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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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in Autowaschanlagen. Es ist der super-separate Nebenraum von irgendjemands offizieller Privatloge, ein Männerort, in dem ein Geruchsgemisch aus Schweiß, angebranntem Kaffee und Zigarettenqualm hängt, dazu Schwaden von etwas Flatulentem, das auch Gammelfleisch vom Mittagessen sein könnte. Alle wenden sich lächelnd den beiden Bravos zu. »Meine Herren! Willkommen im War Room!«, ruft jemand, sie sollen doch näher kommen und bekommen Stühle und Getränke angeboten. Auf allen Fernsehern an den Wänden läuft das Spiel, die Kommentatoren käckern wie Papageien im Käfig. Eine kahle Getränkebar füllt eine ganze Ecke aus. Norm und Söhne sitzen an einer Tischplatte über die gesamte Länge der Fensterfront. Darauf sind Laptops, Tabellen, Loseblatthefte, Wasser-und Isogetränkeflaschen verstreut; Billys Augen gewöhnen sich nur langsam an das Funzellicht, aber auch dann sieht er nirgends einen Tropfen Alkohol. Zwei bullige, stramme Cowboys-Manager latschen großkotzig herum und zerren sich ständig am Hosenbund, typisch für Leute, die es von arschfreilegender Verladedockmaloche bis zum Boss gebracht haben. Mr Jones sitzt auf einem Hocker an der Bar, aber sein Jackett bleibt zugeknöpft. Alle anderen haben längst die Krawatten gelockert und die Ärmel hochgekrempelt, nur Josh gibt hinten im Raum wie üblich die Schaufensterpuppe.
    Dime hätte gern Kaffee. Billy sagt, er nehme dasselbe. Norm war zur Begrüßung im Chefsessel herumgeschwenkt, jetzt reibt er sich die Augen, stupst den Sessel zurück und wirft zum Ende des Quarters noch einmal einen kurzen Blick auf die Punktetafel.
    »Entschuldigung, das Licht – «, er nickt Richtung Decke, »– wir lassen es aus, während das Spiel läuft, sonst sitzen wir hier wie im Aquarium. Verdammt lästig, in die Fernseher zu gucken und sich selbst zuzusehen, wie man in die Kamera glotzt.«
    »Oder die F-Bombe zündet«, sagt der eine der beiden Manager. »Bisher hat hier aber noch nie jemand mit schmutzigen Wörtern um sich geschmissen.«
    Alle lachen, Norm schüttelt den Kopf. »Wir geben uns Mühe, jugendfrei zu bleiben.«
    »Diesen Raum haben noch nicht viele von innen gesehen«, sagt der andere Manager, der sich als Jim vorgestellt hat. »Das ist hier das Allerheiligste, Jungs. Ein Haufen Leute würde den linken Arm dafür geben, auf euern Stühlen sitzen zu dürfen.«
    »Sie sollten Eintritt nehmen«, sagt Dime, und wieder lachen alle außer ihm.
    »Ich bin gar nicht sicher, dass wir das heute packen«, sagt Norm. »Ich sag’s ungern, aber was wir hier abliefern, ist keine Glanzleistung. Ich hatte wirklich gehofft, dass das heute ein Festwird, extra für euch. Aber vielleicht kriegen wir’s im vierten Qartal noch gedreht.«
    »Wär schon schön, wenn Stennhauser auch mal’n Pass abblockt«, sagt F-Bombe und erntet mürrische Lacher. Norm dreht sich zu einem seiner Söhne.
    »Skip, wie viele Carries hat Riddick?«
    Skip konsultiert seinen Laptop. »Neunzehn. Für vierunddreißig Yards.«
    In verschiedenen Ecken wird aufgestöhnt. »Der ist fertig, Coach«, sagte Jim. »Lasst uns Bruckner rausschicken, der hat wenigstens noch frische Beine.«
    »Nützt auch nichts, der kriegt doch keine Lücke, wo er durchkann«, sagt F-Bombe. »Wir müssen die Frontline umbauen.«
    Norm runzelt die Stirn und nippt an seinem Fiji Water. Skip hat ein Blatt ausgedruckt und hält es ihm hin, Norm liest die Statistik für das dritte Quarter laut vor. Ein Kellner kommt durch eine Seitentür, kurz wird ein Ausschnitt von der eigentlichen Skyloge sichtbar. Drüben ist reichlich Party, hüben ein langer Bürotag. Billy nimmt seinen Kaffee entgegen und trinkt ein paar Schluck. Er fühlt sich wohl hier drin. Enge Quartiere lösen ein Gefühl von Urgeborgenheit in ihm aus, von Intimität wie an einem gut gesicherten Lagerfeuer, das scheint etwas spezifisch Männliches zu sein. Hier ist ein langersehnter Ort mit absoluter Deckung, gerade weil er so höhlenartig anmutet und etwas Kumpelhaft-Exklusives ausstrahlt. Er würde so gern den Krieg in seinem Kopf löschen, nur einen Moment lang, und in der luxuriösen Vision schwelgen, er sei hier für immer.
    »Die Bears-Defense ist genauso eine harte Nuss wie alle andern dieses Jahr«, sagt Norm, vielleicht übt er schon für die Pressekonferenz nach dem Spiel. Er legt den Ausdruck beiseite und redet über die Köpfe der Bravos hinweg mit Albert, der sich so platziert hat, dass sie sein Gesicht nicht sehen können.
    »Albert, haben Sie unsern jungen

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