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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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transportierten Möbel … Mit einem Anflug von Untröstlichkeit sah sie all die Blätter durch, wie eine Archivarin kurz vor der Pensionierung, bis sie ein Papier jüngeren Datums entdeckte. Es trug das Emblem von Mudanzas La Ibérica, und als sie es gelesen hatte, stieß sie einen Freudenschrei aus. Denn vor ihr lag der Zettel mit den Arztterminen, den Rebeca Gabriel und Bundó vor der letzten Umzugsfahrt gegeben hatte. Eindeutiger konnte die Botschaft nicht sein, es war, als setzte sich jemand mit ihr in Verbindung, um ihr Anweisungen zu geben.
    Daten der ärztlichen Kontrolluntersuchungen von Gabriel Delacruz und Serafí Bundó
    (Ja, ich weiß, besser wäre alles an einem Tag, aber das ist nicht möglich).
    Ort: Mútua del Transportista. Clínica Platón, Calle Platón, 33.
    Donnerstag, 20. April, 9 Uhr morgens: Blutprobe. Da muss man nüchtern hinkommen – das heißt, ohne zu frühstücken, Bundó.
    Freitag, 28. April, 10 Uhr morgens: Augenarzt. Dr. Trabal.
    Freitag, 5. Mai, 10.30 Uhr morgens: HNO. Dr. Sadurní.
    Montag, 8. Mai, 9 Uhr morgens: allgemeinärztliche Untersuchung. Frau Dr. Pacharán.
    Der Tanz der Ziffern und Tage berauschte sie und raubte ihr die Sinne. Fürs Erste sah sie sich außerstande, dieses Gewirr zu deuten. Welcher Tag war heute? Schon Freitag? Donnerstag? Donnerstag, der 27. April? Ja, oder? Eine Kollegin im Käfig, Montse hieß sie, hatte die köstlichen Pastis sets de Tortosa mitgebracht. Oder war das gestern gewesen? Sie hatte keinen Kalender im Haus und verfluchte sich für ihre Empfindlichkeit. Als sie im Dezember einmal in der Markthalle einkaufen war, hatte ihr die Metzgerin beim Bezahlen einen Taschenkalender geschenkt, mit einem Bild von honigsüßen Kätzchen. Kitschig und lächerlich hatte sie ihn gefunden und gleich weggeworfen, obwohl sie wusste, dass er ihr eines Tages fehlen würde. Es war jedes Jahr das Gleiche. Von den ganzen Zahlen brummte ihr der Kopf. Sie trat auf den Treppenabsatz hinaus und klingelte bei der Nachbarin. Die öffnete und wischte sich die Hände an ihrer Küchenschürze ab. Sie kochte wohl gerade das Abendessen.
    »Welcher Tag ist heute?«
    »Was?«
    »Welcher Tag ist heute, Mariona?«
    »Donnerstag, meine Hübsche.«
    »Und welche Zahl, ich meine, welches Datum?«
    »Donnerstag, der 27. April. Der Tag Unserer Lieben Frau von Montserrat. Aber sag, was ist los mit dir, Rita? Komm rein, ich hab die Tortilla auf dem Herd …«
    »Nein, danke. Tschüs …«
    Ihre Worte verklangen im Flur. Wie so oft, hatte sie vergessen, die Tür hinter sich zu schließen, und die Nachbarin tat es für sie. Rita rechnete derweil an ihren Erfolgschancen herum. Eins der Daten war schon Vergangenheit, aber drei lagen noch in der Zukunft, drei strahlende Gelegenheiten – 28. April, 5. Mai und 8. Mai –, die in allen Kalendern der Welt rot markiert sein sollten wie Feiertage.
    Am nächsten Morgen rief sie im Käfig an und erzählte den Kollegen, sie sei mit einem völlig zugeschwollenen Auge aufgewacht – Gerstenkorn nannte man das, nicht wahr? – und müsse zum Arzt. Im Gewand einer Halbwahrheit fühlte sich die Lüge für sie besser an und bereitete sie zugleich auf das Zusammentreffen vor. Wir können das, Christofs, definieren als die Anwendung des Stanislawski-Systems auf das Theater des Berufslebens.
    Gabriel und Bundó hatten ihren Termin beim Augenarzt um zehn Uhr vormittags. Um halb zehn war Rita schon zwanzig Mal vor der Klinik auf und ab gelaufen. Um Viertel vor trat sie ein, fragte nach dem Augenarzt und setzte sich ins Wartezimmer. Dort saßen drei Männer, aber keiner von ihnen war Gabriel. Auch nicht Bundó, was gerade noch gefehlt hätte. Eine Arzthelferin fragte sie nach ihrem Namen, doch sie sagte, sie sei nur gekommen, um eine Freundin zu begleiten.
    »Sie hat heute Morgen angerufen und mich gebeten, mitzukommen«, behauptete sie. »Und jetzt ist sie noch gar nicht da. Ihr ist ein Auge zugeschwollen, ich weiß nicht, ob das rechte oder das linke, und je nachdem, was Doktor Trabal sagt, muss ich sie vielleicht nach Hause bringen.«
    Die Arzthelferin glaubte ihr. Rita hatte all die Papiere mitgebracht – die ihr ja endlich den perfekten Vorwand verschafften, um mit Gabriel zu reden – und begann vor Nervosität die Plastikecken der Mappe abzuknibbeln. Die nächsten Minuten verbrachte sie, als würde sie einem Tennisspiel zuschauen, ihr Blick flog unentwegt hin und her, zwischen Mappe und Tür. Einer nach dem anderen wurde hineingerufen, neue Patienten

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