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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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unterwegs, als Ein-Frauen-Stoßtrupp für den kleinen Kücheneinsatz.
    »Fort Riley, da ist eine Kundgebung organisiert. Dann Ardmore. Da ist – egal.« Er sah kurz zu Denise. »Dann Dallas, glaub ich.«
    »Zum großen Spiel!«, muhte Kathryn. »Und – triffst du Beyoncé?«
    »Ich weiß nicht mehr als du.«
    »Aber klar, Alter, wer’s glaubt. Also vermassel’s nicht. Die Chance, die aus den Schuhen zu fegen, kriegst du vermutlich nie wieder.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Dann pass auf, als Erstes erzählst du ihr, wie hübsch sie ist.«
    »Kathryn, das ist Beyoncé. Die muss nicht von mir hören, dass sie sexy ist.«
    »Alter, so was kann eine Frau gar nicht oft genug hören! Du gehst am besten direkt auf sie zu, so, ›Bey, joh, du bist der Hammer, Mädel, du siehst total superscharf und funky aus, deine Haare, echt geil und so weiter, meinste, wir machen was zusammen nach’m Spiel?‹ Patty, wär das nicht cool, Beyoncé als Schwägerin?«
    »Voll cool.«
    »Hört auf, ihr. Ich bin bloß’n Schütze Arsch. So was wie mich muss die nicht mal ignorieren.«
    »Hühnerkacke! So’n schmucker junger Hengst wie du, ein Held ! Die kriegt die Finger gar nicht mehr weg von deinem Stall!«
    »Geht die nicht grad mit diesem Jay-Z?«, fragte Patty.
    Denise fing wieder an zu weinen. Sie weinte, während sie die Arbeitsflächen sauber wischte, vor sich hin, es klang genau wie immer, wenn sie irgendein altes Lied summte, das ihr gerade in den Kopf kam. Kathryn schnalzte mit der Zunge, als wäre sie sauer, gereizt. Pattys Augen nahmen eine rosa Tönung an, aber sie riss sich zusammen. Einfach durchstehen, sagte Billy zu sich. Gleich in der Limousine würde es ihm wieder gut gehen, jetzt hatte er allerdings einen brikettgroßen Kloß im Hals. Das hier war zu seiner Überraschung schlimmer als bei seinem ersten Abflug in den Einsatz; beim zweiten Mal müsste es doch einfacher sein. Irgendwie schien er diesmal mehr zu verlieren zu haben, aber er hätte nicht sagen können, was. Da war also dieses Was, was immer das war, und außerdem kannte er die Bühne, auf die er zurückmusste, diesmal schon vorher.
    »Wo ist denn Ray«, plapperte Denise vor sich hin, als könnten Selbstgespräche helfen. »Vielleicht sollte mal jemand ...«
    Kathryn und Patty sahen kurz erst sich und dann Billy an. Er zuckte die Schultern. Rays Anwesenheit war offenbar unerheblichfür ihr Glück an diesem Morgen. Und die logische nächste Frage nahm Brian in Form der Antwort vorweg, indem er im Schlafanzug und mit schlafprallen rosaroten Bäckchen in die Küche getappst kam. Er kletterte bei seiner Mutter auf den Schoß, kuschelte sich ein und hing an ihr wie ein Koalababy im Busch.
    Möchtest du Saft?
    Nein.
    Cornflakes?
    Nein.
    Du möchtest nur ein bisschen bei Mommy sitzen.
    Ja.
    Brians Anwesenheit wirkte auf alle beruhigend. Er starrte pausenlos Billy an, weniger aus Neugier, so schien es, sondern eher wie ein Augenzeuge, als ob er sich auf eine uralte Schwerkraft konzentrierte. Besonders Billys Barett schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Hauptsache, er fängt nicht wieder mit seinen Warums an, dann ist alles in Ordnung, dachte Billy. Denise schenkte ihm Kaffee nach. Kathryn räumte seinen Teller ab. Die Uhr an der Mikrowelle war zwei Minuten weiter als die am Herd, die ihrerseits eine Minute weiter war als die Wanduhr, wenn man auf eine geguckt hatte, musste man jedes Mal auch auf die anderen gucken, es war eine Art endlose Suche nach Kongruenz. Dieser ewige Blick auf die Uhren war grauenhaft. Eine nach der anderen rückte vor auf 07:00 und dann weiter, und plötzlich zischte Kathryn leise: »Scheiße.« Von der Küche aus hatte man einen Blick durch das Wohnzimmer und das Fenster auf die Auffahrt, und eben fuhr ein schwarzer Lincoln Town Car vor.
    Hektisches Gedränge brach aus. Kathryn lief durch den Flur zur Haustür. Denise ging laut flennend zurück an die Spüle. Brian landete irgendwie auf Billys Arm und klemmte zwischen ihm und seiner schluchzenden Mutter, als Billy Patty umarmte, und Billy stellte sämtliche Sinne auf taub, weil das alles einfachzuviel war, das Weinen, die Trostlosigkeit, die ganze tragische Stimmung, aber wenigstens war Brian ein kleiner Schockpuffer. »Wiedersehen, Mom«, flüsterte er, dann ging er mit Brian auf dem Arm durch den Flur, und Patty lief so dicht dahinter, dass sie ihm ständig in die Hacken trat. Kathryn war schon in der Auffahrt und half dem Fahrer, Billys Gepäck im Kofferraum zu verstauen.
    »Pass auf dich

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