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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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verrückt werde.«
    Die letzten beiden Operationen waren für Frühjahr geplant. Im Januar wollte Kathryn mit ein paar Fachhochschulkursen anfangen, das heißt, sie musste, sonst würden ihr die Barmherzigen Banker vom College Fund Inc. Strafzinsen auf das Studentendarlehen aufbrummen. »Weißt du, was komisch ist?«, sagte sie. »Hier sind alle so lange rasend konservativ, bis sie mal krank werden oder die Versicherung sie übern Tisch zieht oder ihr Job nach China oder sonst wo ausgelagert wird, dann kommen sie plötzlich mit: ›Ooooch, was’n jetzt los? Ich dachte, Amerika ist das großartigste Land überhaupt, ich bin doch so ein guter Mensch, warum passiert mir so’ne fürchterliche Scheiße?‹ Und ich war genauso, Mann. Genauso blöd wie alle andern. Ich hab nie gedacht, dass mir mal was Schlimmes passiert, und wenn doch, dann gibt’s ein System, das alles wiedergutmacht.«
    »Hast vielleicht nicht energisch genug gebetet.«
    Kathryn lachte laut auf. »Ja, das wird’s wohl sein. Die Macht des Gebets, Alter.«
    Sie tranken. Kathryn hielt sich die kühle Bierdose an die Wangen, den Nacken, den Bauchnabel, und bei jeder Berührung explodierten Sterne in Billys Hirn. Er fragte, was ihre Mutter in Sachen Darlehen aufs Haus vorhabe.
    Kathryn zog die Brauen hoch. »Wer weiß denn, was die Frau so vorhat. Die ist völlig irrational, Billy. Die schert sich nicht um die Fakten. Aber du, mach dir bloß keinen Kopf wegen dem verdammten Darlehen. Ist nicht dein Leben, nicht dein Problem, meins auch nicht, eigentlich. Sie und Dad machen sowieso, was sie immer machen, wir halten die jedenfalls nicht davon ab.«
    »Wie hoch sind denn unsere Arztrechnungen?«
    » Unsere? Du meinst ihre . Also vermutlich auch meine, ganz genau gesagt.« Sie hob die Bierdose. »Plusminus vierhunderttausend. Da kommen immer noch Rechnungen für Sachen von vor einem Jahr.«
    Vier. Hundert. Tausend. Das war wie eine Erscheinung Gottes in all seiner nuklearen Glorie, omnipotent, allesverzehrend, unbegreiflich.
    »Unmöglich.«
    Kathryn zuckte die Schultern. Zahlen langweilten sie.
    »Nicht dein Bier, Bill. Lass es bleiben. Und behalt, was immer du bei deinem Filmdeal kriegst. Hau das ja nicht raus, bloß weil du die beiden rauskaufen willst.« Als Billy nichts dazu sagte, lachte sie kurz auf, rollte sich auf den Bauch, und ihr Po wölbte sich über dem Kreuzbein keck wie eine aus dem Meer ragende Tropeninsel.
    »Weißt du, was Dad diesem Mädchen zum sechzehnten Geburtstag gekauft hat?«
    »Welchem Mädchen?«
    »Also, Billy, unserer Schwester . Halb schwester.«
    »Nein, ich weiß nicht, was er ihr zum sechzehnten Geburtstag gekauft hat.«
    »Ein verdammtes Auto.«
    Billy schluckte und wandte sich ab. Was juckte ihn das.
    »Mustang GTO, du, fabrikneu. Da hatten sie ihn noch nicht gefeuert. Aber trotzdem.«
    Er spürte, wie sich die Luft in seiner Brust verhärtete. »Neu?« Er ärgerte sich, dass ihm die Stimme kippte.
    »Total jungfräulich.« Sie lachte. »Also sei kein Trottel. Was immer du für ihn oder Mom tust, die hauen das bloß auf den Kopf. Kümmer du dich um dich selbst und lass die machen, was immer sie machen.«
    Wenigstens die Frage nach der Autofarbe konnte er sich verkneifen. »Tja.« Er langte neben die Decke und riss ein Büschel verdorrtes Gras aus. »Ich hab sowieso nichts, was ich denen geben könnte.«
    Kathryn zog zwei neue Bierdosen aus der Kühltasche. Nach Billys Philosophie waren Schwipse bei Tageslicht Bonusschwipse; gemessen an dem Zeitrahmen, der einem auf Erden beschieden war, zählten die gar nicht, und das machte jeden Tagesschwips noch viel süßer. Gerade heute, denn was könnte idealer sein, als in der Sonne zu liegen und mit einer ausgesprochen heißen Blondine im Bikini Bier zu trinken? Es gab natürlich dieses eine Problem: Sie war seine Schwester, aber war das denn so schlimm, sich ein paar kurze Stunden lang etwas anderes vorzustellen? Allmählich bekam der Nachmittag einen flimmernden Bierschwipsglanz. Er hatte nichts dagegen, sich nach dem Leben »an der Front«, wie Kathryn es nannte, ausfragen zu lassen. Wie ist das Essen? Wie seid ihr untergebracht? Diese Iraker, wie sind die so, hassen die uns immer noch alle? Dabei berührte sie ihn ständig, tippte ihm auf die Schulter, kniff ihm in den Arm, strich ihm sogar mit nacktenFüßen die Jeansbeine hoch. Jeder Körperkontakt schärfte ihm die Sinne und machte ihn gleichzeitig passiv, entspannt, als ob ihm eine besonders gute Droge durch die Venen

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