Die irre Heldentour des Billy Lynn
Geld bleibt.«
»Hört mal«, sagt Crack, »Norm ist doch schwerreich, stimmt’s? So Milliardär oder so was, stimmt’s? Also, der muss ja eigentlich bloß’n Scheck ausstellen, wenn er den Film will.«
»Aber für uns «, sagt Day. »Für unsere Story, joh.«
»Genau. Und zwar so schnell wie scheißmöglich.«
»Denk dran, mich spielt Wesley Snipes.«
»Dich spielt deine Momma.«
»Fick dich, die is doch gar nich hässlich genug. Urkel spielt ihn.«
»Richard Simmons. Wird nachgedunkelt.«
»Nee, dieser schwarzer Zwerg, der Catcher. Master Blaster.«
»Wieso schiebt’n der den Scheck nich rüber?«, greint Crack in Dimes Richtung. »Einfach so, stell den aus, du Mistbock, du willst doch wohl auch die Truppen unterstützen, oder? Wie kriegt man eigentlich so Typen dazu?«
Och, denkt Billy, sagt es aber nicht, wir könnten rübergehen, ihn uns schnappen, auf den Kopf stellen und so lange schütteln, bis das ganze Geld rausfällt. Dime reagiert auf nichts. Die klassische Dime-Masche, nicht unüblich, wenn er sich langweilt oder sein Blutzucker sinkt, nur dass er diesmal just in einem Moment ausfällt, in dem Billy ganz dringend seinen Rat braucht, er weiß doch nicht, wo er hinsoll mit diesem Wunder, das gerade sein Leben in die Luft gejagt hat. Gedanken an Faison schießen ihm ins Hirn, so soll Crack angeblich wirken, wie ein Powerball direkt in die neuralen Lustzonen, und selbst wenn jetzt bei ihm kein knallhart böser Geist voll aufdreht und ausrastet, spürt Billy definitiv Dinge, die er nicht unter Kontrolle kriegt. Alter, die war scharf auf dich. Nee, Scheißdreck, die ist auf dir ABGEDÜST . Er ertappt sich bei der Frage, ob das wirklich passiert ist. Das ist doch einfach zu perfekt, genau die Sorte Einbildung, die sich ein verzweifelter Infanterist zusammenträumt, der frustrierte, ADS-geschüttelte Durchschnittssoldat, dessen Innenleben vor allem aus totgekochten Sexfantasien besteht. Andererseits kennt Billy Selbstzweifel nur zu gut, den Selbstzweifel und seine Cousine, die tadelnde Stimme, zwei treue Gefährten, immer abrufbereit, um ihm über die heiklen Klippen seines Lebens zu helfen, und trotzdem, trotzdem ... sein unterer Rücken tut noch immer höllisch weh. Er hat auch Faisons Duft noch an den Händen und auf der Brust. Auf seinen Ärmeln schimmern rötlich goldene Haare wie Lichtzeichen von einem fernen Gebirgszug. Wenn das keine Einbildung war und er nicht auf Crack ist, was soll er dann bloß machen? Also, damit es wirklich wird. Damit es bleibt. Er braucht Rat von seinem Sergeant, so schnell wie möglich, denn die Zeit rennt davon.
»Jungs, die Lage hellt sich auf«, sagt Sykes. Ein halbes Dutzend Cheerleaderinnen kommt auf sie zu, Faison ist nicht dabei, aber Josh mit einer Sporttasche über der Schulter. Er geht zu den Bravos, zieht die Tasche auf und lässt einen Haufen Footballs vor ihre Füße plumpsen.
»Was soll’n das sein?«
»Das sind eure Eier«, sagt Josh.
Unsere Eier.
»Ja, die wollen, dass ihr beim Fotoshooting alle einen Football in der Hand habt.«
Ein paar Bravos murren, aber keiner sagt etwas. Sie beäugen die Bälle, stupsen mit den Zehen daran herum, gucken in ein fernes Irgendwo, als ob nichts von alledem etwas mit ihnen zu tun hätte. Billy wartet auf eine Chance, mit Dime allein zu reden. Die Cheerleaderinnen stehen dabei, aneinandergekuschelt, mit eingezogenen Schultern und zusammengepressten Beinen, damit es etwas wärmer wird, und pressen sich die Pompoms wie riesige Muffs vor die Brust. Team Bravo schießt sehnsüchtige Blicke hinüber, aber niemand bringt den Mut auf hinzugehen.
»Joh, Josh, schon was raus wegen der Halbzeit?«
»Noch nicht. Ich lasse es euch wissen, sobald ich etwas höre.«
»Du passt aber schön auf uns auf, stimmt’s, Josh? Nicht dass wir irgend’n Schwachsinn machen müssen.«
»Oder was Schweres.«
»Oder was Schweres, genau. Wir wollen im Fernsehen nicht wie’n Haufen Vollpfosten rüberkommen.«
»Keine Bange, Jungs«, versichert Josh. »Ich denke, das wird einfach gut laufen.«
Eine besonders klirrende Windbö verschlägt allen kurz die Sprache. »Wieso müssen wir eigentlich hier draußen im Kalten rumstehen?«, jammert Lodis.
»Laut Sender soll das Fernsehteam längst hier sein«, sagt Josh.
»Tja, isses aber nich!«
»Bleibt locker. Die kommen ganz bestimmt jede Minute.«
»Schick doch Norm die auf’n Arsch.«
Alle drehen sich zu Norm um.
»Mit wem quatscht’n der?«, fragt Day. Josh runzelt die Stirn,
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