Die irre Heldentour des Billy Lynn
Freunden von unseren Plänen für ihren Film erzählt?«
»Ja, na klar!« Alberts Antwort klingt einen Tick zu schwungvoll.
»Glückwunsch zu Ihrer Filmfirma, Sir«, sagt Dime. »Klingt kolossal.«
»Danke, Sergeant, haben Sie vielen Dank. Wir treiben das schon eine ganze Weile vor uns her, und wir sind begeistert, dass es endlich losgehen kann, unglaublich begeistert. Das wird mit Sicherheit eine Herausforderung, aber mit Albert im Team stehen unsere Chancen nicht schlecht. Und besonders begeistert mich, eure Geschichte auf die Leinwand zu bringen, und eins kann ich Ihnen versprechen, und das kann ich gar nicht genug betonen, dafür geben wir unser Letztes. Jeder hier kann Ihnen bestätigen, wenn ich zu etwas entschlossen bin, dann bleibe ich nicht auf halbem Weg stehen.«
»Norm liebt seine Arbeit«, sagt F-Bombe.
Alle lachen, Norm gluckst jungenshaft mit, der listige Wink mit seinem Ruf als Workaholic ist ihm nicht unrecht. Billy ist verblüfft über die Tiefe in Norms wässerig blauen Augen, über seine Aufrichtigkeit und den unverhohlenen Eifer, mit dem er Konkurrenz wie Kontakteknüpfen betreibt. Aus der Nähe betrachtet kann man kaum glauben, dass er so mies ist, wie es immer heißt.
»Ich glaube an eure Geschichte«, er sieht jetzt, nach einem ganz kurzen Seitenblick aufs Spielfeld, beide an, »und ich glaube daran, dass sie unserem Land guttun kann. Es ist eine Geschichte über Mut, Hoffnung, Optimismus, Freiheitsliebe und all die Überzeugungen, die euch junge Männer motiviert hat zu tun, was ihr getan habt, und ich denke, dieser Film wird unsere Kriegsbereitschaft nachhaltig wiederbeleben. Machen wir uns nichts vor, viele Leute sind mutlos geworden. Die Aufständischengewinnen ein bisschen an Boden, unsere Verluste werden größer, die Preise steigen, dass da manche die Nerven verlieren, ist ja ganz natürlich. Sie wissen nicht mehr, warum wir da ursprünglich mal hingegangen sind – warum kämpfen wir da überhaupt? Sie wissen nicht mehr, dass es Dinge gibt, für die sich wirklich lohnt zu kämpfen, und genau da setzt eure Geschichte an, die Bravo-Story. Aber wenn die Hollywood-Bagage da nicht dranwill, tja, ich springe gern ein, liebend gern. Das ist eine Pflicht, die ich mit Freuden auf mich nehme.«
Sohn Skip verschwindet fast im Monitor. Norms anderer Sohn – Todd? Trey? – hat den Sessel gedreht, um seinem Vater zuzuhören, das heißt, eben gerade tippt er eine Nachricht in sein Handy. Jim gießt sich an der Bar einen Sprudel ein. F-Bombe lehnt an der Wand, mümmelt ein Sandwich und wackelt im Sprechtakt seines Bosses mit dem Kopf.
»Ich habe sowieso meine Zweifel, was Hollywood angeht«, sagt der gerade, »die politische Einstellung, das ganze Kulturgehabe da draußen. Mit was für Ideen die da um sich schmeißen, was? Diese ganze Geschichte mit Hilary Swank – ja, ich weiß, tolle Schauspielerin, die würde das bestimmt toll hinkriegen. Aber eine Frau in der Hauptrolle setzt einfach das falsche Signal, aus meiner Sicht. Dies ist eine Geschichte über Männer , Männer, die ihr Land verteidigen, tut mir leid, aber nur darum geht’s.«
»Hilary bleibt trotzdem im Spiel«, mischt sich Albert ein, und alle lachen.
»Tut sie, tut sie«, räumt Norm grinsend ein. »Hab ich gar nicht bestritten. Und wenn sich rausstellt, dass es für unseren Film das Beste ist, sie zu besetzen, dann werden wir das auch tun. Ich bin nicht darauf aus, einen guten Film zu machen, ich will was Großartiges , etwas, das die Leute in hundert Jahren noch sehen wollen. Ich will einen Film, der in der Liga ganz oben mitspielt, bei den besten amerikanischen Filmen aller Zeiten.«
Damit scheint alles gesagt und geklärt, bis Dime den Mund aufmacht und alles versaut.
»Wie kommen Sie darauf, dass Sie das schaffen?«, fragt er spitz und lässt maliziös das Kinn hochschnellen, wie um etwas Verachtenswertes zu verscheuchen. Irgendjemand schnauft laut, jedenfalls kommt es Billy so vor, als er sich später an die Szene erinnert. Skip fährt von seinem Laptop hoch und klappt langsam den Monitor runter. Todd lässt die Finger in der Schwebe über der Handytastatur und glotzt. Bei F-Bombe setzen die Kaubewegungen auf halbem Weg aus.
»Pardon?« Norms verdutztes Lächeln verwandelt sein Gesicht in einen Pudding.
»Können Sie das wirklich, können Sie liefern? Sie wollen uns unsere Geschichte für fünfeinhalbtausend abkaufen, für mich klingt das allenfalls nach Klimpergeld. Dafür kriegen wir die an so ziemlich jeden
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