Die irre Heldentour des Billy Lynn
wenig Risiko zu haben.«
»Und dafür habe ich vollstes Verständnis, aber hier wird in einer vollkommen eigenen Arena gespielt. Wenn wir mit diesem Projekt potenzielle Investoren gewinnen wollen, müssen wir ein solides Paket vorweisen können. Und da können wir uns Schmuseverträge nicht leisten.«
Norm schwenkt mit dem Sessel zurück Richtung Spielfeld, und Billy wird klar, dass er gehofft hatte, den Deal vor dem vierten Quarter unter Dach und Fach zu haben. Zu spät, eben kommen die Spieler wieder aufs Feld. »Ich bin ganz sicher, dass Sie das einsehen«, Norm schwenkt kurz zurück zu den beiden Bravos, »es geht hier nämlich um sehr viel mehr als Geld. Unser Land braucht diesen Film, und zwar dringend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie diejenigen sein wollen, die ihn verhindert haben, dafür steht zu viel auf dem Spiel. Ich jedenfalls möchte nicht derjenige sein.«
»Das sehen wir ein, Sir. Und ich kann Ihnen versichern, Sir, wenn irgendetwas Schlimmes passiert, übernimmt Team Bravo bereitwillig die volle Verantwortung.«
Norm wirft seinen Managern einen Blick zu. Fast lächelnd, findet Billy. Der genießt das richtig. Hier herrscht eine enorm asymmetrische Dynamik, die Billy nicht ganz zu fassen kriegt, obwohl sie mit Händen greifbar ist.
»Sergeant«, sagt Norm, »das ist unser Angebot. Soweit ich weiß, ist es das einzige, das Sie haben, und Sie sind demnächst, nun ja, wieder im Irak. Hätten Sie nicht auch gern vorher etwas in der Hand? Etwas, das für Ihre ganze harte Arbeit und Opferbereitschaft steht, für den ruhmreichen Dienst, den Sie unserem Land erwiesen haben? Es ist vielleicht nicht so viel, wie Sie erhofft hatten, aber ich denke, die meisten Leute würden mir zustimmen, etwas ist besser als gar nichts.«
»Etwas wäre ja schön«, sagt Dime. »Etwas wäre prima. Aber das hier ist – «, er ringt keuchend nach Luft, »– das ist, keine Ahnung, es ist einfach nur trostlos , Sir. Wir hatten gedacht, dass Sie uns irgendwie mögen.«
»Das tu ich doch!«, brüllt Norm und schießt im Sessel hoch. »Ich mag euch! Ich halte die größten Stücke auf euch famose junge Männer!«
Dime schlägt beide Hände vor die Brust. »Siehst du?«, sagt er schwärmerisch zu Billy, »er mag uns! Er mag uns so gern, dass er uns voll in die Fresse ficken will!«
In Sekundenschnelle ist Albert auf den Beinen, scheucht die beiden Bravos mit einem wutstrahlenden Lächeln aus den Sesseln und fragt Norm nach einem Raum, wo er mit seinen »Jungs« reden kann, auch wenn Team Oglesby das Ganze mehr oder weniger locker nimmt, das war eindeutig eine Beleidigung. Dime hat die Grenzen der guten Manieren überschritten. Ein äußerst kurz angebundener Mr Jones bringt sie zu einem fensterlosen Kabuff mit einem halben Bad am Ende des Flurs, eine Art Massage- und Dekompressionskammer, findet Billy, möbliert mit einem kissenstarrenden Ruhebett, das er als »französisch« bezeichnen würde, ein paar Leder-Stahl-Sesseln, einer Massagebank und einem dickflorigen Perserteppich. Der allgegenwärtige Fernseher hängt weit oben in einer Ecke und läuft als erster von allen, die sie heute gesehen haben, nicht. Mr Jones wirft einen kurzen Blick ins Bad und geht dann einmal um die Massagebank herum. Es sieht aus wie ein Security-Schnellcheck.
»Heh, Mr Jones, ist das Zimmer hier verwanzt?«, fragt Dime. »Nichts dagegen, ich wollt’s nur wissen. Glaubt ihr, dass hier Wanzen sind?«, fragt er Billy und Albert, als Mr Jones wortlos den Raum verlässt. »Jede Wette, und ich wette, hier sind auch Kameras. Möchte wetten, dass das hier das Plätzchen für Norm und seine Tagschicht-Nutten – «.
»David, komm runter.«
»– hm, ahhh , guckt mal hier.« Er befummelt das Bett, dann macht er den Arschbombentest. »Auf dem Ding würd ich glatt auch’n paar hochkarätige Ärsche bearbeiten. Ich verwette meine Eier, dass das hier für Videos präpariert ist – «.
»Komm auf den Boden, Dave, bitte – «.
»– Milliardäre sind doch immer die schlimmsten Perverslinge – «.
»– halt endlich die Klappe, Dave, bitte, halt deine Scheißklappe, ja? Bitte, ja? Geht das? Ja? Danke.«
Dime setzt sich auf die Bettkante, schlägt die Beine züchtig übereinander, guckt zu Billy und fängt an zu lachen. Auch Albert guckt zu Billy, augenrollend. Billy hat sich den Ledersessel vor der Klotür geschnappt, so weit wie irgend möglich aus der Schusslinie.
»Du bist also bei ihm im Team ?«, schnarrt Dime.
Albert ragt wie ein
Weitere Kostenlose Bücher