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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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auf«, sagte Patty auf der Veranda. Sie war nur noch ein tränenerstickter, verrotzter Schwamm aus Schluckaufs und Schluchzern. »Mach keine verrückten Sachen. Bring bloß deinen Hintern heil wieder nach Hause.«
    Billy schnupperte noch einmal am Köpfchen seines Neffen, es war ein Duft mit einem Hauch von Gras im Frühling und noch warmem selbstgebackenem Brot, und übergab ihn wieder an Patty. Dann verhedderten sich alle drei in wechselseitigen Umarmungen.
    »Sag ihm das«, murmelte Billy und hielt seine Schwester umklammert, »wenn ich mal nicht da bin, musst du ihm erklären, dass ich gesagt habe, er soll nie zur Army gehen.«
    Kathryn wartete am Wagen. Sie weinte, sie lachte sich aus dafür, sie war fix und fertig von dieser ganzen schieren totalen Scheiße. Billy erinnerte sich später, dass sie bei der Umarmung immer wieder an ihm herumgegrabbelt hatte, so als rutschte sie gerade an einer Felswand ab und suchte klammernd nach Halt. Sie drückte die Wagentür hinter ihm zu, trat einen Schritt zurück und schlenkerte wild die Arme, die Karikatur einer Windmühle. Billy war völlig ausgepumpt, als käme er eben von einem Marathonlauf. Es fühlte sich an wie Organversagen, als ob sich sein Gesicht verflüssigte, aber dann rollte der Wagen die Auffahrt hinunter, das Schlimmste war vorbei. Kathryn stand winkend im Garten, als er davonfuhr. Patty winkte von der Veranda mit Brian auf einer Hüfte, und hinter ihnen, fast unsichtbar, weil das Glasin der Windschutztür blendete, sah Ray von seinem Rollstuhl aus zu. Billy fluchte in sich hinein und ließ sich in den Sitz sinken. Der Wagen nahm Fahrt auf. Sein Vater hatte also doch einen Auftritt hingelegt, und was sollte er damit anfangen?
    »Wollen Sie Musik?«, fragte der Fahrer. Er war massig, schwarz und ging deutlich auf die sechzig zu. Ein dicker Fleischwulst quoll über den Kragen seines Sakkos.
    Billy lehnte dankend ab. Erst etliche Blocks weiter sagte der Fahrer wieder etwas: »Is hart für die Familien«, im Predigersingsang. »Aber wenn nich, würd wohl was nich stimmen.« Er warf Billy einen Blick durch den Rückspiegel zu. »Bestimmt keine Musik?«
    »Bestimmt keine«, sagte Billy.

Wir sind alle Amerikaner hier
    BILLY ÜBERLEGT , wenn man die Besitztümer von allen Leuten, die er je kennengelernt hatte, zusammenzählen würde, dann käme man zwar auf einen ziemlichen Batzen, aber er wäre nichts gegen das Nettovermögen von Norman Oglesby oder »Norm«, wie er in den Medien, bei Freunden und Kollegen, bei Legionen von Cowboys-Fans und noch gewaltigeren Legionen von Cowboys-Gegnern heißt, die ihn aus verschiedenen Gründen verachten – zum Beispiel wegen seiner blasierten Leck-mich-Arroganz oder seines affigen Amerikas-Team-Gehabes oder der Entschlossenheit, mit der er die Marke Cowboys auf allem, vom Toaster bis zur Tulpenblüte, zur Hure macht –, die aber zugeben müssen, dass er Mumm und einen genialen Riecher hat, wie man richtig Kohle macht. Norm. Der Normster. Naaam . In den Fantasien von Fans, egal wo, spielt er die Hauptrolle, als Widerpart in endlosen imaginierten Streitereien und als Medium für die Erfüllung aller Arten von heimlichen Wünschen. Sykes probt schon seit Tagen seinen großen Moment, nölt Scheiß-Norm dies und Scheiß-Norm das, der geht mir so was von am Arsch vorbei, derkleine Norm, der hat Tresbnoski verkloppt, eh Norm, Scheiße, Mann, du! Vertickst deinen Weltklasselinebacker für’n Haufen hergelaufene Anabolikafresser? Aber als er dann dran ist und den Besitzer der Cowboys begrüßen soll, da kneift er den Schwanz ein und macht einen Diener.
    »Ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Sir«, druckst Sykes ehrerbietig. »Ich wollt Ihnen nur sagen, ich bin schon mein ganzes Leben lang ein Riesen-Cowboys-Fan.«
    »Nicht doch, Specialist Sykes, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, kontert Norm gönnerhaft. »Ich bin schon mein ganzes Leben lang ein Riesenfan der United States Army!«
    Die Zuschauer klatschen ausgiebig Beifall. Hooah, Norm! Sie stehen in einem kühlen nackten Raum tief in den Stadioneingeweiden mit Betonwänden und einem Allwetterbelag, so billig und dünn, dass es spürbar kalt von unten durchzieht. Hier soll Team Bravo ein Meet-and-Greet absolvieren, kleine Runde, nur Cowboys-Oberbonzen und ausgewählte Gäste, ungefähr zweihundert Leute, viele mit Familienanhang, wie sich’s gehört am Thanksgiving Day. Hier ist nur Oberschicht versammelt, Männer mit Schlips und Sakko, Frauen im schicken

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