Die irre Heldentour des Billy Lynn
Mund sprotzt ein puddingsüßes: »Glückwunsch.«
»Ja, ich mein, nein, ich mein, haben wir ja alle, klar. Aber dieses Mädchen und ich, Sergeant, wir haben sozusagen Kontakt gehabt.«
»Billy, mach hier nicht den Volltrottel.«
»Doch, Sergeant, haben wir. Da ist was passiert.«
Dime wird plötzlich wach. »Die hat dir einen geblasen?«
»Na ja, nein. Aber wir haben rumgemacht.«
»Blödsinn.«
»Ich schwör’s bei Gott.«
»Blödsinn! Wann war das denn?«
Billy schildert kurz das Zusammentreffen, sagt ehren- und anstandshalber aber nichts von Faisons Orgasmus.
»Du Arschloch«, sagt Dime sanft. »Du lügst doch nicht, oder?«
»Nein, Sergeant, tu ich nicht.«
»Das sieht man.« Dime fängt an zu lachen. »Soldat Lynn, Sie sind ein Arschloch. Was zum Teufel hast du der denn erzählt, damit – «.
»Eigentlich hab ich das Erzählen meistens ihr überlassen.«
»Genial. Schlaues Kerlchen. Damit kommst du bestimmt noch oft im Leben an Sex, Billy.«
»Danke. Aber ich wollte Sie eigentlich fragen ... also, warum ich mit Ihnen reden ...«
Dime sieht ihn ausdauernd an.
»Also, sie soll mir nicht verloren gehen, Sergeant. Was kann ich denn machen, um sie nicht zu verlieren?«
» Was? Jesus, Mensch, was denn verlieren , Billy, wie lange warst du mit ihr zusammen, zehn Minuten? Ihr habt euch mal kurz verstöpselt, prima, hervorragend, freut mich wirklich sehr für dich, aber ich denke nicht, dass es da irgendwas zu verlieren gibt. Sie war lieb zu dir, richtig? Du bist ein Held, sie hat was Liebes für die Truppen getan. Und wir sind hier im Dienst bis zweiundzwanzig Uhr, also ich wüsste nicht, wann ihr euch deiner Meinung nach wiedersehen könntet. Mein Vorschlag, versuch, an ihre E-Mail-Adresse zu kommen, vielleicht könnt ihr euch auf e-Ficken verlegen, wenn wir wieder im Irak sind.«
Billy ist elend zumute. Natürlich hat Dime recht, es ist absurd, auf irgendeine Zukunft mit Faison zu hoffen, aber dann fällt ihm wieder ein, wie zärtlich sie die Hand um seine Wange geschmiegt und wie willig ihr Becken seine Stöße aufgenommen hat. Ihr weit offener Mund beim Küssen. Ihre Augen voller Tränen. Ihr knochenbrechender Orgasmus. Man will ja kein hirnloser Flachwichser sein, aber wie viel wirklicher geht’s denn noch?
Einer der Zeugwarte wird aufmerksam und fragt, ob sie Lust auf einen Gang durch das Equipment-Depot haben. Herzlich gern, sagt Dime. Ennis, sagt der Mann und streckt die Hand aus. Er ist drahtig, um die sechzig, hat eine beginnende Wampe und das Tumbleweed-Timbre der texanischen Eingeborenen. »Wir sind ja so stolz, euch heute bei uns zu haben«, sagt er auf dem Weg am Ausgabeschalter vorbei zu einer Seitentür. »Werden Sie von allen korrekt behandelt?«
»Ausgezeichnet, von allen.«
»Freut mich zu hören. Für unsere besonderen Gäste sorgen wir ja immer gut.« Schon in der Tür schlägt ihnen eine steife Brise aus Plastik- und Ledergerüchen entgegen.
»Boah. Wie halten Sie das hier drin aus, ohne dauerhigh zu sein?«
»Ach, wissen Sie, kommen Sie hier mal dienstags morgens rein, wenn einen Tag lang zu war, Mann, da werden Sie wirklich high.«
Das Equipmentdepot hat die Ausmaße eines kleinen Flugzeughangars, reihenweise Spinde, so weit das Auge reicht, Regale, Stellwände mit Eimern und Kisten, Riesenstahltische, Werkbänke, rollbare Trittleitern, das gesamte Inventar vom Teppichboden bis zu den Türgriffen variiert die Teamfarben Blau und Silbergrau, eine sehr schmale Palette. »Ein Weltklasseteam lassen Sie im heutigen Football ohne Weltklasse-Equipment ja gar nicht mehr aufs Feld«, tönt Ennis, und Billy hat den Verdacht, dass sie soeben den Gipfel gut geölten Geschwafels erreichen. »Football ist ein equipmentzentrierterSport, und bei den vier, fünf Tonnen Material, mit denen wir es hier zu tun haben, geht natürlich nichts ohne Inventarlisten und Organisation. Man muss ja erst mal haben, was man finden will, nicht wahr? Und man muss erst mal finden, was man benutzen will, die beste Ausrüstung der Welt nützt Ihnen gar nichts, wenn die als Staubfänger irgendwo im Schrank liegt. Und wir sprechen hier von mehr als sechshundert Artikeln.«
»Klingt nach ziemlich viel«, sagt Billy.
»Ist es auch, junger Mann, Sie müssten mal unsere Tourlisten sehen. Wenn Sie damit operieren müssen, brauchen Sie ein Team von detailorientierten Mitarbeitern. Null Toleranz bei Fehlern, das ist unser Prinzip.« Sie bleiben vor den Trikots stehen, akkurat nach Auswärts- und Heimspielfarben
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