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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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deichselt. Ich hab ein bisschen recherchiert, das scheinen wirklich gute Leute zu sein. Also, wenn du zu dem Schluss kämst ... sieh mal, ich sag ja nur, die würden dir dabei helfen.«
    »Kathryn.«
    »Was?«
    »Ich fahre.«
    »Verdammt noch mal!«
    »Ich werd schon durchkommen.«
    »Das weißt du doch gar nicht!«
    Sie war so wild entschlossen. Er war gerührt. Dann bekam er Schiss.
    »Nein, das weiß ich nicht. Aber wir kriegen die, und zwar weitmehr, als die von unsern Leuten kriegen. Und uns alle können die gar nicht kriegen.«
    Kathryn fing an zu weinen. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich, in eine demonstrativ nichtsexuelle, brüderliche Umarmung. Sie weinte noch heftiger und legte den Kopf an seine Schulter. Ihre Haare dufteten sauber und nach Wald, mit einem würzigen Hauch von Fenchel oder Farn gleich nach dem Regen. Ihr Weinen hatte etwas Friedvolles, es klang wie eine Art Musik oder Seelennahrung. Ihre Tränen krabbelten wie Schildkrötenküken über seine Brust. Das Letzte, woran er sich erinnerte, bevor er einschlief, war, dass sie ins Haus wollte, Kleenex holen, sie sei gleich wieder da. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er eingeschlafen war, bis er auf das Unangenehmste geweckt wurde von einem Rrummmsss , als wäre die Hintertür aus den Angeln gesprengt worden, und dann dem Whhhhhhiiiiiiirrrrrrrr vom neuesten Stand der Mobilitätstechnologie. Dieser Dreckskerl! Billys Herz flatterte wie ein Boxer-Speedbag, in seinen Augen sprühten winzige Gigabytes Schock, er drehte sich so ruckartig auf den Bauch, dass er sich verschiedene kleine Rückenmuskeln zerrte, ja, es war Ray, der über die Veranda sirrte.’dammter SCHEISS!!! Reißt man so einen Krieger aus dem Schlaf? Der Schreck löste sofort eine Serie hochtrainierter Quick-Response-Reflexe aus, das heißt: Hätte Billy zufällig sein M4 parat gehabt, Ray wäre etwa zu diesem Zeitpunkt ein dampfender Haufen Hamburger gewesen.
    Dieser Scheißkerl, der hatte das garantiert mit Absicht gemacht. Er würdigte seinen Sohn keines Grußes, nicht mal eines Blicks, aber Billy sah ein leises Grinsen auf seinen Lippen, ein feines Kräuseln in den Mundwinkeln. Ray bretterte die Rampe hinunter in den Garten. Billy war übel von dem Adrenalinstau in seinem Kreislauf, aber er stemmte sich hoch auf einen Ellbogen und sah sich um. Kathryn war weg. Er hatte einen ranzigen Geschmackvon den vielen Bieren vor seinem Nickerchen im Mund. Der Nachmittagshimmel hatte sich zugezogen, die Sonne war wolkenverschliert und sah aus wie ein im dreckigen Badewasser herumschwimmendes Stück Seife. Weiter hinten im Garten blieb Ray stehen und zündete sich eine Zigarette an. Ein echt harter Knochen, der Typ, grübelte Billy. Hochintelligent, schlagfertig und aalglatt, bei Streitereien mit ihm zog man immer den Kürzeren. Hatte nie ein College von innen gesehen und trotzdem einen Scheißhaufen Kohle verdient, früher. Jetzt klickte er das Feuerzeug wieder zu und tuckerte und holperte mit seinem Rollstuhl über die vielen Dellen und Rillen durch den Garten. Von hinten gesehen ein Bild trauriger Würdelosigkeit, das Ding bewegte sich etwa so anmutig wie ein Nilpferdhintern, und die exakt mittig aufgeklebte amerikanische Flagge wirkte wie ein grausamer, geschmackloser Witz, ein lahmer Gag von einem Möchtegernsatiriker.
    Billy legte sich wieder hin, stützte sich auf die Ellbogen und beobachtete seinen Vater. War die Familie nicht angeblich das einzig Sichere im Leben, das man umsonst kriegte? Die Punkte, die man fürs bloße Geborenwordensein bekam? Mit der Familie war man durch so viel dickes Fleisch und so viele ineinandergreifende Spiralen aus Geschichte, Genetik, gemeinsamen Interessen und Kämpfen verbunden, eigentlich müsste der Familientrieb doch der allerelementarste sein, würde man doch alles tun, um sich gegenseitig zu schützen und zu lieben, aber in Wahrheit war gerade diese Bindung, die eigentlich wie von selbst funktionieren sollte, der größte Härtefall. Der beste Beweis war ein Schnellcheck im Team Bravo. Holliday hatte bei seinem letzten Besuch vor dem Einsatz von seinem Bruder zu hören gekriegt: Ich hoffe, du kratzt ab da im Irak. Mangos Vater hatte dem fünfzehnjährigen Mango mit einem Schraubenzieher den Schädel eingeschlagen, und der einzige Kommentar von Mrs Mango war:Vielleicht hörst du jetzt endlich mal auf, deinen Vater zu ärgern. Dimes Großvater und ein Onkel hatten sich umgebracht. Lakes Mutter war opioidabhängig und hatte im Knast

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