Die irre Heldentour des Billy Lynn
sortiert und aufgehängt. Ennis erläutert die Elasthanstreifen für festen Sitz, die extralangen Schöße mit Elasthaneinfassung, die feuchtigkeitregulierenden Qualitäten von Funktionsstoffen der Raumfahrtära. Billy zieht einen Bügel mit der Nummer 78 heraus und hält ihn hoch; sie glucksen gemeinsam über das unglaubliche Format des Trikots, mit dem Stoff könnte man eine vierköpfige Familie einkleiden. Und weiter geht’s zu den Schuhen, eine ganze Wand vom Boden bis zur Decke nur Regale voller Schuhe, Schuhe, Schuhe, Schuhe und noch mehr Schuhe, sonst nichts.
»Wow«, sagt Dime. »Sind ja viele Schuhe.«
»Beeindruckend, hm? Und die brauchen wir alle auf. Wir verbraten pro Spielzeit knapp dreitausend Paar, und das werden jedes Jahr mehr. Denn, wissen Sie, im Trainingslager? Da hab ich schon solche Hitze erlebt, da fallen Schuhe einfach auseinander, dabei ist das hier Top-Qualität, nicht so Ex-und-Hopp-Kram von Wal-Mart.« Jeder Spieler, erzählt Ennis weiter, brauche drei verschiedene Schuharten für Kunstrasen, eine für trockenen, eine für feuchten und eine für nassen Untergrund, außerdem Nockenschuhe für echten Rasen und ein Paar mit Schraubstollen, auchfür Rasen, plus Stollen in vier verschiedenen Längen, je nach Wetter und Platz. Weiter geht’s zu den Stahltischen voll aufgestapelter Brustpanzer, Stapel für Stapel, Reihe für Reihe wie Gebeine in einer Katakombe der Alten Welt. Zwölf Arten, das heißt, eine für jede Spielposition, jeweils vier verschiedene Größen plus Schutzwesten für die Rippen und alle nur denkbaren Maßanpassungen. Und jetzt zu unserem Helm. Allerwichtigster Teil unserer Ausrüstung. Der Helm ist eine Welt für sich, ein Juwel der Hightech-Ingenieurskunst nach dem letzten Stand der Orthopädie- und Aufprallforschung. Außenschale aus topinnovativen Polymeren, Harzen und Epoxiden, hält sogar das hier aus: WAMMMM , die beiden Soldaten schnellen jäh zurück, als Ennis den Helm mit voller Wucht auf den Boden knallt. Und, was sehen Sie hier. Nichts. Beeindruckend, hm? Kein Vergleich mit Ihren Kevlarwesten, aber meine Jungs müssen ja nun auch keine Kugeln abfangen. Das Innere, genauso wichtig, kann man aus Kieferpolstern, Schaumstoffeinlagen und Luftkammern individualisiert so ausgestalten, dass ein perfekter Sitz und der maximale Schutz gewährleistet sind. Dann hier, damit pumpt man die Luftkammern auf, über die Nippel da am Helmrand. Trotzdem kommt es immer wieder zu Gehirnerschütterungen, sehr sehr oft. Diese Jungs können ja zulangen. Hier haben Sie unsere Gesichtsgitter, in fünfzehn verschiedenen Varianten, Kinnriemen in sechs individuellen Maßen, Mundschutz in einer Fülle von Varianten und Farben. Die Quarterbackhelme haben integrierten kabellosen Funk für die direkte Kommunikation mit dem Coach. Jede Woche werden alle Aufkleber abgezogen und neue aufgeklebt, die Schalen werden mit Abrazzo gescheuert und mit Bohnerwachs poliert.
Ist’n Haufen Arbeit, sag ich Ihnen. Kaugummi, halten wir in fünf Geschmacksrichtungen für die Jungs vor, das da sind circa zwei-, zweieinhalbtausend Kisten. Klettstreifen und -etiketten hier, damit die Ausrüstung bequem sitzt und eng anliegt, manwill dem Feind ja nichts zum Festkrallen bieten. Pads für Hüften, Oberschenkel und Knie, sortiert nach Typ, Größe und Stärke. Aufgeraute Handschuhe für die Receiver, gepolsterte Handschuhe für die Linemen. Orthopädische Einlagen, in allen Größen. Baseball-Caps. Strickmützen. Elektroschrauber für die Stollen. Körperpuder. Sonnenschutz. Riechsalz. Zweiundzwanzig verschiedene Sorten Bandagen und Tapes. Gels, Cremes, Wundsalben, antibakterielle und Antipilz-Salben. Kühltaschen. Kartonweise Gatorade-Pulver. Ja-haha, Freunde, aber das ist noch nicht alles. Für kalte Klimaverhältnisse wie heute haben wir die Mützchen hier, Thermounterwäsche, Fäustlinge, Muffs, chemische Handwärmer, Frostschutzcreme, Thermosocken, Heizdecken für die Bank. Wasserabweisende Thermojacken, Spezialanfertigung, damit der Brustpanzer drunterpasst. Regenponchos, genauso. Wir verbrauchen pro Spiel siebenhundert Handtücher und bei nassem oder besonders heißem Wetter locker das Doppelte.
»Und wo haben Sie die Anabolika?«, fragt Dime.
»Oh-oh, das ist hier ein schmutziges Wort. Jetzt zu den Bällen. Als Heimmannschaft sind wir verpflichtet, sechsunddreißig fabrikneue Bälle vorzuhalten, plus noch mal zwölf, die von der Fabrik direkt an die Referees gehen, die schreiben da ein K drauf, denn nur
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