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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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Viertelstunde, das auf dieser Fahrt eher leere Parkdeck zu durchqueren, und am anderen Ende fanden sie ein paradiesisches Plätzchen. Ein zur Kokospalme mutierter Kranlaster spendete ihnen Schatten, und das kristallene, ölige und gefilterte Wasser des Unwetters umspielte ihnen die Füße und überzog sie mit einem Schillern von Benzin und Korallen. Anna begriff, dass die Gelegenheit einzigartig war, also trat sie schweigend auf die beiden Brüder zu, umarmte sie und begann ihnen die Geschlechtsteile zu liebkosen. Die Jünglinge gewahrten, wie ihnen augenblicklich eine Erektion wuchs, eine exotische Frucht. Auf eine Geste von Anna hin knieten alle drei und fuhren mit den Liebkosungen fort. Die Brüder warfen sich einen überraschten Blick zu, doch im nächsten Moment übernahm die Droge schon wieder die Führung. Anna streckte sich auf dem Boden aus und bat sie, den ganzen Sand abzulecken, der ihr den Körper panierte. Als Raymond und Ludovic dann zu naschen begannen, jeder an einer Brustwarze, gellte das Wiehern des Pferdes durch das Parkdeck wie ein göttlicher Eingriff.
    »Aufhören, Ruhe!«, befahl Anna. »Das ist Sans Merci, der uns ruft. Der Hengst. Wir müssen ihn jetzt sofort befreien!«
    Sie sprang auf, und die Brüder folgten ihr, wohl oder übel. Alle drei zitterten sie vor Kälte. Ihre Haut war ölverschmiert, aber sie sahen es als Sonnenbräune. Anna bat die beiden, sie hochzuheben, damit sie den Horizont absuchen konnte.
    Monsieur Champions Jeep mit Pferdeanhänger stand keine zehn Meter von der tropischen Oase entfernt. Der Aufseher des Parkdecks, der nun in seiner Kabine schlief, hatte ihnen einen Platz ohne weitere Fahrzeuge in der Nähe zugewiesen, um ihnen das Rangieren zu erleichtern. Auf dem Boden neben dem Anhänger lagen Stroh- und Heuhalme verstreut, weil Ibrahim Sans Merci noch gefüttert hatte, ehe er hinauf an Deck gegangen war. Der Hengst schrie abermals, und so vermochte Anna das Verlies zu orten, in dem er gefangen gehalten wurde. Sie begaben sich dorthin, und mit einer Geschicklichkeit, wie sie allein dem Zustand der Halluzination eigen ist, schoben sie die Türverriegelung auf.
    Der Hengst reagierte nervös auf das metallische Geräusch, bäumte sich auf und wieherte. Anna begann ein Wiegenlied zu singen, um ihn zu beruhigen. Zugleich öffneten die Brüder langsam die Tür und klappten die Rampe des Anhängers herunter. Der Anblick von Sans Mercis Rückseite mit dem gekämmten Schweif und den sehnigen bandagierten Fesseln zog sie in einen religiösen Bann. In seiner Aufregung ließ das Tier einen Haufen goldener Exkremente fallen. Der warme Duft umhüllte die drei. Anna fuhr fort, zu singen, Raymond vermisste seine Gitarre, und Ludovic fing an, mit der Zunge zu schnalzen. Klack, klack, klack, klack.
    Auf dieses Zeichen hin trat Sans Merci einen Schritt zurück, wie er es bei Ibrahim gewohnt war, und suchte mit dem Huf die Rampe.
    Klack, klack, klack, klack.
    Ein weiterer Schritt. Da klopfte ihm Raymond von der Seite auf die Kruppe, und das Pferd fasste Vertrauen. Noch drei Schritte mehr, und sie hatten es draußen. Sans Merci wieherte wieder, ein wenig erschrocken, doch Raymond strich ihm noch einmal über die Kruppe, und er beruhigte sich. Anna schlüpfte in den Hänger und fand dort Zaumzeug. Ganz langsam legten sie es dem Pferd an und das Pferd ließ es geschehen.
    Klack, klack, klack, klack.
    Nun, da sie ihn ganz sahen, in der aristokratischen Haltung des Vollbluts, kamen sich die drei jungen Leute für einen Moment sehr klein vor. Die Wirkung der Droge begann nachzulassen.
    »Wir müssen nur bis zur englischen Küste reiten, dann bist du frei, Sans Merci«, flüsterte Anna ihm ins Ohr. Und sie suchten, ihren Schritt an den Rhythmus des Pferdes anpassend, nach einem Weg ins Freie, der sie nicht ein weiteres Mal durch den Dschungel führen würde.
    »Wollen Sie etwa Ihr Pferd verspielen?«, fragte im selben Moment Gabriel oben in der Bar. Auf seinen Vorschlag, die Partie zu beenden, hatte der Franzose mit dem tödlichen Blick und mit einem verächtlichen Lachen geantwortet.
    »Ich bin es, der hier gerade verliert, und ich entscheide, wie lange es geht«, hatte dieser erwidert und seine Zigarre so rabiat im Aschenbecher ausgedrückt, dass der Stumpen dabei zerkrümelte.
    »Aber Sie haben nur noch drei Groschen, und die englische Küste ist schon in Sicht«, hatte ihm Bundó entgegnet. »Das holen Sie im Leben nicht mehr auf.«
    »Geben Sie die Karten aus und halten Sie den Mund, nom

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