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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Hüftschlenker bricht Billy fast das Rückgrat, so fühlt es sich jedenfalls an, als er innehält, jedes bisschen Lebensluft ist aus ihm herausgequetscht, seine Wirbel ploppen wie Noppenfolie. Dannist es vorbei, bis auf ein paar auslaufende Nachbeben. Und Faison löst, als hätte sie gerade einen Schiffsuntergang überlebt und müsste sich an den Strand schleppen, langsam ein Bein nach dem anderen von Billy. Ihre Stiefel haben wieder Boden unter sich. Sie sackt an ihn.
    »Alles okay?«
    Sie brummelt etwas und guckt zur Seite, ob wirklich niemand zusieht. »Mein Gott«, murmelt sie, und dann langt sie wie ein Kind, das mit seinen Gedanken ganz woanders ist, an ihm hoch und rückt zerstreut seinen Silver Star zurecht. Als sie einen Schritt zurücktritt und zu ihm hochsieht, hat sie Tränen in den Augen.
    »So schnell war ich noch nie mit jemandem«, flüstert sie. »Aber es ist nichs Unrechtes. Ich weiß, dass es das nicht ist.«
    Er schüttelt den Kopf, der dabei an ihren Kopf tippt. »Ist es nicht«, brummelt er in ihre Haare.
    »Hat einfach mit dir zu tun, mit irgendwas an dir. Vielleicht wegen dem Krieg.« Sie packt ihn im Nacken und zieht ihn so zu sich, dass sie ihm in die Augen sehen kann. »Wie alt bist du?«
    »Einundzwanzig.«
    Er zwingt sich, ihrem Blick standzuhalten. Nach ein, zwei Sekunden tun ihm die Netzhäute weh.
    »Deine Seele ist viel älter.«
    Könnte aus einem Film sein, denkt Billy, aber es stört ihn nicht. Vielleicht ist da sogar was Wahres dran, im Irak wird man in Hundejahren älter. Er zieht sie an sich, und sie sinkt ihm sofort an die Brust.
    »Wir sollten hier lieber weg«, murmelt sie.
    »Du bist unglaublich.«
    Sie seufzt. Keiner von beiden rührt sich. Die Stimmen vor der Trennwand entfernen sich in den Raum. Billys Erektion lässt nicht nach und tut weh, aber das ist jetzt anscheinend nicht zu ändern.
    »Ich will ehrlich sein«, flüstert sie, »ich bin keine Jungfraumehr. Ich hatte drei Freunde, aber das waren alles lange Beziehungen. Ich springe nicht locker mit meinem Körper um, nur dass du das weißt.«
    Er nickt und beugt sich hinunter, um an ihrem Nacken zu schnuppern. Unter dem blumigen Parfum ist ein kräftiger wurzeliger Duft herauszuriechen, wie Süßkartoffelpüree. Ihr Geruch. Er wüsste nicht, dass er je so glücklich war.
    »Für mich ist das was wirklich Ernstes«, flüstert sie weiter, »mit jemandem intim zu sein.«
    »Für mich auch«, haucht Jungfrau Billy in ihren Nacken.
    »Aber wenn man sich wirklich was macht aus jemandem und Vertrauen hat und weiß, bei dem ist das auch so, dann find ich’s in Ordnung, körperlich intim zu werden. Das braucht aber Zeit, nicht? So ein Vertrauen aufzubauen. Das kommt nicht nach ein, zwei Dates oder nach ein paar Wochen, das braucht Zeit , wirkliche innere Bereitschaft, sich gegenseitig zu achten. Bei mir zum Beispiel, also wo ich jetzt stehe in meinem Leben, ich brauch mindestens drei Monate, bevor ich an so einen Grad von Vertrauen mit jemandem komme.«
    Ziemlich viele Informationen auf einmal, denkt Billy, aber es stört ihn nicht. Er weiß, was seine Bravo-Kumpel sagen würden: Lass uns jetzt gleich ficken, dann hast du die drei Monate gut.
    »Völlig in Ordnung«, flüstert er. »Aber ich möchte dich unbedingt wiedersehen, wenn ich zurückkomme.«
    Sie hebt den Kopf. »Zurück von wo?«
    »Na, Irak. Wir beenden hier nur noch unsere Tour.«
    »Du – wie bitte ?« Sie flüstert noch, aber lauter. »Du musst zurück ? Aber das hat niemand, warte mal, alle gehen doch davon aus, oh mein Gott, dass euer Einsatz aus ist. Oh mein Gott. Wann denn?«
    »Samstag.«
    » Samstag?« Jetzt schreit sie auf, aber ihre Stimme bricht weg.Sie fährt sich mit einer Hand in die Haare, als ob sie sie ausreißen wollte, und bei der Geste werden Billy die Knie weich. Nur Frauen , denkt er – nur seine Mutter, seine Schwestern und jetzt Faison, nur sie haben je wirklichen Schmerz seinetwegen geäußert, und ihm brennen die Augen vor Dankbarkeit für die gesamte weibliche Menschheit. Faison stellt sich auf Zehenspitzen für einen wilden Kuss, und Billys Erektion, die auf Halbmast geschlummert hatte, springt sofort wieder auf Habacht.
    »Oh mein Gott«, flüstert sie, »könnten wir nicht einfach – «.
    »Cheerleaderinnen!«, bellt eine Frau mit Drillsergeant-Organ, »Antreten in der Halle!«
    »Ah, Scheibenhonig, ich muss los.« Faison gibt Billy einen letzten Kuss und schmiegt eine Hand um seine Wange. »Du, äh ...«
    »Gib mir deine

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