Sie senkt die Stimme. »Patty hat mir erzählt, was du ihr gesagt hast, wegen Brian. Dass sie ihm sagen soll, er soll nie zur Army gehen.«
    Billy schließt die Augen und stößt stumme Flüche aus.
    »Und ich finde, du sollst da auch nicht wieder hin.«
    »Kathryn.«
    »Nein, hör zu, lass mich einfach mal ausreden, ja? Ich habKontakt mit Leuten, ich hab dir doch erzählt von denen. Diese Gruppe in Austin.«
    »Ich habe wirklich keine Lust, darüber zu reden.«
    »Hör einfach zu, Billy, bitte, hör mir eine Minute zu. Ich hab zweimal mit denen gesprochen, das sind gute Leute, die wissen, was sie tun. Die haben Anwälte, Ressourcen, das sind keine Windeier. Und die wollen dir wirklich helfen. Die hoffen schon lange, dass sich mal so einer wie du meldet.«
    »So einer wie ich.«
    »Ein Kriegsheld. So einer, um den sich die Bewegung wirklich scharen kann.«
    »Du lieber Gott.«
    »Hör doch mal zu! Einer von denen, von der Gruppe da, hat eine Ranch, viertausend Hektar groß, da kannst du hin. Mann, ich sag dir, die haben echt was los. Die können Leute zum Stadion schicken, die dich abholen und zum Flughafen bringen, die fliegen dich noch heute Abend mit einer Privatmaschine

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