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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Nummer.«
    »Ich hab mein Telefon erst ganz neu!« Soll heißen –???? »Komm mich besuchen, ich bin an der Zwanzig-Yard-Linie.«
    Sie stupst den Hinterkopf gegen die Kante der Trennwand, dann dreht sie sich um. »Billy«, murmelt sie, versucht zu lächeln und taumelt, als ihre Blicke sich treffen. Dann ist sie weg.

Ein beschissener Film mit
Jamie Lee Curtis
    BILLY HAT KEINE AHNUNG , wie sie hierhergekommen sind. Da ist eine Leerstelle, als hätte ihn eine Gehirnerschütterung für eine halbe Stunde aus dem Fluss der Zeit geschubst, jetzt ist er hier auf dem Spielfeld ausgesetzt. Team Bravo läuft mit Norm & Co kurz vor der Endzone im Stadion herum, in der Hufeisenkurve, wo der Wind zerrt und sticht wie Unterströmungen und Harpunenhaken, in Kreiseln wie bei einer Klospülung. Der Transsekt, den die offene Kuppel aus dem Himmel schneidet, hat die Farbe und die Maserung von zerbeultem Zinn, eine böse Schwäre in Blutergusssepia und Brackwassergrau, ein Omen für wetterbedingtes Elend aller Art. »Gibt Schnee«, sagt Mango, Team Bravos Winterwetterexperte, »kann ich riechen«, aber niemand nimmt von ihm Notiz. Sie glucken zusammen wie die Trainer beim Time-Out und hecheln über die Filmsache. Irgendwas ist passiert, schließt Billy, irgendwas Bahnbrechendes hat sich entwickelt, während er anderweitig beschäftigt war. Howard und Grazer sind anscheinend raus. Hanks ist definitiv raus, Stone warnie drin, und Clooneys Leute rufen weiter beharrlich nicht bei Albert zurück, aber Norman Oglesby ist plötzlich in die Bresche gesprungen, er verspricht, oder sagen wir: stellt in Aussicht oder: hätte die nicht ganz weit hergeholte Möglichkeit , mit einer robusten Millionenfinanzspritze in die Produktion einzusteigen –.
    »Er ist fasziniert«, in Alberts Worten, und fasziniert meint einen Grad von Interesse schon oberhalb des reinen Blablas, aber noch unterhalb des tatsächlichen Kohle-auf-den-Tisch-Legens. »Die Idee gefällt ihm, und ihr Jungs gefallt ihm. Aber der Tag ist noch jung.«
    Der Tag ist jung, die Bravos haben aber nur noch zwei Tage, und im Labyrinth des Filmvertragswesens ist das eine jämmerlich kurze Lunte. Erst muss dies passieren, dann muss das passieren und gleichzeitig oder nacheinander noch weitere circa dreißig Sachen, und zwar ohne dass einem irgendeine inzwischen wegbricht, und soweit Billy mitgekriegt hat, lebt das ganze Verfahren von einem unfassbaren Verbalgewebe aus Angst und Gier. Man realisiert ein Projekt, indem man jedermann von der Realisierung überzeugt, wobei die eigene Überzeugung in erster Linie ein Dunstgebilde aus Doppelzüngigkeit, Aufbauschen, Ausflüchten, Scheinheiligkeit und nackten Lügen ist. Mit einem Wort: Beschiss. Nicht dass Billy deshalb schlecht von Albert denkt. Offensichtlich beinhaltet das Verfahren einfach riesige Täuschungsmargen; jeder geht davon aus, dass alle anderen lügen, so lange, bis sich aus der tonnenweise erzeugten heißen Luft eine kritische Masse herauskristallisiert, dann hören alle auf. Also, mit dem Lügen. Eine Art Wahrheit hat sich realisieren lassen. Ob dieses Geschäftsmodell irgendwas mit der Qualität des in Hollywood hergestellten Produkts zu tun hat, darüber nachzudenken hat Billy noch keine Zeit gehabt.
    Irgendwer, die Leute von irgendwem – von Hank? Grazer? Swank? –, hatte gesagt, es sei scheißegal, beziehungsweise gesagthatten sie so wertvoll wie Köttel aus’m Affenarsch , dass die Bravo-Story eine wahre Geschichte ist, denn in der Kostenkalkulation stelle Wahrheit einen Nullwert dar. Das hatte die Soldaten gekränkt, aber Albert hatte empfohlen, es einfach abperlen zu lassen. »Sind eben Arschlöcher«, hatte er gesagt, »macht euch deshalb keinen Kopf.«
    Nur dass die Arschlöcher anscheinend immer auf dem Geld sitzen. Im Augenblick steht Albert mit windverstrubbelten Haaren am Rand und telefoniert. In derselben Entfernung auf der anderen Seite der Bravos hält auch Norm gerade eine Handykonferenz ab.
    »Vielleicht telefonieren die miteinander«, sagt A-bort.
    Dime schüttelt nur den Kopf und kauert sich wegen der Kälte zusammen. Er wirkt eingefallen. Er ist angeödet. Sein Energiepegel sackt ab. Major Mac ist zur Seitenlinie spaziert, dort steht er und starrt zum Torpfosten hoch, als ob der Zeichen und Wunder offenbaren könnte.
    »Hab meiner Mom versprochen, ich kauf ihr’n Auto«, sagt Lodis. »Hunnerttausend, Momma, geh los und such dir ein’ aus! Hat sie gemacht, und jetz sitzt sie zu Haus und weiß nich, wo das

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